Dortmund.. Verrückte Ideen sind das Metier der selbsternannten besten Band der Welt. Die Ärzte spielten in Dortmund zwei Konzerte – eins nur für Frauen, eins nur für Männer. Ein Bericht vom Männerabend in der Westfalenhalle.
Sind Männer wirklich so leicht zu durchschauen? Der erste Eindruck in der U-Bahn auf dem Weg zur Halle erweckt diesen Anschein. Es riecht nach Bier. Männergespräche über Fußball – immerhin ist auch Pokal und der BVB wird parallel zu den Ärzten spielen. Entsprechend viele schwarz-gelbe Schals und sogar Trikots sind in den Hallengängen zu sehen.
Klischees wollen bedient werden, und so flackern vor Beginn des Konzerts Lara Croft, Schnitzel mit Pommes, Samantha Fox, Burger, knackige Hintern, pralle Dekolletés oder Autos über die Leinwände und werden von der Menge bejubelt. Und dann stehen sie auf der Bühne: Bela, Farin, Rod ganz schwarz gekleidet, kein Plüsch und keine Blümchen. Heute wird es hart. Die Ärzte lassen es gleich krachen. Erster Song: „Junge“ und schon ist auf den Stehplätzen die Hölle los mit Pogo und gebrülltem „Und wie du wieder aussiehst!“.
Die Ärzte spielen, die Handy-Displays leuchten
In der Männergesellschaft beschwert sich niemand, dass ständig Handy-Displays leuchten und diverse Ticker die Zwischenstände der laufenden Pokalpartien verkünden. „Wie steht’s in Bochum?“, brüllen Fans ihre Nachbarn an – und da sage noch jemand, Männer beherrschten kein Multitasking! Später rückt hier und da das Spiel des BVB in Düsseldorf in den Fokus. Ärzte-Texte mitgrölen, Fußball-Ticker lesen – das Leben ist schön und der Himmel blau.
„Das Verstellen hat ein Ende. No more Mr. Nice Guy“, verkündet Bela B. „Gestern war’s sehr romantisch“, sagt Farin Urlaub. Vor allem: „Wir haben echte Brüste gesehen“, freut er sich. Nach den für die Ärzte typischen La-Ola-Wettbewerben geht es hart weiter, unter anderem mit „El Cattivo“, „Käfer“ und „Yoko Ono“. Und natürlich Schweinkram, der beim Männerabend nicht fehlen darf: „Meine Freunde“ stößt auf entsprechende Begeisterung.
„Wir haben das Publikum im Pott totgeprollt!“
Die Halle tobt, Zeit für den Running Gag des Abends. Bela, Farin, Rod überzeugen die Jungs im Publikum, dass es im Leben nur auf zwei Dinge ankommt: "Ficken und Bier". Sie reimen, was das Zeug hält, immer im Dreivierteltakt und das Mantra des Abends ist gefunden. Immer wieder. Zwischen den Songs und in den Songs. Und immer dann, wenn keiner damit rechnet. Da wundert es nicht, dass auch die „Rülps-La-Ola“ klappt und irgendwann muss Bela gestehen: „Wir haben das Publikum im Pott totgeprollt!“ Die drei haben bis dahin aber auch verdammt hart daran gearbeitet, das Niveau so weit wie möglich nach unten zu schrauben – was natürlich von allen so erhofft wurde.
„Sweet sweet Gwendoline“ erfüllt weitere Männerwünsche und der vielleicht 13-jährige Junge, der in Reihe 3 zwischen Vater und Großvater sitzt, erweist sich als erschreckend textsicher. Es folgt zur Abwechslung Romantik mit „Teenagerliebe“. Danach weitere Klassiker, wie gemacht für diesen Männerabend. Sie spielen tatsächlich „Geschwisterliebe“ und „Claudia hat nen Schäferhund“.
„Männer sind fehlbar und trotzdem geil“
Nach 2 Stunden und 45 Minuten noch „Ein Lied für dich“, dann folgt die letzte Verbeugung. Die Ärzte lassen sich feiern und sind sichtlich stolz darauf, dass ihr Konzept der Geschlechtertrennung aufgegangen ist. Nach Belas Fazit „Männer sind fehlbar und trotzdem geil“ sinkt ein Hubschrauber auf die Bühne. Das Trio steigt ein und schwebt davon.
Der Männerabend ist damit aber noch nicht beendet. Denn just in dem Moment, da die Ärzte in die Luft empor steigen, steigt in Düsseldorf das Elfmeterschießen zwischen Fortuna und dem BVB. Wieder richten sich Blicke auf Handy-Displays. Die daheimgebliebenen Frauen und Freundinnen schicken jeden Elfmeter per SMS – und als der Sieg des BVB feststeht, liegen sich wildfremde Männer in den Armen – Jungs können ja so romantisch sein.