Dortmund.

Mit dem Bekenntnis von Schalke-Trainer Ralf Rangnick ist eine Krankheit in den Fokus gerückt, die immer mehr Menschen betrifft: das Burn-Out-Syndrom. Der Weg zurück ins Berufsleben ist lang.

Den hat es jetzt also auch erwischt: Schalkes Trainer Ralf Rangnick wirft das Handtuch. Burn-out! Vor wenigen Tagen outete sich Markus Miller, Torwart bei Hannover 96. In der gleichen Position, im selben Verein war Robert Enke, der sich wegen seiner Depressionen 2009 das Leben nahm. Die Liste der Promis, die sich inzwischen trauen, über ihre Krankheit zu sprechen, ist lang. „Und das ist gut so, sagt Dr. Harald Krauss, Chefarzt am St. Marien-Hospital in Hombruch. „Es zeigt den Betroffenen, dass sie nicht alleine mit ihrer Krankheit sind, sich nicht schämen müssen.“

Keine Krankheit im wissenschaftlichen Sinne

„Bourn-out ist keine Krankheit im wissenschaftlichen Sinne“, erklärt Krauss. „sondern die Fortsetzung körperlicher oder psychischer Erschöpfung. Bis das Vollbild der Depression erreicht ist.“ Ein Bourn-out entstehe, wenn man dem Leistungsdruck nicht mehr gerecht wird, sich gehetzt und gestresst fühlt. Begleiterscheinungen könnenEr schöpfung, Schlafstörungen, Konzentrationsschwäche, eingeschränkte Leistungsfähigkeit, Versagensangst und Gereiztheit sein, aber auch körperliche Beschwerden wie Kopfschmerzen und Magen-Darmbeschwerden. Eine typische Begleiterscheinung sei auch der langsame Rückzug aus dem sozialen Umfeld – von Kollegen, Freunden und Bekannten.

Betroffen sind häufig sehr zuverlässige und ehrgeizige Menschen, die sich hohe Ziele setzen, die ihre Arbeit sehr genau nehmen, Höchstleistung bringen möchten. Menschen, die schlecht Nein sagen können und über ihre Kräfte hinaus gehen. Frauen und Männer, die wenig Resonanz, wenig Anerkennung aber viel Druck bekommen. „Und deshalb ist es nicht nur eine Manager-Krankheit, wie gerne behauptet wird“, sagt Krauss. „Es kann ebenso die beruftstätige Hausfrau sein, der Job, Kinder und Haushalt über den Kopf wachsen.“

Oft zu spät bemerkt

Oftmals wird die Krankheit viel zu spät bemerkt. Sie beginnt schleichend. Erst nach Monaten oder Jahren, wenn das Umfeld die Veränderung längst registriert hat, wird dem Betroffenen bewusst, dass sein Akku total leer ist. Das ist dann der Zusammenbruch. Gut wäre es, so Krauss, wenn frühzeitig die Reißleine gezogen würde. Dann könnte vielleicht schon ein Urlaub helfen. Und natürlich das Überdenken der eigenen Leistung, der gesetzten Ziele. „Fortgeschrittene“ sollten auf jeden Fall zum Arzt gehen. „Psychotherapie hilft“, weiß der Arzt. In schwierigen Fällen allerdings gehe es nicht ohne Medikamente. Aber alle Betroffenen hätten gute Chancen, aus dem Tal der Finsternis wieder heraus zu kommen. Die große Schwierigkeit: Im Marien-Hospital wie in den anderen beiden Dortmunder Kliniken für Psychotherapie und Psychiatrie beträgt die Wartezeit bis zu vier Monate. Das gilt auch für die Tageskliniken. Auf eine ambulante Therapie warten Patienten bis zu einem halben Jahr. Auch Neurologen haben mehrere Wochen Wartezeit. So lange ist der Patient auf den Hausarzt angewiesen.