Dortmund. Tragen Polizisten bei Einsätzen in der Nordstadt bald Kameras am Körper? Dortmunds Polizei-Chef Gregor Lange ist dafür. Mit den Bodycams will er auf die vermehrten Angriffe auf Beamte im Stadtteil reagieren. Auch wenn die Fallzahlen insgesamt stark zurückgehen, macht der Polizei in der Nordstadt ein Phänomen Probleme.
Die Zahl der Straftaten in Dortmund sinkt weiter und die Aufklärungsquote steigt. "Das ist das Ergebnis einer intensiven Zusammenarbeit mit anderen Behörden", sagte Polizeipräsident Gregor Lange am Mittwoch auf einer Diskussionsveranstaltung des CDU-Kreisverbands in der Nordstadt.
Gemeinsame Strategien und Einsätze mit der Stadt Dortmund, der Justiz und dem Zoll zeigten bei der Gewalt- und Drogenkriminalität, Diebstählen und Einbrüchen ihre Wirkung.
Die Aufklärungsquote sei seit 2013 auf jetzt 57,30 Prozent gestiegen. "Einen so hohen Wert hatten wir in Dortmund schon lange nicht mehr", sagte Gregor Lange.
Als Beispiel für erfolgreiche Polizeiarbeit nannte er die Nordstadt, in seinen Augen ein Kriminalitätsbrennpunkt: "Da ist weder heile Welt, noch herrscht hier die ganz große Katastrophe" sagte er, Diagnosen müssten offen und ehrlich ausfallen.
Führenden libanesischen und nordafrikanischen Drogenhändlern sei das Handwerk gelegt worden, sodass in der Nordstadt ein "Macht-Vakuum" erkennbar gewesen sei. Die Justiz habe eine Vielzahl von Tätern zu insgesamt mehreren hundert Jahren Haft verurteilt. Allerdings würden die organisierten Täter stets neues Personal nachsteuern - ein Privileg, über das die Polizei nicht verfügt.
Die Ermittlungskommissionen klärten nicht nur einzelne Straftaten auf, sondern auch Hintergründe und Bandenstrukturen. Etliche Haftbefehle wegen Wiederholungsgefahr würden weitere Straftaten verhindern. Auf diesen Erfolgen dürfe sich jedoch niemand ausruhen. "Wir müssen besser werden", sagte Gregor Lange und schränkte ein: Genau dafür fehlten die Ressourcen.
Der Polizeipräsident forderte nicht nur mehr Personal für die Ermittlungskommissionen der Kriminalpolizei und den Streifendienst, sondern auch eine bessere Ausstattung. Gerade in der Nordstadt bräuchten die Polizisten die "Bodycams", also während des Einsatzes am Körper getragene Kameras, die das Geschehen filmen. Die Bundespolizei setzt diese Technik in Dortmund bereits ein.
Denn die Zahl der Widerstände gegen Polizisten sei von 66 im Jahr 2013 auf jetzt 101 gestiegen. "Es ist an der Zeit dafür", sagte der Jurist, auch mit Blick auf die Angriffe auf Polizisten in den vergangenen Tagen.
Ab Ende 2017 will die Polizei die Videobeobachtung in der Brückstraße auswerten. Bei der CDU regte Gregor Lange ohne Widerspruch eine Diskussion über eine "flexible Videobeobachtung" in der Nordstadt an. Flexibel deshalb, weil über einen längeren Zeitraum installierte Kameras nicht zu einer Verdrängung der Kriminalität in andere Bereiche führen dürfe. Die Videotechnik soll den Tätern folgen können.