Dortmund. Bei der BVB-Meisterparty 2011 mutierte Ur-Borusse Kevin Großkreutz zum größten BVB-Feierbiest. Auch an diesem Samstag war der gebürtige Dortmunder bei fast jeder Bierdusche oder bei Jubelgesängen vorne im Bild zu sehen. Und das mit angebrochener Nase, die noch weiter malträtiert wurde.

Wo es Dortmunder Feier-Bier gibt, ist Kevin Großkreutz nicht weit. Bereits bei den letztjährigen Meisterfeiern hat sich der Ur-Borussia den Titel „BVB-Feierbiest“ zwar hart, aber absolut würdig erarbeitet und ertrunken. Diesen Ruf zementierte der Inbegriff des „Doatmunda Jungen“, der die Silhouette seiner Geburtsstadt auf seine Wade tätowiert hat und sie an diesem Feiertag für alle sichtbar zur Schau stellt, nach dem Sieg gegen Borussia Mönchengladbach eindrucksvoll - und das mit gebrochener Nase.

Am Mittwoch hatte sich Großkreutz im Training das Nasenbein angebrochen. Somit konnte der BVB-Dauerläufer zwar gegen die andere Borussia nicht auflaufen. Bei den exzessiven Bierduschen hingegen nach Spielschluss lief er zu großer Form auf. Und das, obwohl der 23-Jährige bei den Feierlichkeiten selbst noch einmal was auf seinen Riechkolben bekam. Ein Problem? Mitnichten. Großkreutz lapidar: „Jetzt ist Nase richtig durch, das ist aber auch egal. Ich spüre jetzt keine Schmerzen mehr. Was hier los sein wird, kann sich Deutschland nicht vorstellen.“

Derart angeschlagen, musste der frühere BVB-Fan von der Südtribüne dann erst recht keine Rücksicht auf irgendjemanden nehmen. Auch nicht auf seinen Trainer oder Termine: „Ich mache jetzt erst mal bis Mittwoch feier-frei, das werde ich auch Jürgen Klopp sagen. Und danach wollen wir mal wieder die Bayern schlagen.“

Großkreutz bei Bierduschen vorne weg

Mehr als 200 Liter Bier des Getränkesponsors tranken und verschüttete die Mannschaft.Am Abend gönnte sich Klopp ein kühles Blondes im Sportstudio und musste leicht husten: „Jetzt weiß ich, dass man von Brinkhoff’s aufstoßen muss.“ Zuvor hatte der Doppel-Meistercoach Großkreutz und Co. angespornt, auch den Sky-Moderatoren und -Kommentatoren einige Bierduschen zu gönnen. Gesagt, getan. Mit Patrick Owomoyela und Lucas Barrios stürmte Großkreutz auf den Expertentisch zu, wo sie u.a. den Ex-Borussen Steffen Freund nass machten. Zuvor hatte er sich ein Mikrofon des Senders geschnappt, in seiner gewohnten Vorsänger-Manier intonierte er: „Und schon wieder Deutscher Meister BVB!“

Dann ergoss sich Kevin Großkreutz in Pathos. Zur folgenden Feiernacht sagte er in seiner typischen Art: „Was wir hier noch veranstalten werden, kann sich Deutschland gar nicht vorstellen.“ Seine Gefühle könne er schlecht beschreiben: „Das ist hier alles Gänsehaut pur, einfach das Geilste was es gibt in Deutschland, und das wird auch immer so bleiben.“ Zu Beginn der Feierlichkeiten hatte er noch ironisch gemeint, dass die Mannschaft sicherlich „ein, zwei Bier“ trinken werde.

Typisch dann auch sein Auftritt bei der internen Meisterfeier der Mannschaft beim BVB-Stamm-Italiener „Piazza Navona" in der Gartenstadt. Dort trudelte er gegen 0.30 Uhr als letzter der Spieler ein und blieb auch nicht lange: Der Ur-Borusse feierte vorher und nachher mit seinen Kumpels aus der Dortmunder Fan-Szene.

„Bester und leidenschaftlichster Fußball“

„Die Mannschaft, der Trainer, die ganze Region hat sich das verdient. Wir haben über die ganze Saison hinweg den besten und leidenschaftlichsten Fußball gezeigt“, sagte Großkreutz außerdem. „Dabei haben viele nach dem sechsten Spieltag damit gerechnet, dass wir nur im Mittelfeld mitspielen. Wir haben allen gezeigt, was diese Mannschaft ausmacht. Diesen Zusammenhalt im Team und mit den Fans gibt es in der Bundesliga nicht noch einmal. Wir sind einfach nur überglücklich.“

Bei den BVB-Fans, die ihren alten Kumpel und Mitstreiter vielfach „Uns Kevin" nennen, genießt Großkreutz Kultstatus. Außerhalb Dortmunds polarisiert er vielfach, etwa durch die Vorfälle beim Pokal-Halbfinale gegen Greuther Fürth, auch bei seinem persönlichen Erzfeind Schalke ist kaum ein anderer Borusse mehr verhasst. Zudem wird er bei Vize-Meister Bayern München seit Samstag auch keine neuen Freunde hinzugewonnen haben. „Wir wollen die Bayern auch im Pokalfinale schlagen“, sagte Großkreutz zum nächsten Duell am 12. Mai in Berlin.

Es wäre das erste Double für den BVB und natürlich auch für Großkreutz. Kaum auszudenken, wie der dann tags darauf am 13. Mai bei der großen Meistersause in Dortmund abgehen wird.