Dortmund.. Auf einem alten Kasernengelände in Dortmund baut die Bundesbank ihren modernsten und größten Geldspeicher. Andere Filialen werden aufgegeben.
Für Norbert Walter-Borjans, den nordrhein-westfälischen Finanzminister, muss es eine Begegnung der besonderen Art gewesen sein. Der Sozialdemokrat hatte seinerzeit als einer der ersten Politiker überhaupt eine Obergrenze für das Bezahlen mit Bargeld gefordert. Nur so könnten Steuerhinterziehung und Geldwäsche wirksam bekämpft werden. Am Montag war „Bargeldschreck“ Walter-Borjans als Lobredner ausgerechnet des größten Geldspeichers Deutschlands unterwegs. Den lässt die Bundesbank gerade in Dortmund errichten.
Es ist ein Bauprojekt von gigantischen Ausmaßen. Eins zudem, das die Fantasie beflügelt. Vom deutschen „Fort Knox“ ist schon die Rede – in Anspielung an die berühmte US-Goldkammer, die schon James Bond als Filmkulisse diente. In Dortmund wird indes kein Edelmetall lagern. Bargeld, da kann auch Minister Walter-Borjans sicher sein, dürfte es in Sichtweite der B 1 dagegen in Hülle und Fülle geben.
25 Einfamilienhäuser passen in den Tresor
Kern des achtteiligen Gebäudeensembles, das bis 2019 auf einer elf Fußballfelder großen Fläche entsteht, ist der Tresorraum. Das Gelddepot in Hochregalbauweise ist so groß, dass darin 25 Einfamilienhäuser Platz fänden. Täglich sollen hier Millionen Banknoten auf Echtheit geprüft, sortiert, gereinigt, verpackt und wieder zurück in den Bargeldkreislauf fließen. Einzugsgebiet sind das Ruhrgebiet, der Niederrhein, das Münster- und das Sauerland. Fast ganz NRW also liegt im Radius der neuen Bundesbankfiliale. Rund zwölf Millionen Menschen können von hier aus mit Bargeld versorgt werden, Abertausende Firmen und Geldinstitute ihre Tageseinkünfte abliefern.
Entsprechend groß sind die Sicherheitsmaßnahmen – und die Geheimniskrämerei. Über die genaue Bauweise des Geldspeichers schweigt sich die Bundesbank aus. Eine sonst übliche Teil-Begehung der Baustelle war in den Richtfest-Modalitäten am Montag nicht eingeplant. Schon der Festakt mit Minister Walter-Borjans, Dortmunds Oberbürgermeister Ullrich Sierau, zwei eigens aus Frankfurt angereisten Bundesbank-Vorständen und einigen Hundert Baubeteiligten stand unter starker Polizeibewachung. Deutlich erkennbar sind freilich schon die Spundwände für den 1000 Meter langen Wassergraben, der sich im Stile einer mittelalterlichen Ritterburg einmal ganz um das Areal herumziehen wird.
Der Dortmunder Riesentresor kann nicht nur Bargeld aufnehmen in einer Menge, die Dagobert Duck tagelang zum Baden animieren würde. Das Vorhaben verschlingt auch Unsummen. Die Bundesbank lässt sich nicht lumpen an ihrem neuen Dortmunder Standort. 300 Millionen Euro fließen in den Bau, der auf einem ehemaligen britischen Kasernengelände entsteht. Die Investition der Frankfurter Geldwächter nötigte dem NRW-Finanzminister gesonderten Respekt ab. „Dass hier ein Bargeldzentrum errichtet wird, zeigt, welche Bedeutung Nordrhein-Westfalen mit seiner Wirtschafts- und Kaufkraft für die gesamte Bundesrepublik hat“, betonte Norbert Walter-Borjans.
200 statt 360 Arbeitsplätze
Aus Sicht der Bundesbank-Beschäftigten in NRW hat der Neubau sicher auch seine Schattenseiten. Die bisherigen Filialen in Bochum, Düsseldorf, Essen, Hagen und in der Dortmunder Innenstadt mit ihren insgesamt 360 Arbeitsplätzen werden ab 2019 aufgegeben, die Tätigkeiten im Dortmunder Großspeicher zusammengezogen. Hier sind jedoch nur noch 200 Arbeitsplätze vorgesehen – denn die Geldsortierung ist weitgehend automatisiert.
Überzählige Mitarbeiter sollen zu den beiden noch verbliebenen NRW-Filialen in Köln und Bielefeld oder in den Vorruhestand wechseln, hieß es bei der Bundesbank. Betriebsbedingte Kündigungen solle es nicht geben.