Dortmund.. Mit Entsetzen haben viele BVB-Fans auf die Nachricht des Wechsels von Mario Götze zum FC Bayern München reagiert. „Geh nicht!!!“, flehen sie auf seiner Facebook-Seite. Andere beschimpfen ihn als Verräter. Manche spekulieren sogar über ein Ablenkungsmanöver in der Hoeneß-Affäre.

Zuerst reagierten die Fans mit Unglauben, Verwunderung und Entsetzen auf die Nachricht, der BVB-Star Mario Götze könnte an die Isar wechseln. Doch als der Wechsel am Vormittag offiziell bestätigt wird, kippen die Gefühle. Trauer und Wut machen sich im Internet Luft. Die Facebook-Seite verliert seit der Bekanntgabe pro Stunde rund 1500 Likes. Am Mittag war der Kommentar-Bereich dann komplett gesperrt. Zuvor waren dort unzählige geschmacklose Beleidigungen, von denen 'Judas' und 'Verräter' noch zu den harmlosesten gehörten, verfasst worden. Am Dienstagmittag waren sämtliche Kommentare gelöscht. Götze hatte bis zu diesem Zeitpunkt 1,5 Millionen Facebook-'Freunde'.

„Du bist die größte Enttäuschung, seit ich den Fußball liebe. Mehr habe ich nicht zu sagen“, hatte ein Ex-Fan auf Götzes Facebook-Seite zuvor geschrieben. Auch Pierre H. äußerte sich verbittert über Götzes Untreue, ihn traf die Neuigkeit mitten ins schwarz-gelbe Herz: „Es gibt Wechsel und Weisen, bei denen einem Spieler klar sein muss, wie sehr er einem Fan ins Herz trifft. Echte Liebe??? Nein, die sieht anders aus!“

„Einfach nur enttäuscht“

„Ich schäme mich, dass ich ein Trikot mit dein Namen gekauft habe“, hatte jemand notiert. Und auch Florian D. trauerte: „Menschlich einfach nur enttäuscht. Gerade von Dir habe ich mehr erwartet.“ Bei Christian S. schlug die Enttäuschung in blanke Wut um: „Verpiss Dich! Auch du bis käuflich“, postet er.

Viele Fans haben offenbar alle Hoffnung verloren und machten gar nicht mehr viele Worte: „Verräter“, „Arschloch“, „Judas“, „Söldner“, „Volldepp“, „Pissvogel“ – so lauteten die Einträge auf Götzes Facebook-Seite, und nicht wenige dieser Beschimpfung waren so heftig, dass man sie nicht zitieren kann.

In Dortmund muss sich Götze offenbar auf schwere Zeiten einstellen, Torsten S. schrieb stellvertretend für viele ähnliche Einträge: „Ich hoffe, du erlebst morgen das Pfeifkonzert deines Lebens! Bleib am besten in der Kabine. Dich will niemand mehr in Schwarz-Gelb sehen.“

„Überall hin, aber doch nicht zu den Bayern"

Die Trauer über Götzes Wechsel wurde bei vielen Fans nur übertroffen vom Hass auf den FC Bayern-München. Und die Steuer-Affäre um den Bayern-Präsidenten Uli Hoeneß bot einen willkommenen Angriffspunkt: „Geldgeile gehören nach München, siehe Hoeneß. Du hättest so viel aus deinem Talent machen können“, postete Carlos W. Und ein anderer Fan schrieb: „Überall hin, aber doch nicht zu den Bayern. Dann zu diesem Zeitpunkt, warum gibt es so einen Dolchstoß für uns, bitte?“ So sieht es auch Ricardo N.: „Du gehst von einem Top-Verein zu den Drecks-Bayern.“

Manche glaubten gar an ein abgekartetes Spiel der Bayern, um die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit von der missliebigen Hoeneß-Affäre abzulenken: „Der FC Bayern lässt sich das Ablenkungsmanöver vom Fall Hoeneß stolze 38 Millionen Euro kosten“, twitterte jemand. Ein anderer User sah es ähnlich: „Ein unglaubliches Verhalten des FC Bayern: Ablenkung von der Hoeneß-Affäre, Unruhe beim BVB vor dem wichtigsten Spiel des Jahres.“

