Dortmund. Neun türkische Herdenschutzhunde sind zurzeit im Tierschutzzentrum untergebracht. Für sie findet sich so leicht kein neuer Besitzer.

Ali ist zweieinhalb Jahre alt und muss warten. Darauf, dass er ein neues Zuhause findet. Länger vielleicht als andere Hunde, die mit ihm zusammen im Tierheim leben. Denn der türkische Herdenschutzhund ist ein ganz besonderes Kaliber. „Mehr wie ein Pony“, beschreibt ihn Tierheimleiter Dirk Rojahn. Bis zu 90 Kilo werden diese Tiere schwer. Rojahn verzeichnet einen bedenklichen Trend: Ali ist einer von neun türkischen Herdenschutzhunden, die zurzeit im Tierschutzzentrum untergebracht sind. Und für sie findet sich so leicht kein neuer Besitzer.

„Für die Haltung eines solchen Hundes braucht man ein größeres Grundstück und Erfahrung“, ist Rojahn überzeugt. Die Aufgabe des „Kangals“ in seiner Heimat: Die Schafsherde zu verteidigen. Wenn nötig sogar gegen Wölfe. „Er ist sehr eigenständig und fängt sich in seiner Heimat seine Nahrung selbst“, weiß Rojahn. Vor allem brauche der Hund eine Aufgabe. Dass ausgerechnet ein so anspruchsvolles Tier zum Trendhund wird, stellt das Tierheim vor ein Problem. „Wir brauchen bei der Auswahl eines neuen Halters etwas länger“, sagt der Tierheimleiter.

"Wir sind voll belegt"

Die Mitarbeiter des Tierheims sind kreativ, durchforsten Internetseiten, die sich speziell mit der Rasse beschäftigen und inserieren dort die eigenen Hunde. Drei bis vier solcher Herdenschutzschunde hätten in diesem Jahr vermittelt werden können. Das Problem ist bei diesem Tier wie bei vielen: „Die Menschen schaffen sich einen Welpen an und nach einem Jahr haben sie ein Problem.“

Wie beliebt Welpen seien, zeige sich auch regelmäßig im Tierheim. Doch Hundebabys gibt es dort nur selten. Zurzeit sind rund 65 Hunde im Heim untergebracht. Sowie etwa 70 Katzen und 25 Kleintiere. „Damit sind wir voll belegt“, sagt Dirk Rojahn. Das liege allerdings nicht an den Sommerferien, die gestern begonnen haben. „Die Spitzen wie früher gibt es nicht mehr“, meint Rojahn. Vielmehr verzeichne das Tierheim seit einigen Jahren eine kontinuierliche Zunahme von Tieren. „Die Haltung eines Tieres kostet eben Geld, und das ist bei den Menschen nicht im Überfluss vorhanden“, meint der gelernte Tierpfleger.

Fundtiere der Feuerwehr melden

Die meisten sind Fundtiere, das heißt, sie werden von der Feuerwehr gebracht oder von Bürgern, denen ein Tier zugelaufen ist. „Der offizielle Weg ist, die Polizei oder Feuerwehr zu rufen.“ Oder direkt das Tierheim. Dass das Tierschutzzentrum nicht aus allen Nähten platzt, sei dem Engagement der Mitarbeiter zu verdanken, die viele Tiere vermitteln, betont Rojahn. „So hält sich das zurzeit in etwa die Waage.“

500 bis 600 Hunde werden bis Ende des Jahres im Tierheim abgegeben worden sein, schätzt der Leiter. „Und etwa doppelt so viele Katzen.“ Davon gebe es zurzeit übrigens viel Nachwuchs, der von den Mitarbeitern gepäppelt wird – „und dann aber auch immer schnell einen neuen Besitzer findet.“