Dortmund..
Hätte Mario Barth türkische Wurzeln, dann wäre er Kaya Yanar. Auch Yanar gibt sich publikumsnah und redet zwei Stunden lang wie ein Wasserfall drauflos. Vor einer großen Videoleinwand, auf der sein Name in pulsierenden Lettern prangt, am Sonntagabend in der ausverkauften Westfalenhalle.
Kaya Yanar, der vor allem durch seine Fernsehsendung „Was guckst Du“ bekannt geworden ist, plappert vor einer großen Videoleinwand in Dortmunds ausverkaufter Westfalenhalle im Stakkato-Takt. Und auch der Witz-Kosmos seines Best-Of-Programms „Live und unzensiert“ erstreckt sich, ähnlich wie bei der frechen Berliner Schnauze Mario Barth, über Alltags- sowie Reisebeobachtungen sowie Blähungen oder das Sexualleben. Doch das Bild von Angela Merkel, das kurz auf der Leinwand aufblitzt, ist extrem abgenutzt, wenn es um Orgasmusverzögerung geht, und ist mittlerweile zu einem Running Gag geworden.
Dass man mit dieser Mischung trotzdem fast immer richtig liegt und selten etwas falsch macht, haben viele Comedians längst erkannt. Auch Yanar begeistert mit dieser altbewährten Rezeptur das Publikum, das genauso Multikulti ist wie das Programm selbst.
Spot auf Zuschauer
Immer wieder fahren die Spots in die Zuschauerreihen, wenn Yanar fragt: „Sind hier Russen oder Schweizer?“ Und fast immer melden sich kleine Grüppchen. Die kriegen dann auch direkt ihr Fett weg.
Von betrunkenen Russen und spießigen Deutschen, die Weltmeister im Reservieren der Strandliege per Badehandtuch sind, im Urlaub oder verschlafenen und weltfremden Schweizern - Yanar karikiert sie alle treffend. Dabei ist seine große Stärke die Beherrschung unterschiedlichster Sprachen und Akzente, die er überaus gekonnt einsetzt. Wenn der 37-Jährige die Autofahrgewohnheiten der auf Tempo 120 limitierten Schweizer und mit Blitzkästen zugeballerten Basler schwadroniert, folgt kurz darauf die deutsche Raserei, um dann auf das halsbrecherische Fahren im türkischen Istanbul zu kommen, das der Komiker augenzwinkernd mit einem verschiedenen Levels eines Videospiels vergleicht. Level eins ist das Geisterfahren. Nur dass der Türke dabei mit Fernlicht auf einen zufahre und noch freundlich dabei winke. „Die Stadt schluckt dich, kaut dich und spuckt dich wieder aus“, so sein Fazit über Istanbul.
Sandkasten-Geschichte als kröndener Abschluss
Nach knapp mehr als zwei Stunden ist die Sandkasten-Geschichte Zugabe und Highlight des ganzen Abends zugleich.
Wunderbar, wie Yanar die Väter verschiedener Nationen nachahmt und karikiert, die auf ihre spielenden Söhne aufpassen. „Von dem Schweizer Papa ging keine Gefahr aus“. Allein für diese Nummer hat sich der Besuch schon gelohnt.