Dortmund. Ein Gelenk - tausend Fragen. So gestaltete sich die Informationsveranstaltung „Live Medizin” unserer Zeitung mit dem Chef-Orthopäden Dr. Uwe Klapper im Reinoldinum zum Thema Knie.

Der Mediziner des Knappschaftskrankenhauses nahm den „Live”-Anspruch wörtlich und zeigte mit seinem Oberarzt zwei verschiedene Prothetik-Operationen an einem „Dummy” im Vortragssaal. Eine Demonstration des medizinisch heute Machbaren, die den 150 Zuschauern im vollbesetzten Saal die Angst vor dem Eingriff nahm.

„Vorwiegend Sportverletzungen beim Fußball und Handball sowie chronische Überbelastungen im Beruf können das Knie schädigen”, berichtete Oberarzt Dr. Sebastian Schmidt. Meniskusverletzungen und lädierte Kreuzbänder landen beim Orthopäden, der zur Heilung Sport-Pausen und eventuell Spritzen anordnet.

Operativ behandelt werden können gerissene Kreuzbänder und Menisken. Kleinere Knorpelschäden können durch Glättung in einem minimal-invasen Eingriff behoben werden. Dabei achten die Mediziner darauf, nicht zu viel von der Knorpelschicht wegzunehmen, denn: „Knorpel wächst nicht mehr nach.”

»Mein Arzt hat mir gesagt, ich müsse noch 15 Jahren überbrücken«

Bei erheblicher Gelenk-schädigung und im fortgeschrittenen Alter bleibe oft nur der Einsatz von Prothesen oder Teilprothesen. Immer wieder gab es die Frage, ab welchem Alter Prothesen sinnvoll sind. „Mein Arzt hat mir gesagt, ich müsse noch 15 Jahren überbrücken”, berichtete eine Zuhörerin, die unter quälenden Schmerzen leidet.

Dr. Klapper bestätigte, dass es durchaus Sinn mache, eine Knie-OP zunächst hinauszuzögern. Mit Schmerztherapie und auch durch Radfahren. Deshalb, weil auch die Haltbarkeit der Prothese begrenzt ist und im Fall eines zweiten Eingriffs noch mehr Knochensubstanz weggenommen werden muss. Leistungssport sei mit den Ersatzteilen auch nicht mehr möglich.

Bei Teilverschleiß des Gelenks bietet sich oft ein kleines Teil-Implantat an, ein sogenannter Schlitten. Dadurch könnten auch Fehlstellungen wie O-Beine korrigiert werden, die für den einseitigen Verschleiß mitverantwortlich seien. „Wir ersetzen dabei nur oberflächlich die Knorpelschicht”, erläuterte der Mediziner zum Erstaunen des Publikums.

"Ist dabei schon mal jemand wach geworden?"

Dann ging es aber schon an die Vorführung einer Operation. „Ich warne Sie, die Sägen sind laut”, der über den „Marketing-Gag des sogenannten „Frauen-Knies” zunehmend launiger wurde.

Messen, Fixieren des Unterschenkelknochens mit Akkubohrer und Metallstiften, Hammer und Stichsäge. „Orthopäden sind auch Handwerker”, offenbarte Klapper und setzte die laute Säge an. „Ist dabei schon mal jemand wach geworden?” wollte eine Zuschauerin wissen. „Nur meine Assistenzärzte”, zeigte sich der Chef-Orthopäde schlagfertig. Schließlich versicherte er, dass er bestes Material verwende - Zweiklassenmedizin gebe es nicht.