Scharnhorst. Das Piercing steckte tief im Hals, an den Füßen hingen Plastikringe voller Perlen: Die Tierschutzorganisation “Arche 90“ hat eine ausgehungerte Taube in Scharnhorst gerettet, die voller Schmuck behangen war. Ein Tierarzt musste den Vogel in einer Operation von den gefährlichen Anhängern befreien.
So einen Fall hat "Arche 90"-Pressesprecherin Gaby Bayer in den 24 Jahren seit der Gründung der Organisation noch nicht erlebt: Die Schmucktaube, die Bürger nach dem schweren Pfingst-Unwetter in Scharnhorst fanden, strotzte nur so voller lebensbedrohlicher Anhängsel. Ihr unbekannter Besitzer hatte dem Tier einen Metallring voller Schmuck-Anhänger tief in die Halshaut getrieben. Zudem baumelten von seinen Füßen Perlen und selbst gebastelte Glöckchen aus Draht, die an dicken Plastikringen hingen.
"Der Schmuck behinderte die Taube beim Essen", erzählt Bayer, "deshalb war sie sehr mager und schwach." Die Tierschützerin hat eine Vermutung, wie es zu der Schmuckaktion kommen konnte: "Im arabischen Raum schmückt man so seine Lieblingstiere." In Deutschland gelte das als Tierquälerei.
Einfach abmachen konnte man die Anhänger nicht - zu sehr waren sie schon eingewachsen. Am Montagvormittag brachte "Arche 90" das geschwächte Tier zu einem Tierarzt. Er entfernte das Piercing mit einem Seitenschneider, die roten Perlen an den Füßen mussten gar mit einer Säge abgeschnitten werden, da sie dem Tier offenbar schon als Küken angelegt worden waren.
Nun erholt sich die Taube in einer privaten Voliere von "Arche 90"-Mitgliedern von den Strapazen. Dort dürfe sie auch bleiben, so Bayer, "als ganz normale Taube".