Dortmund. Die letzten Monate glichen einer musikalischen Weltreise für Schmidt. Albumproduktion in London, Fernsehauftritte in Deutschland, Konzerte in Los Angeles, New York und Cannes. Am 16. Oktober ist Elisa Schmidt im FZW zu Gast. Andreas Winkelsträter sprach mit der Musikerin.

Schmidt, oder bürgerlich: Elisa Schmidt, schoss wie aus dem Nichts auf die Bühnen. Am 16. Oktober ist sie im FZW zu Gast. Andreas Winkelsträter sprach mit der 22-jährigen Musikerin.

Fast aus dem Nichts kamen Sie auf die Bühnen. Was war vor dem aktuellen Album Femme Schmidt?

Schmidt: Mit zehn habe ich beschlossen, Sängerin zu werden. Und von da an habe ich jede Chance genutzt, auf der Bühne zu stehen. Vom Schulchor bis zum Besuch eines Musikinternats mit 16 Jahren in England. Da habe ich dann angefangen, eigene Songs zu schreiben. Zurück in Deutschland habe ich im Alter von 17 Jahren mein eigenes Produzenten- und Writingteam zusammengestellt. Durch einen Song auf You Tube habe ich meinen Manager kennengelernt, der mich anderen Produzenten vorgestellt hat. Ein ganzes Album ist entstanden im Jahr 2009. Und mit dem Album und dem Abitur in der Tasche wurde ich dann von Warner unter Vertrag genommen.

Und 2010 hatte ich das große Glück, Guy Chambers zu treffen

Doch das Album ist jetzt erst erschienen...

Schmidt: Das Album wollte ich nicht veröffentlichen, da eine Menge von Singern- und Songwritern zu der Zeit an den Start gegangen sind. Damals war ich 19 Jahre alt und wollte einfach noch mehr Zeit haben, um herauszufinden, wer ich musikalisch wirklich bin und wo mein Weg hingehen sollte. Warner hat mir diese Zeit gegeben. Und 2010 hatte ich das große Glück, Guy Chambers zu treffen. Und das hat gepasst wie die Faust aufs Auge.

Sie haben ja Ihre Karriere sehr zielstrebig verfolgt. Sind Sie so ehrgeizig und zielstrebig?

Schmidt: Ja. Ich hatte nie einen Plan B. Meine Pläne habe ich jedem ab meinem 10. Lebensjahr immer fröhlich erzählt. Sicher wurde ich auch das eine oder andere Mal belächelt. Und richtig Zeit, mir Alternativen zu überlegen hatte ich in den letzten Jahren auch gar nicht. Das ging ja hopplahopp. Musik ist, was ich will.

Kann man die letzten Monate, die Sie ja in einer Art Zeitraffer durchlaufen haben, wirklich fassen und begreifen?

Schmidt: Im Moment bin ich dauernd unterwegs. Gerade sitze ich in London im Studio und schreibe. Morgen bin ich einen Tag zu Hause. Dann habe ich schon wieder einen Gig. Ich habe einfach nicht die Ruhe, um mir darüber Gedanken zu machen. Ich freue mich wahnsinnig über all das, was gerade passiert. Aber das ist ja erst der Anfang. Es ist aber der Wahnsinn.

Man kann sich keinen besseren Lehrer wünschen

Können Sie ein bisschen was zu der Zusammenarbeit mit Guy Chambers erzählen, der ja auch schon Robbie Williams produziert hat?

Schmidt: Das komplette Album ist in London geschrieben und produziert worden. Die Kooperation war einfach nur herrlich. Man kann sich keinen bessern Lehrer beim Songwriting und Produzieren wünschen als Guy Chambers. Er hat mir auch sehr geholfen, mich als Künstler zu definieren. Am ersten Tag hat er mir abends beim Essen gesagt: Du hast eine wunderschöne Stimme, ein wunderschönes Gesicht, aber warum in aller Welt soll jemand Deine Songs anhören? Da war ich mit 19 Jahren erst einmal heftigst mit mir selbst beschäftigt. Und das war auch sehr wichtig, um in mich hineinzublicken. Und das hat mir geholfen, das alles zu schreiben, wie es auf dem Album ist.