Manche freuen sich auf Götze

Doch manche Fans äußerten sich auch glücklich über Götzes Schritt. Maurice H. schrieb: „Herzlich Willkommen in München. Die Fans stehen hinter dir.“ Und auch Alex W. schien erstaunt über die ganze Aufregung: „Alles richtig gemacht! Herzlich willkommen in München!“

Aber das schwarz-gelbe Herz blutet nicht nur auf der Fanpage von Mario Götze bei facebook. Vom Super-Mario zum geldgierigen Verräter wandelt sich das Bild der Fans innerhalb einer Nacht auch beim Forum derwesten.de. Vor allem die Loyalität zum Verein steht dabei ganz oben auf der Liste. „teddybaer04“ betont, dass es „Vereinstreue und Dankbarkeit im Profigeschäft halt nicht mehr gebe“.

Ein weiterer User „laufpartner“ ist ebenfalls zutiefst enttäuscht über die Entscheidung von Götze, zum FC Bayern München zu wechseln. „Hier zeigt sich wieder die Verlogenheit in den Sport – Spielern, die nach Toren mit der Hand auf dem Vereinstrikot in Richtung Fans laufen und in der Öffentlichkeit von längerfristigen Perspektiven im Verein sprechen“.

Die Gier nach Geld, die vorgeheuchelte Treue zum BvB, der Hass gegen die Bayern – die BvB-Fans haben eine Meinung. Eine sehr starke, ab und an vielleicht zu derbe Meinung, über ihren ehemaligen Liebling des Dortmunder Mittelfelds. User „Extrablatt“ lässt seiner Wut und Enttäuschung freien Lauf: „Was bedeuten wir echte Fans den Geld-Söldnern wirklich? NICHTS!“.

"Wir müssen davon weg, die Spieler zu glorifizieren"

Andere sehen es nicht ganz so böse, wissen, dass Spieler nur eine kurzlebige Vorstellung auf dem Rasen des jeweiligen Vereins geben. „Ollikli“ formuliert es besonnen: „Spieler kommen, Spieler gehen, aber der Verein und die Liebe der Fans bleibt. Es ist wichtig das so zu sehen. Heute küssen sie ihr Vereinswappen, morgen gehen sie dann dorthin, wo am meisten bezahlt wird. Wir müssen davon weg, die Spieler zu glorifizieren.“

Nicht jeder ist verärgert. Oft wissen die Fans nicht wohin mit ihrer Trauer, dem Schock, der noch tief sitzt von der Nachricht des Wechsels von Mario Götze. „affenkopp“ sieht den Wechsel kritisch, vor allem ist er aber entsetzt, wie er schreibt: „Man erlaube einem Dortmunder sentimental zu werden, denn das ist ein tieftrauriger Tag. Ich bin entsetzt.“

Ob diese Trauer noch rational zu begründen ist? Vermutlich verstehen nur wahre Borussia Dortmund Fans, was gerade in den Anhängern des Vereins vorgeht. Ob sich die Bekanntgabe auf das Spiel gegen Real Madrid auswirkt? Die Fans wissen und hoffen es nicht. Allerdings ist ihnen eines ganz klar: „Wer auch immer diese Meldung einen Tag vor dem Halbfinale platziert hat, beabsichtigt damit, dem BVB zu schaden. Nun liegt es an uns, ob wir uns in die gewünschte Richtung dirigieren lassen wollen“, schreibt zum Beispiel „Mr. Q“. Weiter sagt er: „Lasst uns Real in Grund und Boden spielen und im Finale die Bayern demütigen. Mit Mario in schwarz-gelb!“

Die Hoffnung stirbt bei den enttäuschten BvB-Fans anscheinend doch zuletzt. Auch wenn sie es ihrem ehemaligen Liebling und Superstar Mario Götze nicht so schnell verzeihen werden: Die Genugtuung, dass Dortmund sich nun im Spiel gegen Madrid selbst ins Aus schießt, wollen die Fans dem FC Bayern nicht geben.