Dortmund.. Der neue Tatort-Kommissar kommt aus Dortmund – und kommt gut an. Seine Kollegen aus anderen NRW-Tatort-Folgen loben Kommissar Faber (Jörg Hartmann) und sein Team.
Den Tag, als Sigrun Späte lernte, eine Banane zu laufen, den hat sie natürlich in bester Erinnerung. „Das hat alles gut geklappt“, erinnert sich die Dortmunderin an ihren Tag beim „Tatort“, als sie als Statistin eine Art Halbkreis ging, eben die Banane; doch um an dieser Stelle die ganze Wahrheit zu schreiben, sind insgesamt sogar neun Kollegen von „Dortmundtourismus“ jetzt filmisch verewigt – und im Tourismus-Büro saß derweil der Notdienst.
Wenn’s der guten Sache dient . . . „Man sieht dem Film an, dass wir ein Industrie-Standort waren und uns auf den Weg gemacht haben zu einer anderen, moderneren Stadt“, sagt Späte. Und auch die Dortmunder an sich würden „sehr authentisch“ dargestellt: „Man glaubt ihnen, die sind von hier wech.“
Ihr betontes „Wech“ ist gut gelaunte Rhetorik, Dortmund gerade mal wieder ziemlich begeistert von sich selbst. Denn der Tatort „Alter Ego“, ausgestrahlt am Sonntagabend, er gefällt in der Stadt. „Ich fand ihn sehr gelungen“, sagt Gastronom Philip Winterkamp: „In den ersten Minuten kriegt man alle Klischees um die Ohren gehauen, aber dann kamen andere Facetten, moderne Seiten.“
Ähnlich positiv sehen das die meisten; Oberbürgermeister Ullrich Sierau (SPD) hatte schon nach der Vorpremiere erkannt: „Dortmund wird nicht verzerrt, alles wirkt authentisch.“ Nur „das Rathaus scheidet als Tatort aus, weil wir dort keine Leichen im Keller haben“.
Na ja.
Doch zurück zur Authentizität. Mehr will man ja gar nicht in dieser Stadt, dieser Region, die schon so oft schlecht weggekommen ist in Krimis, in Filmen. Selbst die, die vermeintliche Ruhrgebietsidylle verbreiten wollten, zeigten oft nichts anderes als einen grauen Moloch voller schlichter Gemüter. Aber was ist authentisch? Die Leiche liegt auf der Halde, die Spur führt ins U und weiter zum Colani-Ei, der Verdächtige wohnt in einer Industriellenvilla.
Aber auch das darf nicht fehlen: Wenigstens der Vater des Toten ist Taubenzüchter, sein Schlag steht im heruntergekommenen Hinterhof, der endlich genau so aussieht, wie man sich landläufig Dortmund so vorstellt. Authentisch ist eben manchmal auch die Vielfalt.
Herz und Seele
Daran knüpfen sich Hoffnungen, die gehen weit hinaus über ein paar nette Dortmund-Bilder alle paar Monate im Fernsehen. „Alle Fernsehproduktionen, die mit einer Stadt identifiziert werden, sorgen für Tourismus“, sagt Axel Biermann, Geschäftsführer der Ruhr Tourismus GmbH.
Der Tatort in Dortmund
Das gilt sogar, wenn der Drehort, sagen wir, etwas problematischer abgefilmt wird. So sind die Führungen durch Duisburg-Ruhrort auf den Spuren von Schimanski ein durchschlagender Erfolg. Seit Beginn im Frühjahr 2012 kamen „ungefähr 1300 Leute, und die Betriebsausflügler habe ich nicht pro Kopf gezählt“, sagt Dagmar Dahmen, Geschäftsführerin von Du Tours: „Die Figur muss Herz und Seele vieler Menschen angesprochen haben.“
Und so besteht einschlägige Hoffnung, selbst wenn es für Dortmund demnächst, nun ja, Banane laufen sollte: Die nächste Folge wird, wie sozusagen schon durchgestochen wurde, in der Nordstadt spielen. Tief in Dunkeldortmund.
Die Reaktionen
So wenig düster wie die Darstellung der Stadt, so wenig düster finden die „Tatort“-Kollegen Claus-Dieter Clausnitzer und Joe Bausch die Atmosphäre des Krimis, sagt Clausnitzer, Taxifahrer im Münster-„Tatort“ und Vater von Kommissar Thiel alias Axel Prahl. Tolle Figuren, sehr ausbaufähig, die Geschichte am Anfang vielleicht „etwas verwirrend, aber dann nimmt sie richtig Fahrt auf“.
Joe Bausch (Pathologe im „Tatort“ Köln) sagt: „Mit der ersten Folge ist der Tatort Dortmund von null gleich ganz weit vorn angekommen.“ Bausch ist beeindruckt, wie die Stadt im Krimi wegkommt: „Da haben die Produzenten nicht gekleckert, sondern geklotzt.“ Spannende Ecken, Problemviertel, tolle Nachtbilder – „sowas sieht man in anderen Tatorten selten.“
Und der Dortmunder Clausnitzer pflichtet ihm bei: „Sie haben viel reingepackt in die erste Folge, um die Stadt gut zu präsentieren.“ Ein bisschen wie in einem Hochglanz-Prospekt, „aber das ist okay, am Anfang da Gewicht drauf zu legen“. An der Darstellung seiner Heimat hat der 73-Jährige nichts auszusetzen: „Dortmund ist gut weggekommen. Ich bin gespannt, wie das Ruhrgebiet aufgenommen wird.“