Dortmund.. Mit 17 Jahren war Eike Immel der jüngste Bundesliga-Torwart aller Zeiten. Später wurde er Nationaltorwart. Jetzt, mit 51 Jahren, sitzt der Ex-Profi als traurige Gestalt auf der Anklagebank. Der Vorwurf: Immel soll Kokain zum Eigenbedarf gekauft haben. Doch der Sportler streitet die Vorwürfe vehement ab.

Das Blitzlichtgewitter der Fotografen kennt er zu gut. Er kennt es aus guten, längst vergangenen Zeiten. Er war mal ein Star, kometenhaft aufgestiegen am Fußballhimmel. Jüngster Nationaltorwart Deutschlands, mit 17 Jahren erster Bundesliga-Einsatz für den BVB. Doch am Dienstag im Dortmunder Amtsgericht, da saß mit Ex-Torwart Eike Immel (51) eine traurige, beinahe hilflose Gestalt auf der Anklagebank. Sein Prozess wegen Kokainbesitzes markiert einen weiteren Tiefpunkt in seinem Leben.

Und davon hat der frühere Borussen-Keeper, dessen Faible für schnelle Autos ihm ebenso zum Verhängnis wurden wie seine Liebe zum Kartenspiel – schon viele überstanden: Vor vier Jahren ließ er als Dschungel-Camp Teilnehmer der RTL-Show „Ich bin ein Star, holt mich hier raus“ Ratten an sich hochklettern. Das Geld, so sagte er später in einem Interview, floss direkt an seinen Insolvenzverwalter.

Immel soll Kokain gekauft haben

Die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft, sie sind noch älter als der TV-Auftritt. Im Frühjahr des Jahres 2007 soll Eike Immel in 78 Fällen grammweise für insgesamt rund 10.000 Euro Kokain zum Eigenerwerb gekauft haben – pikanterweise in einem Schwerter Bordell. Was seine Rechtsanwältin Ina Klimpke in ihrer Erklärung weit von sich weist: „Mein Mandant hat niemals Betäubungsmittel erworben. Er war seiner Erinnerung nach ein Mal in dem Club, ein weiteres Mal hat er dort für Herrn H. Geld abgeholt.“

Ein Bild aus besseren Zeiten: Eike Immel als BVB-Torhüter im Jahre 1982.
Ein Bild aus besseren Zeiten: Eike Immel als BVB-Torhüter im Jahre 1982. © imago | Unbekannt

Herr H. – jener Mann, von dem Eike Immel den „Schnee“ angeblich erworben haben soll. Der 49-Jährige damalige Teilhaber des Bordells sitzt daher ebenfalls auf der Anklagebank. Das Bild, das die beiden abgeben, es kann kaum unterschiedlicher sein. Da ist Eike Immel, bleich im Gesicht, in seinem grauen, zerknitterten T-Shirt, guckt ein ums andere Mal hilfesuchend auf die große Wanduhr – hoffend, dass der Spuk bald ein Ende hat.

Und da ist sein mutmaßlicher Dealer: Blütenweißes Hemd, sonnengebräunt, die Knöpfe am dunkelblauen Jackett blitzen golden. Der gerichtserfahrene Mann nutzt den Saal als große Bühne: „Das ist alles großer Quatsch. Ich habe noch nie im Leben mit Drogen gehandelt. Ok, so wie andere Leute ins Theater gehen, habe ich mir mal eine weggezogen. Aber nie verkauft. Und nie im Leben an Eike.“

Ein gewisses Promi-Flair

Denn der kippe schon nach einem Ramazotti um, „der ist doch Sportler“. Und für wie doof ihn die Staatsanwaltschaft eigentlich halte? „Das hätte ich einfacher haben können, Eike und ich haben zwei Jahre in einem Haus gewohnt. Warum sollte ich Kokain in meinem Club verkaufen?“

Ein einziges Mal habe er Immel in sein Etablissement eingeladen: „Ich wollte dem Club durch Eike einen gewissen Promi-Flair verleihen.“ Diejenige, die den Stein ins Rollen brachte, erschien gestern nicht im Gericht: Die damalige Inhaberin des Bordells, die nach Überzeugung von Herrn H. im Streit ums liebe Geld „ernst gemacht hat mit ihren falsche Verdächtigungen“.

Finanzielle Unterstützung durch seine Schwester

Ob die schwer erkrankte Frau überhaupt am nächsten Prozesstag, dem 30 Oktober, aussagt, darüber will sie sich noch mit ihrem Anwalt beraten. Wegen Kokainkonsums stand sie selbst im Fokus der Ermittlungen. Klar ist: In Eike Immels Wohnung wurde nie Kokain gefunden.

Und so bleibt der zweite Vorwurf, den der 51-Jährige auch einräumt: Im Jahr 2005, als er als Torwarttrainer in Istanbul 15.000 Euro im Monat verdiente, hat er von Mai bis Oktober lediglich einmal 2000 Euro Unterhalt für seine Ex-Frau Stefanie und die beiden damals 15 und 17 Jahre alten Kinder gezahlt. Stattdessen kaufte er für sich und seine damalige Lebensgefährtin ein Haus. Heute, so sagt Immel im Prozess, unterstütze ihn seine Schwester finanziell. Die habe einen „vernünftigen Beruf“ erlernt. Keinen, bei dem man so schön fliegt wie als Torwart. Und dabei so tief fallen kann.