Dortmund.. Von wegen seltsames Hobby: Auf Europas größter Messe für Modellbau und Modellsport, der „Intermodellbau“ in Dortmund, zeigen Hunderte Aussteller, wie großartig die Welt in klein sein kann. Über 20 000 Modelle werden präsentiert, darunter ein durchsichtiges U-Boot, der New Yorker Hafen aus Papier und eine Modellbahn im Dunkeln.

Peer Steinbrück hätte einmal fast die Katze seiner Tochter umgebracht. Nicht aus Versehen, sondern aus blanker Wut. „Hätte ich eine Waffe zur Hand gehabt“, so der ehemalige Bundesfinanzminister in der FAZ, „wäre es später zu staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen gekommen“. Nanu? Ein Bundespolitiker schwelgt öffentlich in solch mordlüsternen Gedanken? Was hat den Mann nur so auf die Palme gebracht?

Nein, weder Eurokrise noch WestLB hatten etwas mit den blutigen Fantasien des Ex-Ministers zu tun, der Grund war viel simpler: Anderthalb Jahre lang hatte Steinbrück damals an dem Modell eines dänischen Linienschiffs gebastelt, anderthalb Jahre „Höllenarbeit“, wie er gesteht. Und dann, es waren nur noch wenige Handgriffe zu tun, sprang plötzlich die Katze in das mühsam zusammengebaute, fast fertige Modell. Peng! – alles umsonst.

Die meisten Besucher der „Intermodellbau“ werden dieses Gefühl nur allzu gut kennen. Ihr Hobby – lange Zeit als seltsame Keller-Beschäftigung introvertierter Spinner verschrien – besteht aus wochenlanger, manchmal jahrelanger Frickelarbeit, die durch den kleinsten Fehler in Sekunden zunichte gemacht werden kann.

Sprungbrett in den Ingenieursberuf

Eine Arbeit, die derzeit einen Imagewandel durchlebt: Der Modellbau gilt nicht mehr als sonderbare Freizeitbeschäftigung, sondern gilt heute als ein Hobby, das nicht nur Konzentration und technisches Geschick schult, sondern auch als Auseinandersetzung mit der Vergangenheit dienen und als Sprungbrett in den Ingenieursberuf genutzt werden kann.

Auf Europas größter Messe für Modellbau und Modellsport, der „Intermodellbau“ in Dortmund, treffen jährlich Zehntausende Hobbybastler auf Hunderte Aussteller: Es werden Workshops angeboten, Neuigkeiten vorgestellt und die neuesten Tricks ausgetauscht. Vom 18. bis 22. April wird die Messe in den Westfalenhallen 2 bis 8 präsentiert. Der Zutritt für Hunde und Katzen ist – Herr Steinbrück würde es sicherlich begrüßen – allerdings nicht erlaubt.

„WR-Schnitzeljagd“ durch die Messehallen

Auf 50.000 Quadratmetern präsentieren knapp 550 Aussteller über 20.000 Einzelmodelle und über 40 Modellbahnanlagen. Es gibt Modellschiff-Vorführungen im Wasserbecken, außerdem Flugshows mit Modellflugzeugen und -hubschraubern sowie verschiedene Rennen mit Modellfahrzeugen.

Damit vor allem Kinder und Jugendliche bei diesem riesigen Angebot nicht den Überblick verlieren, veranstaltet die WR an jedem Tag der Messe eine große „WR-Schnitzeljagd“ durch alle Messehallen. Hier können die Teilnehmer Fragen beantworten, Rennen fahren, Geschicklichkeitstests absolvieren, Modelle bauen und bei vielen weiteren spannenden Aktionen mitmachen. Dabei gibt es tolle Preise zu gewinnen, zum Beispiel einen ferngesteuerten Ferrari, einen Polizeiwagen, ferngesteuerte Hubschrauber und Flugzeuge, Wurfgleiter und vieles mehr. Teilnahmekarten gibt es an den Eingängen zur Messe. Die Siegerehrungen finden von Mittwoch bis Samstag um 17 Uhr und am Sonntag um 16 Uhr im Flugareal der Halle 3B statt. Achtung: Die Gewinne können nur an anwesende Teilnehmer ausgegeben werden!

17 Deutschland-Premieren

Die Modellbahnanlagen kommen aus neun verschiedenen Ländern Europas. 17 von ihnen feiern Deutschland-Premiere, einige werden sogar zum ersten Mal überhaupt der Öffentlichkeit präsentiert. Eines der Highlights ist etwa eine „Nachtanlage“ aus Polen, die in einem abgedunkelten Kasten präsentiert und nur von den Hunderten Modelllämpchen der Anlage beleuchtet wird.

Zum ersten Mal gezeigt wird auch eine Modellbahnanlage, die ausschließlich von Schülern gebaut wurde. Vier Schulen aus der Republik, darunter auch das Heinrich-von-Kleist-Gymnasium in Bochum, hatten das Projekt auf der Messe im vergangenen Jahr angestoßen. Ein Jahr lang haben die Schüler in ihren Modellbau-AGs an dem Gemeinschaftswerk gebastelt.

Unikate

Es werden auch jede Menge Unikate präsentiert: Ein Modellbauer etwa zeigt den New Yorker Hafen im winzigen Maßstab 1:1250. Gebäude und Schiffe sind damit nicht größer als eine Handfläche – und zudem komplett aus Papier. Etwas größer und stabiler mussten zwei andere Tüftler ihr Modell konstruieren: Das U-Boot aus Plexiglas soll den Besuchern ermöglichen, auch die Funktionen im Rumpf zu betrachten.

In zahlreichen Seminaren und Workshops halten Fachleute zudem Vorträge rund um die Themen Modellbau und Modellsport und geben wertvolle Tipps für Einsteiger und Profis. Hier können Besucher zum Beispiel erfahren, wie man am besten in das Hobby einsteigt und welche Dinge dabei unbedingt zu beachten sind. Auch können Anfänger in Workshops die ersten Modellbau-Schritte üben. Fortgeschrittene Bastler können beispielsweise etwas über die Arbeit mit Effektfarben lernen, über Strahlantrieb und Turbinenmodelle, über den Hochstart mit Schlauchgummi oder die „Faszination Carbon“.

Nostalgie-Klassiker

Zum zweiten Mal können Besucher auch mit einem echten Nostalgie-Klassiker anreisen: Die 1943 gebaute Güterzug-Dampflokomotive 52 8134 mit Wagen aus den fünfziger und sechziger Jahren fährt von Siegen nach Dortmund zur Messe und abends wieder zurück. Die weiteren Einstiegshalte sind: Kreuztal, Altenhundem, Finnentrop, Plettenberg, Altena und Lethmathe.

Geöffnet ist die Messe (Westfalenhallen 2 bis 8) vom 18. bis 21. April jeweils von 9 bis 18 Uhr sowie am 22. April von 9 bis 17 Uhr. Weitere Infos gibt’s unter http://www.westfalenhallen.de/messen/intermodellbau/