Offener Kampf um Öffnungszeiten

Dortmund. Der Streit war und ist eine Frage der Zeit: Die Thier-Galerie mit ihren 160 Shops hat freitags und samstags bis 22 Uhr geöffnet. Damit schert sie bewusst aus dem Öffnungszeitenkonzept des City-Handels aus, der um 20 Uhr die Türen schließt.

Während der Einzelhandelsverband gleich beide Augen zudrückt und mehr Freiheiten fordert, geht die Gewerkschaft Verdi nun auf die Barrikaden. Bis gestern hatte sie schon mehr als 300 Unterschriften von Beschäftigten und Inhabern gesammelt für die Abschaffung des „Spätdienstes“.

Von Anfang an seien Verdi die eigenmächtig und per Mietvertrag für das ganze Center festgeschriebenen Öffnungszeiten ein Dorn im Auge gewesen. Das ganze Jahr über seien die Shopbetreiber und Filialisten - und ihre 1300 Mitarbeiter - gezwungen, bis 22 Uhr zu arbeiten.

In Gesprächen mit den Beschäftigten, mit Inhabern und Filialleitungen habe Verdi Unmut festgestellt. „Wir haben Signale bekommen, dass viele das nicht wollen, aber die Mieter sind gebunden“. Inhaber hätten darauf verwiesen, dass in den späten Abendstunden kein Umsatz gemacht werden, der die längeren Öffnungszeiten aus betriebswirtschaftlichen Gründen rechtfertigen würde, so Verdi-Sekretär Reiner Kajewski.

Thier-Galerie soll sich an übrigen Geschäften orientieren

Der Alleingang der Thier-Galerie sei kontrapoduktiv: Nach vielen Bemühungen habe man sich in der City auf einheitliche, kundenverlässliche Öffnungszeiten geeinigt. Auch der Thier-Galerie wurde im Baugenehmigungsverfahren auferlegt, sich „bei den Öffnungszeiten an denen der Innenstadt zu orientieren.“ Der Appell lief ins Leere. Die Probleme liegen für die Gewerkschaft auf der Hand:

Die Beschäftigten müssen zu familien- und freizeitunfreundlichen Zeiten arbeiten.
Einen Zuschlag für diese Zeit am Abend gebe es längst nicht in allen Betrieben.
In vielen Geschäften findet wenig Umsatz statt.
Der Druck auf die Geschäfte der Innenstadt wachse zunehmend, am Wochenende ebenfalls länger zu öffnen.

„Zumindest denkt der Handel nach“, fürchtet Reiner Kajewski einen Domino-Effekt. Seit Oktober habe Verdi in den Geschäften in der Thier-Galerie Unterschriften für eine Öffnungszeitenbegrenzung auf 20 Uhr gesammelt. Diesen offenen Brief hätten über 300 Beschäftigte aus dem Center unterschrieben, darunter auch Filialleitungen und Inhaber.

Unverständnis für Klagen der Händler

Center-Managerin Heike Marzen zeigte sich gestern verwundert, warum das Thema jetzt aufkomme. Jedem Mieter seien die Öffnungszeiten klar gewesen, als er die Verträge unterschrieb. Ihr gehe es um „Verlässlichkeit im Angebot“, darum, im Kampf mit dem Konkurrenten Internet und den Discountern auf der grünen Wiese nicht den Kürzeren zu ziehen. Der City-Ring-Vorsitzende „hat keine Probleme damit“, zitiert Marzen Axel Schroeder. Ja, je nach Händler, sei der Abendumsatz größer oder kleiner. Und: Sie habe auch Verständnis für die Mitarbeiter. Trotzdem: Es bleibe dabei – „das ist schließlich unser Job“.

Thomas Schäfer vom Einzelhandelsverband sieht’s ähnlich: „Von montags bis samstags brauchen wir keine Regelung“, Handel und Nachfrage entscheiden. „Die Kunden stimmen mit den Füßen ab“, sagt er und verweist etwa auf den Kaufland an der Bornstraße, der sogar bis 24 Uhr geöffnet habe.