Dortmund. Die Long Bao Schule an der Spicherner Straße bemüht sich in einer nahezu einmaligen Konzeption um die Verbindung der kämpferischen Elemente aus Kung Fu und Tai Chi mit philosophischen Einführungen und Kursen über chinesische Malerei und Kalligraphie


Kung Fu kennt man bei uns vor allem aus Hollywood-Actionfilmen: Unbesiegbare Kämpfer wie Jackie Chan und Jet Li springen da durchs Bild und vermöbeln entweder gerade reihenweise ihre Gegner oder stählen in unerbittlichen Trainingseinheiten ihre Körper. Die tiefe Verwobenheit des Sports mit der chinesischen Kultur und Kunst wird dabei aus dramaturgischen Gründen häufig ausgespart. Ähnliches gilt auch für viele herkömmliche Kung Fu-Schulen in Deutschland – nicht jedoch für die Long Bao Schule an der Spicherner Straße. Sie bemüht sich in einer nahezu einmaligen Konzeption um die Verbindung der kämpferischen Elemente aus Kung Fu und Tai Chi mit philosophischen Einführungen sowie Kursen über chinesische Malerei und Kalligraphie.

Die Schule von Shaolin-Meister Long Jun und Trainerin und Künstlerin Karen Zhang sieht in sich selbst demnach viel mehr als einen schlichten Kampfring: Sie soll in einem größeren Kontext als Bindeglied zwischen China und Deutschland fungieren. Zum Kampfkünstler à la Bruce Lee soll der disziplinierte und trainingsfleißige Kung Fu-Schüler hier unter den Fittichen des chinesischen Meisters natürlich trotzdem werden können. Nur, Schluss sein soll bei Tritten, Schlägen, Sprüngen und Drehungen noch nicht.

Die Schule bietet den rund 60 Mitgliedern durch regelmäßige Vorträge von Dozenten aus dem Reich der Mitte sowie zusätzliche Kursangebote Einblicke in die chinesische Schreibkunst, Tuschemalerei oder Philosophie. Sie will so den Zusammenhang zwischen der Kampfkunst und Kultur aufzeigen. Beispielsweise lassen sich naturphilosophische Elemente in den Bewegungsformen des Kung Fu wiedererkennen, und diese Bewegungsformen finden ihr Abbild im künstlerischen Schriftbild.

Im Endeffekt soll das Gesamtpaket der Angebote dazu verhelfen, vernünftig über sein Leben zu verfügen und gemäß der Schulphilosophie „optimales Verhalten“ nach chinesischer Tradition zu lernen. Das heißt: geistige Wachheit, einen respektvollen Umgang mit der (menschlichen) Umwelt und etwas wie eine innere Harmonisierung.

Das Kung Fu bietet für Trainerin Karen Zhang hierbei einerseits die Möglichkeit, sich zu schützen. Andererseits ist der Kampf für sie ein einzigartiger Weg der Selbsterfahrung und Weiterentwicklung. „Wer einmal das chinesische Sangaboxen macht, kann darin Grundzüge seines Verhaltens und Charakters erkennen“, glaubt die 49-jährige. Dann müsse man lernen, diese zu beherrschen.

Nur mit ganzheitlichem Anspruch

Um Kung Fu sinnvoll und effizient praktizieren zu können, ist für die beiden Gründer der Schule daher nur der ganzheitlicher Ansatz viel versprechend.

Auch die Sportkurse ergänzen sich demnach gegenseitig: Die meditativen Techniken des Qigong, die zu innerer Ruhe verhelfen und die Kontrolle des Qi (der Energieflüsse im Körper) ermöglichten, seien Grundlage für das Kung Fu. Essentiell für dieses sei zudem das Tai Chi, das Schattenboxen, in dem man die Bewegungsabläufe erlerne und trainiere. Die körperliche Fitness und Beweglichkeit durch das Kung Fu seien im Gegenzug die Grundlage für einen flexiblen Geist und ein gesundes Leben.

Nie zu spät für gesundes Leben

Für den Start in ein solches sei es dabei nie zu spät, versichert die Trainerin.

Die Mitglieder des Vereins sind zwischen fünf und 89 Jahre alt. Trotzdem gibt sie zu, dass das harte Training und die Dehnübungen für viele zu Beginn eine große Herausforderung seien. Für Senioren biete sich deshalb der geringeren Anstrengung wegen besonders das Qigong-Training an. Eine Probestunde ist kostenlos.

Angst brauche man keine zu haben, die Gruppe sei sehr offen für neue Teilnehmer – und doch eine verschworene Gemeinschaft, meint Karen Zhang. Und „Schlägertypen“ gebe es auch nicht. „Dafür fehlt es denen an Tiefe und Trainingseifer“, glaubt sie, „denn, der erste Kampf ist nämlich immer der Kampf gegen sich selbst“.