Dortmund.. Vier Angeklagte, drei Männer und eine Frau, im Alter von 19 bis 33 Jahren sitzen seit gestern auf der Anklagebank des Landgerichtes. Sie sollen in wechselnder Beteiligung Geldautomaten mit Klebeband versehen haben. Wollte ein Kunde Geld abheben, blieb manchmal etwas hängen.
Es klingt zu einfach, um wahr zu sein: Um an Bares zu kommen, versah eine vierköpfige Diebesbande die Ausgabeschächte von Geldautomaten mit doppeltseitigem Klebeband. Kam ein Kunde und zog Geld, blieb dann das ein oder andere Scheinchen hängen.
„Cash-trapping“ warf Oberstaatsanwältin Dr. Ina Holznagel der Viererclique – eine Frau und drei Männer im Alter von 19 bis 33 Jahren – gestern vor. Sie sollen sich mit den Tricksereien ihren Lebensunterhalt verdient haben. Gewerbs- und bandenmäßigen Diebstahl, so lautet die Anklage vor der 31. Großen Strafkammer. Was die Vier im Großen und Ganzen einräumen – wenn sie sich auch nicht an jede der fast 80 Taten erinnern. „Mein Mandant lässt sich im Wesentlichen geständig ein“, lautete die einstimmige Ankündigung der Verteidigung.
Von der Bank noch ins Sonnenstudio
Sechs Monate lang, von März 2011 bis zur Festnahme Ende August, war kaum ein Bankautomat in ganz Dortmund vor den Vieren sicher, die in wechselnder Beteiligung „arbeiteten“. So richtig gelohnt hat sich der Aufwand allerdings nicht: Rund 3370 Euro bei 80 angeklagten Taten – fette Beute sieht anders aus.
Mal waren es aufmerksame Kunden, die den Klebestreifen zumeist an Geldautomaten der Volksbanken entdeckten, mal ein Angestellter der Bank. Oft schlug auch der Geldautomat auch Alarm. Das letzte Mal schritten die Vier am 31. August 2011 am Brackeler Hellweg zur Tat. Dummerweise hatten sie sich danach in einem Sonnenstudio verabredet: Während die Frau sich etwas Farbe abholte, saßen die Herren der Schöpfung im Vorraum und warteten. Dabei wurden sie von einem schräg gegenüber ansässigen Dönerbuden-Besitzer beobachtet. Der wiederum hatte gehört, dass immer dann krumme Sachen in der Bank am Hellweg passierten, wenn ein Ford Mondeo dort parkte: Unverzüglich rief er die Polizei.
Der Jüngste im Bunde soll die Idee gehabt haben
Auf die Idee mit den Klebestreifen soll der mit 19 Jahren Jüngste im Bunde gekommen sein, der gestern zur Überraschung aller in kurzer Hose zum Prozess erschien. „Er hat uns gezeigt, wie das geht“, sagte sein Kumpel auf der Anklagebank. Die beiden sind zusammen in einem Dorf in Rumänien aufgewachsen. Der Prozess geht weiter.