Wenn Sie heute das Album hören, würden Sie jetzt etwas anders machen?

Schmidt: Ich würde auf keinen Fall etwas anders machen. Für mich habe ich alles geschafft, was ich mit meinem Album erreichen wollte. Ich habe eine ungeheure Entwicklung mit der Arbeit am Album durchgemacht. Alles, was jetzt noch kommt, ist für mich eine tolle Zugabe.

Nicht nur in Sachen Musik, sondern auch für Ihre Persönlichkeit?

Schmidt: Ja, das kann man schon sagen. Musik und Emotionen. Ich bin jemand, der sich immer wieder neu erfindet, der mal ein bisschen abdreht, um sich dann wieder neu zu finden. Das kommt immer auf den Moment an. Bei der Arbeit habe ich halt sehr viel über mich selbst reflektiert.

Das ist Pop Noir

Sie bezeichnen Ihre Musik als Pop Noir. Was verstehen Sie darunter?

Schmidt: Als das Album fertig war, haben wir uns alle Tracks angeguckt. Und wir wussten nicht genau, in welche Schublade wir das stecken sollten. Zumal ich das auch blöd finde. Jede Musik ist sehr individuell. Und so wollten wir ein ganz eigenes Genre erfinden. Dabei haben wir uns durch den Begriff Film Noir inspirieren lassen. Ich fand, dass die Musik etwas Mystisches und Geheimnisvolles hat. So haben wir Pop mit Noir gemischt. Und das beschreibt die Stimmung auf dem Album ganz gut.

Gibt es Vorbilder in der Musik?

Schmidt: Natürlich. Bei dem Album haben wir sehr viel 20er Jahre Musik angehört, sehr viele Filme von Marlene Dietrich angesehen. Abgesehen davon, dass ich schon immer sehr jazzlastig unterwegs war. Mit 12 Jahren hab ich angefangen, mit Nora Jones zu singen. Billie Holliday, Ella Fitzgerald und andere habe ich gehört. Warum das Album letztlich so geworden ist, kann ich gar nicht so beschreiben. Es lang an dem besonderen Moment damals im Londoner Studio. Wir haben uns nicht hingesetzt und gesagt: Wir wollen ein Album machen, dass sich so und so anhört. Die Cabaret-Zeit boomte damals hier. Davon haben wir uns beeinflussen lassen. Doch ist das Album nicht nur ein Blick in die Vergangenheit. Es sind auch ganz normale Popballaden drauf.

Würden Sie denn auch gerne in den 20er, 40er oder 60er Jahren gelebt zu haben?

Schmidt: Nein, im Hier und Jetzt ist richtig. Ich lebe im Heute und will keine anderen Epochen wieder aufleben lassen. Ich finde es interessant, Dinge aus der Vergangenheit in die Gegenwart zu holen und daraus wie auf dem Album etwas Neues zu kreieren.

Wie kam der Name Schmidt eigentlich zustande?

Schmidt: Ich bin mit dem Namen geboren (lacht). Guy hat immer, da wir eh in den 20er Jahren musikalisch unterwegs waren, nur noch Schmidt genannt. Aus dem Spitznamen wurde dann auch der Künstlername.

Nach dem Konzert in Dortmund gehen Sie mit Sir Elton John auf Tour durch Australien. Ein weitere Schritt auf der Karriereleiter?

Schmidt: Das ist schon eine Riesenehre. Ich bin wahnsinnig aufgeregt. Ein Teil eines Traums ist da wahr geworden. Ich war schon immer so eine Art Nomadenkind. Mit meiner Musik wollte ich die Welt bereisen. Und das dann noch mit Elton Jahn, das ist schon grandios.