Dortmund.. 550.000 Tonnen Lebensmittel entsorgt der deutsche Handel jährlich. Waren, die nicht mehr verkauft werden können, sammelt aber auch der gemeinnützige Verein und versorgt damit über 10.000 Bedürftige in Dortmund.
Das Mindesthaltbarkeitsdatum des Vanillepuddings ist noch nicht ganz erreicht und doch wäre das Produkt längst im Abfall eines Lebensmittelhändlers gelandet, wenn es nicht als Spende an die Dortmunder Tafel gegangen wäre.
Insgesamt elf Millionen Tonnen Lebensmittel wandern jedes Jahr in deutsche Mülltonnen. Davon entfallen 550.000 Tonnen auf den Handel sowie 6,7 Millionen Tonnen auf Privathaushalte. Das sind die Ergebnisse einer Studie der Universität Stuttgart, die eine neue Debatte über die Bedeutung des Mindesthaltbarkeitsdatums ausgelöst hat.
Das zumindest beweist auch die Arbeit der Tafel, die Lebensmittel vor der Entsorgung bewahrt, indem sie Waren sammelt, die aus verschiedensten Gründen nicht mehr verkauft werden können und an Bedürftige weitergibt. Darunter auch Produkte mit überschrittenem Mindesthaltbarkeitsdatum.
„Natürlich fragen die Kunden manchmal, warum wir ihnen abgelaufene Waren anbieten, aber dann klären wir sie auf, dass sie noch genießbar sind“, so Wortmann. Genau das wird zuvor in einer „Qualitätskontrolle“ überprüft. Dabei werden etwa Obst- und Gemüsespenden nach Verfallserscheinungen untersucht und bei einer Palette Joghurt wird ein Becher zur Kontrolle geöffnet.
3200 Tafel-Ausweise in Dortmund
Schon als Kind habe er gelernt, dass man Essen nicht einfach wegwerfe. Doch seit er bei der Tafel arbeite, achte er noch mehr darauf. Daher begrüßt er es, dass das Mindesthaltbarkeitsdatum und das Wegwerfverhalten der Bürger in der Öffentlichkeit thematisiert werden. „Es kann nicht sein, dass so viel weggeworfen wird, wenn nicht alle Menschen genug zu Essen haben.“
Rund 3200 Tafel-Ausweise sind in Dortmund im Umlauf. Dahinter stehen etwa 7000 bis 8000 Menschen, die als Bedürftige den Service der Tafel – in der Osterlandwehr 31-35 und den sieben weiteren Ausgabestellen – in Anspruch nehmen. Voraussetzung dafür ist ein Nachweis über die Bedürftigkeit – zum Beispiel ein amtlicher Bescheid über den Bezug von Sozialleistungen. Zudem erreicht die Tafel rund 10.000 weitere Dortmunder über soziale Einrichtungen wie Suppenküchen, die sie mit Lebensmitteln beliefert.
60 bis 70 Tonnen pro Woche
Doch um all ihre Kunden versorgen zu können, ist der Verein auf Spenden angewiesen. Die bekommt er in der Regel von Lebensmitteleinzel- und ab und zu von Großhändlern. 60 bis 70 Tonnen pro Woche kommen im Durchschnitt zusammen, doch die Menge schwankt je nach Saison.
„Die ersten zwei Wochen nach Weihnachten bekommen wir noch relativ viele Essensspenden, danach folgt aber für gewöhnlich eine große Ebbe“, so Wortmann. Die ist meist erst im Frühjahr überwunden, wenn wieder mehr Obst und Gemüse in den Verkauf kommen. Zusammen mit den Überproduktionen der Bäckereien bilden sie den Hauptbestandteil des Tafel-Sortiments.
Die Entwicklung, dass Märkte dazu übergehen, selbst Produkte über das Haltbarkeitsdatum hinaus als reduzierte Ware zu verkaufen, ist auch Wortmann nicht entgangen: „Das könnte unser Sortiment verändern.“ Dennoch ist er zuversichtlich, weiterhin Obst, Gemüse sowie Brötchen für die Tafel zu bekommen.
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