Dortmund.. Der wegen Totschlags vorbestrafte Neonazi Sven K. ist am Dienstag vom Dortmunder Landgericht erneut zu einer Haftstrafe verurteilt worden. Weil er auf dem Dortmunder Weihnachtsmarkt zwei türkischstämmige Schüler angegriffen und verletzt haben soll.
Sein T-Shirt spannt sich um die muskelbepackten und tätowierten Arme. Mit einem aufreizenden Grinsen setzt sich der wegen Totschlags vorbestrafte Neonazi Sven K. auf die Anklagebank. Besser gesagt: Er hält dort Hof. Auch das später verkündete Urteil scheint seine gute Laune nicht zu trüben. Sven K. (24) muss wieder ins Gefängnis.
Wegen Körperverletzung, gefährlicher Körperverletzung, Bedrohung und Beleidigung schickt das Dortmunder Landgericht den Neonazi, der im September 2012 zunächst aus der U-Haft entlassen und kurz vor Weihnachten wegen Wiederholungsgefahr erneut festgenommen wurde, am Dienstag endgültig für ein Jahr und neun Monate hinter Gitter.
"Guckt nicht so dämlich, ihr Bastarde"
Es war der 26. November 2011, als Sven K. mit drei weiteren Rechten, darunter seinem jüngeren Bruder Jan, auf dem Dortmunder Weihnachtsmarkt Angst und Schrecken verbreitete. Zwei türkischstämmige Jugendliche hatten an jenem Tag den Fehler gemacht, neugierig stehen zu bleiben und einen lautstarken Streit zwischen Sven K. und dessen Ehefrau zu beobachten.
K. brüllte: „Guckt nicht so dämlich, ihr Bastarde“, schlug dann mit der Faust zu. Dass er auch den zweiten Schüler zu Boden brachte, konnte das Gericht nicht feststellen. Ebenso wenig, dass er es war, der auf die wehrlos am Boden liegenden Freunde eintrat. „Eine lebensnahe Vorstellung reicht für eine Verurteilung nicht aus“, so der Vorsitzende Richter Ulf Pennig.
Dafür fand man später Blut am Springerstiefel eines weiteren Neonazis aus dem Quartett. Zwei von ihnen werden wegen gefährlicher Körperverletzung zu Jugendstrafen von zwei Jahren und neun Monaten sowie zu einem Jahr Haft verurteilt. Sie hatten auch in anderen Städten wehrlose Bürger angegriffen, so bei einer Demo in Wuppertal.
"Ich dachte, jeder Deutsche ist so"
Der jüngere Bruder von Sven K., der laut Gericht seinen Bruder vergöttert, kommt wegen Beleidigung mit einer Verwarnung davon und muss ein Wochenende Freizeitarrest absitzen. Sein Tatbeitrag war zwar gering, zeigt aber die abscheuliche Art und Weise, wie die Gruppe an jenem Tag ihr Unwesen auf dem Weihnachtsmarkt trieb. Er hatte eine junge Frau entdeckt – sie trug einen Sticker mit der Aufschrift „Gegen Rechts“ – und bespuckte sie.
Und Sven K.? Der versuchte damals zu fliehen, schlug dabei einen Sicherheitsbeamten nieder. Bei der Festnahme, so Zeugen, brüllte er: „Dreckige Juden, ich bringe euch um!“ An jenem Tag stand der Neonazi unter Bewährung: Nachdem er einen Punker erstochen hatte, war er 2005 wegen Totschlags zu sieben Jahren Jugendstrafe verurteilt worden, saß wegen guter Führung jedoch nur fünf Jahre ab.
Die Dortmunder Opfer trugen Platzwunden und einen Nasenbeinbruch davon. Ihre seelischen Wunden sind schlimmer, erzählte einer der Jungen im Prozess: „Ich dachte erst, jeder Deutsche wäre so.“