Dortmund. Bei einem Paar in Dortmund-Scharnhorst hat die Polizei 14 gefälschte Impfausweise sichergestellt. Apotheken hatten den Verdacht gemeldet.

Die Polizei Dortmund hat am Mittwoch bei einer Wohnungs-Durchsuchung in Dortmund-Scharnhorst 14 gefälschte Impfausweise bei einem Paar sichergestellt. Apothekerinnen und Apotheker in Dortmund hatten in den vergangenen Tagen häufiger Verdacht geschöpft und informierten die Polizei. Ob von dem Paar schon gefälschte Zertifikate in Umlauf gebracht wurden, ist nun Gegenstand der Ermittlungen.

Das Paar hatte wohl mit einem gefälschten analogen Impfausweis ein digitales Zertifikat in der Apotheke erwerben wollen. "Wenn dieses Zertifikat einmal ausgestellt ist, müssen die Personen nur ihr Handy vorzeigen und gelten als geimpft", sagte ein Polizeisprecher auf Anfrage. Daher sei gerade in den Apotheken erhöhte Wachsamkeit geboten - und sollten sich Veranstalter neben dem Nachweis immer auch den Personalausweis zeigen lassen.

Polizei bittet Apotheken um Wachsamkeit

Im aktuellen Dortmunder Fall gaben die Tatverdächtigen an, zwei Mal mit einem mRNA-Impfstoff geimpft worden zu sein. Dies fiel den Apotheken-Angestellten auf, die anschließend vorbildlich reagierten und Kopien vom angeblichen Impfausweis sowie dem Personalausweis der Tatverdächtigen anfertigten. In allen Fällen wurde der Verdacht der Fälschung später bestätigt.

Die Polizei bittet Apotheken-Angestellte in Dortmund und Lünen daher, auch in Zukunft bei der Prüfung solcher Dokumente weiterhin größte Sensibilität walten zu lassen. "Sollten Sie einen Grund haben, die Echtheit eines Impfausweises anzuzweifeln, wenden Sie sich möglichst unbemerkt an den Notruf der Polizei. Prüfen Sie im Einzelfall auch, ob es Sinn macht, die Impfausweise direkt einzubehalten. Bringen Sie sich dabei allerdings nicht selbst in Gefahr. Vermeiden Sie bei Bedenken bitte unbedingt eine direkte Konfrontation", appelliert die Polizei.

Zudem rief die Polizei Dortmund auf, Impfpässe nicht in den Sozialen Medien wie Facebook, Instagram oder Whatsapp zu posten. Häufig nutzen Urkundenfälscher die Chargennummern solcher Fotos, um ihre Impfausweise zu fälschen. Die Polizei Dortmund geht bei Impfpass-Fälschungen von einer hohen Dunkelziffer aus.

Wie man einen gefälschten Impfausweis erkennt

Prominentes Beispiel für gefälschte Impfnachweise ist der mittlerweile zurückgetretene Trainer von Werder Bremen, Markus Anfang. In dessen mutmaßlich gefälschtem Zertifikat sollen gleich mehrere Angaben nicht übereingestimmt haben. So soll Anfang zum Zeitpunkt seiner angeblichen Impfung nicht im Kölner Impfzentrum sondern auf der Trainerbank beim Spiel gegen Wolfsburg gesessen haben.

Darüber hinaus soll er einen neuen Impfpass besessen haben, in dem die Corona-Impfung bereits vorgedruckt ist. Diese neuen Ausweise werden aber erst seit Mai herausgegeben. Anfangs angebliche Impfung soll im April gewesen sein. Einige Anhaltspunkte, wie sich gefälschte Impfausweise erkennen lassen:

  • Prüfung der Impfabstände: Bei AstraZeneca kann der Abstand zwischen den Impfungen bis zu zwölf, bei mRNA-Impfstoffen wie Biontech drei bis sechs Wochen betragen.
  • Impfdatum: Erst seit Anfang April impfen auch Hausärzte. Auch im Impfzentrum durften Ärztinnen und Ärzte aber ihren Praxisstempel nutzen. Im Zweifelsfall sollte nachgefragt werden, wo geimpft wurde.
  • Impfpass: In den neuen analogen Impfausweisen gibt es eine extra Seite für Coronaschutzimpfung. Diese Ausweise gibt es aber erst seit Juni - ältere Impfungen können also nicht eingetragen, maximal nachgetragen sein.
  • Die Charge des Impfstoffes muss bei der QR-Code-Erstellung nicht eingetragen werden. Dennoch kann der Sticker einen Hinweis auf Fälschung geben. Comirnaty-Etiketten tragen mittlerweile ein Wasserzeichen und der Impfstoff von Moderna einen 2D-Code. Zu Beginn mussten die Etiketten von den Impfzentren/Arztpraxen selbst ausgedruckt werden. Hier fällt die Überprüfung schwerer.
  • Gesundheitsämter können die Chargennummer zudem mit Hilfe der App SafeVac des Paul-Ehrlich-Instituts auf ihre Gültigkeit prüfen. Die App wurde entwickelt, um mögliche Impfnebenwirkungen zu dokumentieren und kann von jedem im Play- oder Appstore herunter geladen werden.