Dortmund..
Sie sind klein, schwarz-weiß und im wahrsten Wortsinn Suchbilder. Bald täglich finden sie sich auf den Seiten der Dortmunder Medien: Die Fotos von unbekannten EC-Karten-Betrügern, nach denen die Polizei bisher vergeblich fahndete. Die Suche nach den Tätern ist ein „hochaktuelles Problem“, bestätigt Polizeisprecher Manfred Radecke. Denn trotz verstärkter Sicherheitsmaßnahmen der Kreditinstitute: Die Zahl der Betrugsfälle am Bankautomaten nimmt wieder zu.
Allein 2010 verzeichnete die Polizei Dortmund 679 Fälle von EC-Karten-Betrug. Und damit eine deutliche Steigerung zum Vorjahr. Zum Vergleich: Von Januar bis Mai 2010 gab es 255 Betrugsfälle mit der EC-Karte. Im selben Zeitraum 2011 stieg die Zahl schon auf 285. Immer dann, wenn die Polizei bei der Fahndung auf der Stelle tritt, setzt sie auf die Öffentlichkeit. Das geflügelte Wort - „Wer kennt diesen Mann?“ - begegnet Lesern schon beim Frühstück und Usern auf entsprechenden Internetseiten, etwa auf der Blaulichtseite von DerWesten.
Wenn dazu noch ein Foto erscheint, steigen die Chancen, den Unbekannten zu erwischen. Es gebe tatsächlich Täter, die sich nach einer Veröffentlichung stellen. Viel häufiger aber kommt es vor, dass Bekannte, Nachbarn, „Freunde“ oder Feinde der Polizei einen Tipp geben. „Die Hinweisgeber sind oft unsere letzten Hoffnungsträger“, so Manfred Radecke. Immerhin: Die Aufklärungsquote liegt zumeist bei gut 40 Prozent.
Und um was für Täterprofile handelt es sich? Die Klassiker „sind Wohnungseinbrecher oder Autoknacker, die EC-Karten erbeuten und versuchen, damit Geld abzuheben.“ Hinzu kommen Taschendiebstähle. Immer dann besonders problematisch, wenn die Geheimzahl auf der Karte oder einem Zettel im Portemonnaie steht. „Nur ein kleiner Prozentsatz spioniert Kunden gezielt aus.“ Heißt: Die meisten Täter sind Einzeltäter - keine organisierten Profis.
„Anzeige gegen Unbekannt“
Geht der Betrüger der Polizei ins Netz, muss sich die Staatsanwaltschaft mit ihm beschäftigen. Die „Anzeige gegen Unbekannt“ kann sich weitestgehend in Luft auflösen, „wenn etwa der Enkel die Oma betrogen hat“, sagt Oberstaatsanwältin Ina Holznagel. Dann könne der Enkel schon mal mit einem blauen Auge und etwas gemeinnütziger Arbeit davonkommen. Ist der Täter aber ein Serien-Täter, hat er ein langes Vorstrafenregister und betrog im Rahmen eines organisierten Verbrechens „sind auch langjährige Haftstrafen drin“, so Holznagel.
Bei der Sparkasse, dem Kreditgeber mit dem größten Bankautomaten-Netz in Dortmund mit 170 Geräten, hat man das Problem erkannt, spricht aber nur von Einzelfällen, in denen Kunden tatsächlich zu Schaden kämen. „Wir investieren ständig in die Sicherheit unserer Systeme“, so Jeanette Bludau. Und: Man lasse Kunden nicht allein: „In der Regel bekommen die Kunden ihr Geld zurück.“ Der Schaden werde aus einem Fonds beglichen.
Info
Fahndungen können über Monate ergebnislos laufen, aber nur per Beschluss des Amtsgerichts eingestellt werden.
In den vergangenen Jahren entwickelten sich die Fallzahlen in Wellen: 1672 Fälle 2006 (Aufklärungsquote: 40,61 Prozent); 1045 im Jahr 2007 (41,34 Prozent); 555 Fälle 2008 (38,38 Prozent); 552 Fälle 2009 (29,89 Prozent). 2010: 679 Fälle. 2011: mutmaßlich mehr.
Übrigens: Die veröffentlichten Fahndungsbilder haben in der Regel deswegen eine so schlechte Qualität, weil sie aus laufenden Videoaufnahmen stammen.