Lütgendortmund.
Eigentlich sollte es zu einem späteren Zeitpunkt einen organisierten Empfang für die gerade eingezogenen Flüchtlinge in der Stadtsiedlung Grevendicks Feld geben. Daraus wurde bereits jetzt eine improvisierte Willkommensveranstaltung – aus aktuellem Anlass.
Der Hintergrund: Neonazis hatten für Samstagnachmittag eine Demonstration vor Ort angekündigt – einen Tag, nachdem die ersten Flüchtlinge ihre Quartiere im Grevendicks Feld bezogen hatten. Der Aufmarsch der Rechtsextremen sollte aber nicht der erste prägende Eindruck für die Asylsuchenden sein. Bodo Weirauch, Fachbereichsleiter beim Jugendamt: „Wir wollten die Menschen, die nur eine Nacht in Lütgendortmund geschlafen haben, nicht alleine lassen.“ Und: „Es freut mich riesig, Sie heute hier zu sehen“, so Weirauch in Richtung der gut 50 Besucher, die sich am Samstagnachmittag eingefunden hatten, um die Flüchtlinge willkommen zu heißen – bei einer kleiner gemeinsamen Grillfete in sehr angenehmer Atmosphäre. Vor Ort waren Akteure aus Politik, Vereinen, Kirche sowie Mitarbeiter von Caritas, Diakonie und Jugendamt. Auch Sozialdezernentin Birgit Zoerner kam.
Von der Neonazi-Demo habe man am Donnerstag erfahren, erzählte Bezirksbürgermeister Heiko Brankamp am Rande der Veranstaltung. Den Nazis sollte das Feld nicht überlassen werden: Beteiligte im Dialogforum hatten sich schnell darauf verständigt, für die eingezogenen Flüchtlinge deshalb „spontan eine Begrüßungsgrillfete zu organisieren“.
Auch Brankamp freute sich, dass trotz der sehr kurzfristigen Einladung schon nachmittags so viele Personen eingetroffen waren. Mit den Flüchtlingen wurde bei sommerlichem Wetter gespeist und das eine oder andere Lied angestimmt – begleitet vom evangelischen Pfarrer Peter Lübbert an der Gitarre. Und auch die aufgehängten Transparente in der Stadtsiedlung signalisierten den Flüchtlingen: „Herzlich willkommen in Lütgendortmund!“
Zum selben Zeitpunkt, zwischen 15 und 16 Uhr, bot sich am S-Bahnhof im Lütgendortmunder Ortskern ein anderes Bild: Dort sammelten sich die Neonazis – bei einer unübersehbar starken Polizeipräsenz. Vom Ortszentrum aus wollten die Rechten dann zum Grevendicks Feld ziehen.