Dortmund. Stadt und Polizei sind für spontane Meisterfeierlichkeiten am Samstag gerüstet. Auch die Dortmunder Gastwirte bereiten sich auf einen Fan-Ansturm vor und haben zum Teil viermal mehr Bier geordert. Um ein Scherben-Chaos zu vermeiden, gilt Glasverbot im Kernbereich der Innenstadt.

Borussia Dortmund könnte schon am Nachmittag oder Abend des 32. Spieltags vorzeitig die achte Deutsche Meisterschaft klar machen. In alter Tradition werden die BVB-Fans dann in die Innenstadt, das Kreuzviertel oder zum Borsigplatz ziehen und bis tief in die Nacht eine schwarz-gelbe Party feiern. Stadt und Polizei rüsten sich für eine spontane Meisterfeier und appellieren gleichzeitig an die Vernunft der Fans: "Ausgelassen feiern? Gern, aber bitte friedlich, unter gegenseitiger Rücksichtnahme" lautet die Devise, die die Dortmunder Behörden herausgegeben haben.

Ordnungsamt verhängt Glasverbot in Innenstadt

Um die Sicherheit aller Feierfreudigen zu gewährleisten, hat das Ordnungsamt der Stadt Dortmund für Samstag ein Glasverbot in der Innenstadt verhängt. Hintergrund: Als der BVB in der vergangenen Saison am 30. April 2011 vorzeitig Deutscher Meister wurde, zogen unzählige feiernde Fans mit Glasflaschen in die Innenstadt. Viele Flaschen gingen bei den Feierlichkeiten zu Bruch, und es gab etliche Schnittverletzungen. Der Entsorger DEG musste danach rund 2,5 Tonnen Scherben beseitigen. Das

Das Glasverbot gilt für den Kernbereich der Innenstadt, also von der Reinoldikirche über den Alten Markt bis zum Hansaplatz und zum Rathaus. Das Verbot tritt um 15 Uhr in Kraft und endet um Mitternacht. Das Ordnungsamt kündigte für einige Bereiche entsprechende Kontrollen an. Das Abbrennen von Pyrotechnik ist ebenfalls verboten. Bei spontanen Autokorsos will die Polizei großzügig sein und nur einschreiten, wenn die Sicherheit gefährdet ist. Etwa beim Sitzen auf Autodächern.

Auch die Dortmunder Gastwirte bereiten sich auf einen spontanen Fan-Ansturm vor. Da sie außerhalb ihrer Lokale auf dem Alten Markt keine Gläser ausgeben dürfen, wurden im Vorfeld Plastikbecher in Massen organisiert. Und auch die Kühlkeller sind reichlich gefüllt: In den Lagern ist teilweise viermal so viel Bier als sonst. Bei den Meister-Feierlichkeiten im vergangenen Jahr waren die Zapfhähne fast leergelaufen. Und auch für die Sicherheit in den Kneipen ist gesorgt. Einige Gaststätten, wie beispielsweise das Barrock im Kreuzviertel, haben extra einen Sicherheitsdienst organisiert.

Sicherheitsvorkehrungen im Stadion verschärft

Um auch im Stadion die Sicherheit der Zuschauer gewährleisten zu können, bitten sowohl Borussia Dortmund als die Polizei die Fans um Vernunft. "Wir bitten die Fans, das Spielfeld zu keiner Zeit zu betreten, auch nicht nach dem Spiel", so Dr. Christian Hockenjos, Oranisationschef beim BVB. Doch es geht nicht um den Rasen für das letzte Heimspiel gegen den SC Freiburg. "Es geht vor allem um die Sicherheit der Zuschauer", so Hockenjos, der als Veranstaltungsleiter verantwortlich für sich Sicherheit im Stadion ist. Aus diesem Grund hat der BVB seine Videoüberwachung verstärkt. Einige Bereiche des Stadions werden noch intensiver ins Blickfeld genommen als bisher.

