90 atemlose Minuten, ein Schauspieler, neun Figuren – und ein Thema, das sich 1:1 aufs Hier und Heute übertragen lässt: Doppelmoral. Die vielen Gesichter einer Wahrheit. Inhalt und Figuren sind austauschbar.

– Wenn es nach Regisseur Bastian Tebarth geht, der „The Ted Haggard Monologues“ aus der Feder von Michael Yates Crowley jetzt im Dortmunder Schauspiel auf die Bühne bringt. Wobei: Homosexualität und Toleranz – auch dieses Eisen ist noch heiß.

Können Sie sich an den Skandal um den US-amerikanischen Promi-Prediger Ted Haggard erinnern? Berater von George W. Bush, Hardliner und Gegner der Homo-Ehe – bis er selbst als homosexuell geoutet wurde? Der sich dann unter dem gesellschaftlichen Druck in Eigendynamiken verstrickt, den auch die „Opferrolle“ nicht rettet und der letztlich auf dem Scheiterhaufen der Meinungsmache brennt. Alles, was heilig ist, seine Kirche, seine Familie, hat er scheinbar verraten. Moralinschwanger kommt das Ein-Mann-Stück dennoch nicht daher: „Wir zeigen einen zerrissenen Menschen mit Widersprüchen“. Wir – das sind Tebarth als Regisseur und Schauspieler Ekkehard Freye , der in der Haut von neun verschiedenen Figuren die Außen- und Innenansicht des „Skandals“ kommuniziert. Es entwickelt sich „eine spezielle Art von Komik“. Trotz aller Überzeichnung aber wollen sie „keine einfache Angriffsfläche bieten“. Schon deshalb greift auch ein „typisch amerikanisch“ nicht. Freye zuckt die Achseln: „Denken Sie an unser Politikerbild. An jemanden wie zu Guttenberg...“ Und daran, wie schnell eine Gesellschaft „Könige“ macht und sie auch wieder fallen lässt.