Dortmund.
Das Dortmunder Versorgungsamt verlässt seinen Sitz an der Rheinischen Straße. Die Behörde wird spätestens zum Herbst 2011 aus dem Gebäude der ehemaligen Hoesch-Hauptverwaltung ausziehen und mehrere Etagen eines Bürogebäudes an der Unteren Brinkstraße 80 in Körne beziehen. Das geht aus internen Unterlagen der Stadtverwaltung hervor, die der WAZ vorliegen.
Betroffen von dem Umzug sind rund 130 Mitarbeiter. Dem historischen Gebäude an der Rheinischen Straße droht nun der Leerstand.
Der Umzug des auch für Bochum und Hagen zuständigen Amtes nach Körne passt eigentlich genau ins Sparkonzept der schuldengeplagten Stadt. Denn dem Behördensitz standen neue Mietforderungen ins Haus, die den städtischen Etat zusätzlich belastet hätten. Nun kann die Verwaltung die durch die Übersiedlung der früheren Landesbehörde erreichten Ersparnisse auf insgesamt 160.000 Euro pro Jahr beziffern. Gemäß der Kooperationsvereinbarung der drei beteiligten Städte spart Dortmund jährlich 81.000 Euro.
Neue Forderungen des Gebäude-Eigentürmers
Wohl auch wegen dieses Spareffektes winkte der Finanzausschuss die nichtöffentliche Verwaltungsvorlagen auf seiner jüngsten Sitzung einstimmig durch. Das letzte Wort hat nun der Rat am Donnerstag.
Hintergrund der plötzlichen Entwicklung sind neue Mietforderungen des Gebäudebesitzers, einer Immobilienfirma aus München. Der Mietvertrag, den noch das Land NRW als früherer Träger der Versorgungsämter geschlossen hatte, ist im Sommer ausgelaufen. Die Verhandlungen gestaltete sich seitdem offenbar schwierig. Sie wurden zusätzlich erschwert, weil zwischenzeitlich auch eine Schweizer Gläubigerbank des Eigentümers ins Spiel kam. Die Verwaltung bezeichnete die Verhaltensweisen der Eigentümerseite inzwischen als „wenig vertrauensvoll”.
Das letzte Mietangebot der Eigentümer von Anfang August belief sich dann auf eine Kaltmiete von rund 480.000 Euro plus 220.000 Euro Nebenkosten, unterm Strich also 700.000 Euro. Das schien der Stadt inakzeptabel, zumal die Energiekosten des 90 Jahre alten Gebäudes exorbitant hoch sind und die Heizungsanlage als besonders störanfällig gilt.
Die Verwaltung entschloss sich daraufhin, sich nach einem neuen Standort umzusehen - und wurde bei den Gebrüdern Dreier in Körne fündig. Den Unterlagen zufolge sicherten die Dreiers zu, an der Unteren Brinkstraße 80 rund 3800 Quadratmeter Büro- und weitere 1700 Quadratmeter Archivfläche herzurichten. Die Gesamtmiete ab Oktober 2011 wurde auf jährlich 540.000 Euro mit einer Laufzeit von 15 Jahren festgelegt. Allein die Energiekosten liegen um etwa die Hälfte unter dem bisherigen Wert an der Rheinischen Straße.
Akten sind noch nicht digitalisiert
Besonders aufwändig dürfte sich allerdings der Umzug des Versorgungsamtes gestalten. Der enorme Aktenbestand - in den Archiven lagern rund 500.000 Akten in Papierform - muss nun eingepackt und nach Körne transportiert werden. Eigentlich hatte man gehofft, die Akten noch vor einem möglichen Umzug digitalisieren zu können. Doch die Digitalisierung wird erst 2014 abgeschlossen sein.