Dortmund.
Es ist vermutlich kein Zufall, dass der Vorstoß der Familienministerin so heißt, wie die beliebten Schnapp-Hundeleinen. Denn mit der „Flexi“-Quote lässt Kristina Schröder die Unternehmen an der langen Leine. So lang, dass in Dortmund nicht mal verlässliche Zahlen zum Thema ‘Frauen auf Führungsebenen‘ existieren.
Hintergrund ist die Diskussion um den Frauenanteil in den Chefsesseln der Führungsetagen. Während die Familienministerin auf Selbstverpflichtung seitens der Unternehmen setzt, drängt Arbeitsministerin von der Leyen auf eine gesetzliche 30 Prozent-Quote zuvorderst für die Aufsichtsräte. Wie ist der Ist-Zustand in den Betrieben? Welche Vorgaben haben sie sich selbst bis 2020 gesetzt? Das ist auf www.flexi-quote.de für die Großen der Branchen abzulesen. Und vor Ort?
Die Wirtschaftsförderung der Stadt Dortmund winkt als erste ab und verweist auf das Büro der Gleichstellungsbeauftragten. Susanne Bryller resigniert: „Keiner beschäftigt sich so wirklich damit“. Sie recherchiert und erkennt: „Das ist wie beim Thema ‘equal pay’ – es wird nicht flächendeckend erhoben.“ Sprich: Es gibt keine Zahlen. Außer vielleicht bei der Dortmunder Forschungsstelle Frauen und Wirtschaft? Hier macht sich auch IHK-Pressesprecher Georg Schulte auf die Suche.
Nach wie vor kein Selbstläufer
Ursula Ammon von der Dortmunder Forschungsstelle Frauen und Wirtschaft bremst: „Niemand hat definitive Zahlen“. Zwar gäbe es über eine kommerzielle Wirtschaftsdatenbank Bundes- und Landeszahlen – „bis in die Region reicht das aber nicht“. Dabei sei das Thema ein höchst interessantes, das man dann durchaus weiterspinnen könne.
„Frauen in Führungspositionen – das ist nach wie vor kein Selbstläufer“. Wie so ein Aufstieg gelingen kann und bis wohin – das wären weitergehende Ansätze für Forschung. „Denn die Erhebung von Zahlen macht nur Sinn, wenn man weiß, was man anschließend damit machen will“. Die Forschungsstelle bräuchte dafür allerdings ein Projekt (wegen der Gelder) und den entsprechenden Auftrag. Solche Projekte für die Region gebe es allerdings nicht. Zurzeit wenigstens nicht.
3273 Chefinnen im Handwerk
„3273“. Hans-Georg Fries von der Handwerkskammer hat eine deutliche Antwort und sie ist vierstellig. So viele Alleininhaberinnen und Einzelbetriebe unter weiblicher Leitung hat die Kammer in ihrem Bezirk gelistet. Der ist natürlich deutlich größer als Dortmund und umfasst insgesamt 19 600 Betriebe. Eine gute Quote? Zum einen, schränkt Fries selber ein, eine nicht ganz aussagekräftige. Aus den Zahlen ablesen könne er nämlich nicht, welche GmbH beispielsweise eine Geschäftsführerin habe. Also ist 3273 eine Mindestzahl.
Eben doch alles in Butter im Handwerk? Fries: „Das verteilt sich natürlich auf wenige Bereiche“. Sprich: Die Dachdeckermeisterin sei da eher der weiße Rabe. Es spiele auch eine Rolle, ob eventuell die Eltern einen Betrieb haben. Aber, machen wir uns nichts vor: „Das Paradefeld des Frauenhandwerks ist die Frisörin“.
Vom Ist-Zustand zum Soll in 2020
Wie es also wirklich aussieht mit Frauen in den Führungsetagen wissen nur die Unternehmen selber. Der Blick auf die 30 DAX-Unternehmen – „der ist letztlich nur für Spezialisten interessant“, sagt Ursula Ammon. Die veröffentlichen den Ist-Zustand und haben sich bis 2020 das Soll gesetzt. Ein solches Strategiekonzept hat auch Thyssen Krupp aufgelegt, um Frauen in der stahlharten Branche nach vorne zu bringen. Ein Konzept, bei dessen Vorstellung Ammon gestern dabei war. „Die wollen ihren Frauenanteil in Führungsetagen verdoppeln“.