Die Geschichte des ehemaligen jüdischen Friedhofs am Westpark soll nicht vergessen werden. Eine Gedenkstätte ist geplant.

„Der Begräbnisplatz darf weder bebaut noch als Spielplatz benutzt werden; auch soll er keinerlei profanen Zwecken dienen, die der Würde und Heilighaltung eines Friedhofes nicht entsprechen.“ Unter dieser Bedingung übergab die damalige jüdische Gemeinde 1885 ihren kleinen Friedhof an der südöstlichen Westparkecke zur Lange Straße an die Stadt. Die Nazis zerstörten den Friedhof. Nach dem Krieg wurde ein Großteil des Friedhofs bei der Erweiterung der Westpark-Schule überbaut. Es ist denkbar, dass noch Gebeine im Erdreich lagern.

Rabbiner Avichai Apel von der jüdischen Gemeinde in Dortmund hat einen Experten für Friedhofsfragen in Jerusalem um Rat gebeten. Eigentlich ist der Gedanke, dass Gräber überbaut werden, für Juden unerträglich: Die Toten warten auf den Tag der Auferstehung. Eigentlich wäre die Vermutung, dass noch Gebeine im Erdreich liegen, Grund genug, um intensiv danach zu forschen. Dazu müsste - im aufwendigsten Falle - unter Umständen ein Teil der Schule abgerissen werden.

Doch diesen Weg wolle man nicht gehen, so Rabbiner Apel. Auf Initiative von Friedrich Roesner (Grüner und Bezirksbürgermeister Innenstadt West) wurde ein Weg gefunden, um die Toten zu ehren, die Lebenden zu erinnern und Versöhnung zu üben. Auch die CDU in der Bezirksvertretung wirbt für diesen Weg. Erste Vorgespräche mit der Unteren Denkmalbehörde hat es bereits gegeben.

Die Idee: An der südwestlichen Ecke des Schulanbaus an der Lange Straße soll ein Stück Grund abgetrennt und als ehemaliger jüdischer Friedhof kenntlich gemacht werden. Friedrich Rösner: „Wir haben aus Marketingmitteln das Geld, um einen Gedenkstein erstellen und aufstellen zu lassen.“ Mit dieser Idee ist Rabbiner Apel einverstanden.

Die Schüler beteiligen

Die Schüler der Westpark-Schule möchte sowohl die jüdische Gemeinde wie auch die Bezirkvertretung mit einbeziehen in die Gestaltung - mit einer historischen Aufarbeitung der Geschichte am Standort und bei der Gestaltung eines Steinfeldes auf der künftigen Gedenkstätte, auf dem ein Davidstern als Erinnerung liegen könnte.

Der kleine jüdische Friedhof war bereits 1885 voll belegt (siehe Historie). Alte Luftaufnahmen verraten, dass bereits hohe Bäume auf dem Gelände wuchsen, bevor die Nazis die Macht ergriffen. Sie entfernten die Grabsteine und zerstörten 1943 die Anlage beim Bau der ausgedehnten Tunnel- und Bunkerbauten, die auch unter dem Westpark angelegt wurden. Unklar ist, wie umfangreich der Friedhofsbereich geräumt wurde. Leichenumbettungen seien nicht erfolgt, so eine Auskunft aus dem Dortmunder Garten- und Friedhofsamt im Jahr 1951.

Die Zweifel, die heute herrschen, kamen in den 50er-Jahren, in denen die SPD-Kommunalpolitiker die Erweiterung der Westparkschule beschlossen, offenbar nicht auf. Heute steht etwa ein Drittel des Schulflügels, der von der Ecke Möllerstraße parallel zur Lange Straße verläuft, auf dem Gelände des ehemaligen jüdischen Friedhofs, der niemals überbaut werden sollte.

Zwei Parkplätze im Weg

Um die kleine Gedenkstätte - sie umfasst bei weitem nicht die volle Größe des ehemaligen jüdischen Friedhofs - einrichten zu können, müssten unter anderem zwei steinplattierte Lehrer-Parkplätze entfernt werden. Rabbiner Apel und Friedrich Rösner sind sicher, dass es eine einvernehmliche Lösung für dieses kleine Problem mit der Schule und den zuständigen Ämtern geben wird.

Der Gedenkstein ist bereits gekauft. Noch offen ist, wann er aufgestellt und die Gedenkstätte fertiggestellt ist.