Dortmund..

Die Spitze des einzigen börsennotierten deutschen Fußballclubs, Borussia Dortmund (BVB), sieht angesichts der sportlichen Erfolge der Mannschaft die Aktien des Vereins im Aufwind. Borussia Dortmund sei ein „mittelständisches Fußballunternehmen mit der Strahlkraft eines DAX-Konzerns“, sagt BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke am Dienstag auf der Hauptversammlung der Aktionäre in Dortmund.

Schon klar: Der Verein ist auch eine Firma, aber an Tagen wie diesem Dienstag hätte man als Außenstehender schon Probleme, die Mitgliederversammlung des Vereins mit der Aktionärsversammlung der Borussia Dortmund GmbH & Co. KGaA auseinanderzuhalten. Warum: Weil beide so zufrieden sind - die einen mit dem Tabellenstand, die anderen mit der Aktienentwicklung, die jüngst die Drei-Euro-Grenze übersprang.

Gute Laune also allenthalben. Ellen Ograbek hat die Jahre noch gut in Erinnerung, als dem wirtschaftlich abgegrätschten BVB der Sturz aus dem Oberhaus drohte. „Ich bin damals auch zu Auswärtsspielen gefahren, weil ich dachte: Bald siehst du hier keine Bundesliga mehr“, sagt sie. Sie hat den Glauben an ihre Religion erneuert - den BVB.

Kritik an Steinbrück

Michael Helleckes hat weiland zu KG aA-Gründung sein Kommunionsgeld in Aktien investiert. Ging einfach nicht anders, ist fast eine genetische Veranlagung bei ihm. „Im Nachhinein ziemlich clever“, wie er findet. Ziemlich clever findet BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke auch, dass mit dem ehemaligen Bundesfinanzminister Peer Steinbrück sowie dem Ex-Vorsitzenden der CDU-Bundestagsfraktion Friedrich Merz zwei Finanz- und Wirtschaftsexperten den Aufsichtsrat verstärken sollen. Beide grüßten über Videowände - und würden das Angebot gerne annehmen.

Das traf nicht jedermanns Geschmack. BVB-Aktionär Rüdiger Raguse erinnerte sich, Steinbrück auch schon mal als Mönchengladbach-Fan erlebt zu haben. Und Burkhard Götz fragte sich sowieso, ob solche Leute den kleinen Aktionär repräsentierten. Überhaupt: „Sie sagen, sie hätten keine Zeit, um hier zu erscheinen - so etwas ist nicht angemessen.“ Georg Lobinger vermisst fußballerischen Sachverstand im Aufsichtsrat: „Warum sitzen da keine ehemaligen Spieler wie bei den Bayern?“

Unbürokratische Hilfe

Watzke versicherte, man werde Steinbrück auch noch als BVB-Fan erleben. In dessen Position als damaliger Minister sei es doch so: „Da kommt man nach Gelsenkirchen und kriegt so schnell einen Schal umgeworfen, dass man sich gar nicht wehren kann.“ Den abzunehmen, käme einer Beleidigung gleich. Das schwarzgelbe Herz des Ex-Ministers habe er selber schon schlagen spüren: „Als er uns in einer ganz schwierigen Situation innerhalb eines Tages unbürokratisch geholfen hat.“

„In schlechten Zeiten schimpfen, in guten Zeiten sich freuen“, das ist die Maßgabe von Bernd und Gusti Gralki - wohl wissend, dass alles mal ein Ende hat. Habe man ja vor zwei Jahren bei Hoffenheim gesehen. Klaus Zeppenfeld kauft schnell noch einen BVB-Kalender. Ein Wichtel-Geschenk für seine schalkegläubigen Mitarbeiter: „Damit die ein Jahr lang Spaß an uns haben.“

Zahlen

Zu den Zahlen: Auch im laufenden Geschäftsjahr 2009/2010 hat Deutschlands einziger börsennotierter Fußballclub sein Ziel verfehlt, eine schwarze Null zu schreiben. Der Konzernverlust liege bei 6,1 Millionen Euro und habe damit im Vergleich zum Vorjahr zugelegt, so Watzke. Auch der Umsatz sei mit 110 Millionen Euro rückläufig. Als entscheidenden Grund für den Gewinnrückgang nannte Watzke den Verzicht auf Spielerverkäufe.

Dennoch sieht der BVB-Geschäftsführer seinen Verein, der derzeit in der Bundesliga auf Tabellenplatz eins steht, auf dem richtigen Weg. So verfüge der Verein durch seine Mannschaft über eine erhebliche stille Reserve von etwa 100 Millionen Euro. Der Verein sei zwar nicht in der Lage, großes Geld auszugeben, gehe mit dieser Situation aber effizient um. Borussia Dortmund sei „ein mittelständisches Fußballunternehmen mit der Strahlkraft eines DAX-Konzerns“, sagte der Geschäftsführer weiter. Der Kurs der BVB-Aktie sei mittlerweile auf drei Euro geschnellt. „In diesem Jahr war es erstmals der Fall, dass viele mit der Aktie Geld verdient haben“, erklärte Watzke.

Erneut keine Dividende für die Aktionäre

Eine Dividende können die Aktionäre aber auch in diesem Jahr nicht erwarten, was bei der Hauptversammlung einige kritische Stimmen hervorrief. „Hier sind viele, die die Aktie für elf Euro gekauft haben, für sie ist der derzeitige Kurs nur ein kleiner Trost“, sagte ein Aktionär. Ein anderer Anleger hingegen sprach der Geschäftsführung seinen Dank aus: Er habe die Aktie im vergangenen Jahr für einen Euro gekauft und habe aufgrund des derzeitigen Kurses Gewinn erwirtschaften können. Der Verein sei auf einem guten Weg, betonte der Aktionär aus Limburg.

Das sehen auch Börsenexperten so. Ein rasches Erreichen des Ausgabepreises von elf Euro sei zwar nicht sehr wahrscheinlich, sagte der für den BVB zuständige Sprecher der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger, Stefan ten Doornkaat, der Nachrichtenagentur dapd. Sollte der derzeitige sportliche Erfolg jedoch anhalten und damit verbundene Einnahmen wie Gelder aus einer Champions-League-Teilnahme in die Kassen spülen, könne sich das auch sehr positiv auf den Kurs der Aktie niederschlagen. Mit dem Erfolg müsse jedoch auch die Ausschüttung einer Dividende verbunden sein, um die Aktie für Anleger attraktiv zu machen, sagte Doornkaat.

Der BVB war am 31. Oktober 2000 als bisher einziger deutscher Fußballverein an die Börse gegangen. Der Eröffnungskurs lag bei elf Euro, fiel aber bereits am ersten Handelstag auf unter zehn Euro und rutschte in der Folgezeit sogar auf bis einen Euro ab.

Reise nach Polen und Japan

Borussia Dortmund wird nach dem Saisonfinale in der Fußball-Bundesliga am 14. Mai 2011 nicht sofort den Urlaub einläuten. Auf der Hauptversammlung der Borussia Dortmund GmbH & Co. KGaA gab Watzke bekannt, dass die Mannschaft noch Freundschaftsspiele bestreiten werde.

Hier nannte er konkret eine Reise nach Polen, dessen Nationalmannschaft BVB-Spieler Jakub „Kuba“ Blaszczykowski als Kapitän anführt, sowie einen Exkurs nach Japan, in die Heimat von Shinji Kagawa, „zwei für uns wichtige Märkte“.

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