Dortmund-Wambel. Dunkel, lecker, selbstgemacht: Seit 20 Jahren braut die TuBi-Braugemeinschaft ihr Tunnelbier — in mühevoller Handarbeit in einer Kleingartenanlage im Wambel. Aber wie braut man Bier eigentlich selbst? Was muss Wir haben uns in der kleinen Brauerei umgeschaut.

Die Luft steht. Es ist heiß und unerträglich feucht. Der Boden nass, es riecht streng. Lange hält man's hier nicht aus — in der kleinen TuBi-Brauerei am Nussbaumweg. Aber die Jungs wissen, wofür sie hier in ihrer Freizeit schwitzen: Bier.

Das Ergebnis ist jede Mühe wert. Denn was etwa sechs Wochen nach der Quälerei aus dem Fass fließt, schmeckt einfach großartig. Vor allem aber: "Es ist selbstgemacht — und das ist ein ganz besonderes Gefühl", erklärt Hobby-Brauer Tobias Weber.

B236 gab dem Tunnelbier seinen Namen

Nur der Name ist irreführend: Tunnelbier? Werden die Fässer im Tunnel gelagert? Bekommt man nach dem Genuss einen Tunnelblick? Nein — der B236-Tunnel ist schuld. Er zieht sich direkt neben den Schrebergärten durch die Erde.

Als den Freunden vor 20 Jahren das erste Mal die Idee zum Brauen kam, war der der B236-Tunnel gerade im Bau. "Das erste Bier sollte bei der Tunnel-Eröffnung ausgeschenkt werden", so Weber. "Und irgendeinen Namen brauchte man ja." Sechs der elf Gründungsmitglieder sind noch heute dabei.

Seit 1993 hat sich viel getan. Die Braugemeinschaft ist gewachsen, hat sich als Untergruppe dem Gartenverein "Am Nussbaumweg" angeschlossen und 1998 eine kleine Brauerei hinter dem Vereinsheim eingerichtet.

Immer mehr technische Geräte kamen dazu, meist gebraucht von irgendwoher. Maische-, Läuter- und Gärbottich, Abfüllanlage, Pumpen... Ein Schaltschrank steuert Rührwerke, Pumpen, Temperatur- und Zeitvorgaben.

Naturtrübes obergäriges Bier mit feiner Hopfennote

Auch das Rezept für "TuBi nobilis" hat sich verfeinert. Mengen, Zeiten, Temperaturen wurden dem Geschmack der Brauer angepasst. Heute wird meist nach dem Plan gebraut, der an der Metalltür zum Kühlraum klebt. Das Ergebnis: Ein naturtrübes obergäriges Bier mit "feiner Hopfennote", wie es so schön heißt.

Sechs mal im Jahr treffen sich die Hobbybrauer (es ist aber auch ein echter Brauer dabei) zum Brauen. Meist geht's im April los, wenn es wärmer wird. Sonst wäre der Energieaufwand zu hoch.

Aus jedem Sud werden rund 200 Liter Bier, die jedesmal beim Hauptzollamt angemeldet werden müssen. Hintergrund: Pro Haushalt und Jahr dürfen nur 200 Liter für den Eigenbedarf gebraut werden. Verkaufen dürfen die Hobbybrauer ihr Bier nicht — dafür brauchen sie eine Lizenz.

Und so wird Bier gebraut (stark vereinfacht):

  1. Einmaischen: Im Maischebottich wird Gerstenmalz in Wasser aufgekocht. Dabei müssen bestimmten Temperaturen und Zeitintervalle eingehalten werden. Dauer: etwa 80 Minuten.
  2. Abläutern: Im Läuterbottich sinkt der Treber ab — also die festen Gerstenreste. Die Vorderwürze wird zurück in den Maischebottisch gepumpt. Dauer: etwa 1 Stunde.
  3. Hopfen: Die Vorderwürze (Wasser und Gerstenmalz) wird mit Hopfen aufgekocht. Dabei entsteht die Würze. Dauer: etwa 90 Minuten.
  4. Gären: Wenn die Würze auf 25°C abgekühlt ist, kommt Hefe dazu. In (fast) luftdichten Fässern gärt das Jungbier. Die dabei entstehende Kohlensäure geht ins Bier über — der Rest entweicht durch Überdruck. Dauer: etwa 1 Tag.
  5. Lagern: Im Kühlraum lagert das Bier. Die niedrige Temperatur stoppt den Gärprozess. Dauer: etwa 6 Wochen.
  6. Abfüllen: Je nach Bedarf wird das Tunnelbier aus den großen Fässern in Partyfässer oder Bügelflaschen umgefüllt. 
  7. Trinken: Lange hält der Tubi-Vorrat  nicht. Die Hobbybrauer kriegen ihr "Nobilis" schon weg...