Verkehrschaos rund um Signal-Iduna-Park erwartet

Bis 18 Uhr findet am Samstag in der Westfalenhalle die Intermodellbau-Messe statt. Dann werden abfahrende Messebesucher und anreisende Fußballfans aufeinander treffen und für verstopfte Straßen und Parkplätze rund um den Signal-Iduna-Park sorgen. Das Ordnungsamt Dortmund rät allen BVB-Anhängern, Busse und Bahnen zu nutzen.

Wer trotzdem mit dem Auto anreist, sollte genügend Zeit für die Anfahrt einplanen und möglichst Park-and-Ride-Plätze nutzen. Auch die Fans, die keine Karte für das heißbegehrte Borussen-Derby ergattern konnten und das Spiel in einer Kneipe verfolgen wollen, sollten sich früh auf den Weg Richtung Innenstadt machen.

Zudem werden die Fans gebeten, am Samstag nicht ohne Karte zum Stadion zu kommen. Im Falle einer vorzeitigen Meisterschaft soll die ganze Innenstadt zum Feiern genutzt werden. 2002 hatte es nach dem Gewinn der Meisterschaft am letzten Spieltag der Saison Probleme mit heraus- und hereinströmenden Fans gegeben. Im Stadion kam es zu gegenläufigen Strömungen, so dass zeitweise viele Zuschauer nicht aus dem Stadion kamen.

Polizei warnt vor Taschendieben

Angesichts der zu erwartenden Menschenmassen in den Dortmunder Bahnhöfen während der letzten beiden Heimspiele des BVB und den feierlichen Aktivitäten rund um die Meisterschaft geht die Bundespolizeiinspektion von einer erhöhten Aktivität anreisender Taschendiebstahl-Banden aus. Die Enge einer überfüllten Empfangshalle und die Zu- und Abgänge der Bahnsteige und U-Bahnschächte gehören zum beliebten "Tätigkeitsfeld" der Trickdiebe. Ein kleiner Rempler, die Erzeugung eines künstlichen Gedränges oder eine geschickt inszenierte Ablenkung reichen oftmals aus, um ein ahnungsloses Opfer zu bestehlen.

Die Verkehrsbetriebe DSW21 werden über das normale Zusatzangebot bei BVB-Spielen hinaus nach Spielschluss zusätzliche Bahnen auf der U42 in Richtung Hombruch und auf der U45 zwischen Stadion und Hauptbahnhof einsetzen. Betriebsschluss ist unverändert zwischen Mitternacht und 1 Uhr früh. Auf allen NachtExpress-Linien werden ausnahmslos die großen Gelenkbusse eingesetzt. Zwei zusätzliche Busse werden ab Zentraler Omnibusbahnhof bei Bedarf eingesetzt.

Route für den Meisterkorso noch ungewiss

Alle Regelungen werden laut Behörden auch am übernächsten Wochenende gelten, wenn der BVB am 28. April gegen Kaiserslautern spielt und dann erst Deutscher Meister werden sollte. Die Hauptfeier wird ohnehin erst am 13. Mai stattfinden. Nach WR-Informationen ist das Motto der Meisterfeier: "Der Weg ist das Ziel". Angedacht ist, an der Westfalenhütte mit dem Korso zu starten. Ungewiss sind derweil noch Startzeit und die genaue Route des Meisterkorso. Sicher ist, dass der schwarz-gelbe Tross um den Borsigplatz kreisen wird, um sich dann auf den Weg in die City zu machen. Ob man eine Ehrenrunde auf dem Wall dreht oder direkt ein Ende - etwa im Bereich des Dortmunder U - ansteuert, bleibt weiter offen.

Sicher ist seit der jüngsten Besprechung der Planer von Stadt, BVB und Westfalenhalle, dass man nicht zur Meisterfeier in den Signal Iduna Park einladen kann. Aus versicherungstechnischen Gründen sei das nicht möglich. Warum? Weil das Stadion bekanntermaßen nur rund 80.000 Fans fasst - der schwarzgelbe Ansturm dürfte aber unkontrollierbar größer sein.

Das DFB-Pokal-Finale zwischen Borussia Dortmund und Bayern München am 12. Mai sowie der Meisterkorso am 13. Mai sollen auf drei Großleinwänden (Hansaplatz, Friedensplatz, Kampstraße) übertragen werden. (WE)