Bottrop. Schaben, Dreck, Schimmel: Lebensmittelkontrolleure decken Hygienemängel in Betrieben auf. Was ein Bottroper Experte Verbrauchern rät.
Schaben, die über die Fliesen flitzen, Öl, das von der Dunstabzugshaube tropft, Schimmel, der den Boden unter den Küchenschränken bedeckt: Wenn Michael Krah Bilder von den häufigsten Hygienemängeln zeigt, die er oder seine Kollegen bei Kontrollgängen in Bottroper Restaurants gefunden haben, vergeht einem schnell der Appetit.
Michael Krah ist für die Lebensmittelüberwachung im Fachbereich Recht und Ordnung der Stadt Bottrop zuständig. Er und drei Lebensmittelkontrolleure prüfen regelmäßig die Betriebe in der Stadt, die mit Lebensmitteln handeln. Dazu gehören zum einen Restaurants und Imbisse, zum anderen aber auch Supermärkte und Kioske sowie größere Lebensmittelbetriebe wie Feinkost Nadler, der allerdings zum Ende des Jahres den Bottroper Standort schließt. Auch Großküchen wie in den beiden Bottroper Krankenhäusern oder in Seniorenheimen oder Kitas werden von Michael Krah und seinen Kollegen kontrolliert. Ebenso Betriebe, die Kosmetik vertreiben.
Lebensmittelkontrolle: „Lieber Geld in Hygiene als in Bußgelder investieren“
Dabei gehe es aber weniger darum, den Betrieben Strafen aufzuerlegen. „Es ist mir lieber, dass der Betreiber sein Geld darin investiert, die Hygiene zu verbessern, anstatt in Bußgelder.“ Nichtsdestotrotz bleiben Bußgelder nicht aus.
Laut EU-Recht müssen Lebensmittelbetriebe regelmäßig kontrolliert werden. Der Turnus ist, vereinfacht gesagt, davon abhängig, wie risikobehaftet die Ware ist. Handelt ein Betrieb mit empfindlichen Lebensmitteln wie Fisch, Fleisch oder Milchprodukten, wird er häufiger kontrolliert als ein Kiosk, der lediglich verpackte Lebensmittel im Sortiment hat.
Ein System meldet dem Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsamt, wenn eine Kontrolle ansteht. Die seien grundsätzlich unangekündigt – und sorgen in den Betrieben nicht immer für Freude. „Die Kollegen kennen ihre Bezirke, sie wissen, wo Problembetriebe sind und wo die Kontrollen unentspannt werden.“
Bottroper Lebensmittelüberwachung kontrolliert mehr als 700 Betriebe pro Jahr
Mehr als 700 solcher Kontrollen haben die Mitarbeiter in diesem Jahr in den 1700 Lebensmittelbetrieben der Stadt bereits durchgeführt. Das Prinzip dabei ist vor allem zu überprüfen, ob die Betriebe ein funktionierendes Eigenkontrollsystem haben. Ob sie zum Beispiel nachhalten, wann welches Lebensmittel geöffnet wurde, wann das Frittenfett zuletzt gewechselt wurde, ob sie eine Temperaturkontrolle haben.
Bei der Lebensmittelkontrolle gehen die Mitarbeiter durch die Personalräume, überprüfen den Wareneingang, die Produktionsräume, blicken genau in die Ecken, messen die Temperaturen. In der Regel sind die Mitarbeiter zu zweit unterwegs; zum einen wegen des Vier-Augen-Prinzips, zum anderen, um sich bei Konfliktsituationen gegenseitig zu schützen.
„Im Wesentlichen kontrollieren wir die Eigenkontrolle des Unternehmens“, erklärt Michael Krah. „Und das ist auch der am häufigsten festgestellte Mangel: kein ordentlich geführtes Kontrollsystem.“ Für jeden Betrieb, der mit Lebensmitteln handelt, ist ein sogenanntes HACCP-Konzept verpflichtend, mit dem alle kritischen Punkte, die bei der Lebensmittelherstellung und bei der Zubereitung beziehungsweise Verarbeitung von Lebensmitteln auftreten, überprüft werden. „Das ist unglaublich schwer durchzusetzen“, weiß Michael Krah. „Es ist zusätzliche Arbeit.“
Und für manchen kleineren Betrieb auch eine Kostenfrage. „Für einige ist die regelmäßige, professionelle Reinigung zu teuer“, sagt Michael Krah. Da putzen dann Familienmitglieder – und das nicht immer gründlich genug. Dabei müsste das Kontrollsystem im eigenen Interesse liegen, da Betriebe bei Verstößen regresspflichtig sind. „Das kann unter Umständen richtig teuer werden.“
Hygiene in Döner-Imbissen für den Verbraucher gut einzusehen
In welcher Art von Betrieben die Kontrolleure am häufigsten Mängel feststellen? Da will sich Michael Krah nicht festlegen, räumt aber mit zwei Vorurteilen auf: Zum einen sei die Hygiene in Döner-Imbissen für den Verbraucher gut zu überprüfen: „Da ist alles offen, ich kann das Fleisch sehen, die Salate in der Auslage.“
Zum anderen gilt: „Je größer die Unternehmen, desto besser ist das Qualitätsmanagement.“ Das heißt, dass beispielsweise ein Großkonzern wie McDonalds „absolut sichere Produkte“ herstellt. „Die können sich Skandale gar nicht erlauben.“
Besonderer Fall Mylos: „Die Küchenhygiene war völlig in Ordnung“
Relativ selten müssen die Kontrolleure in Bottrop so hart durchgreifen, dass sie einen Betrieb komplett schließen müssen. Im vergangenen Jahr gab es sechs Schließungen, in diesem nur eine. Nach einer ordentlichen Grundreinigung können die meisten schnell wieder öffnen. Ein Fall, der 2023 für viel Aufsehen sorgte, war der Norovirus-Ausbruch im beliebten griechischen Restaurant Mylos.
Dort hatten allerdings nicht die Lebensmittelkontrolleure, sondern das Gesundheitsamt die Schließung veranlasst, nachdem zahlreiche Gäste sich mit der Magen-Darm-Krankheit infiziert hatten. „Mylos hat Lebensmittel-hygienisch gut gearbeitet, die konnten da gar nichts für“, stellt Michael Krah klar. „Die Küchenhygiene war völlig in Ordnung.“
Dem normalen Verbraucher und Restaurant- oder Imbissbesucher rät Michael Krah, sich das Lokal genau anzusehen, in die Ecken zu schauen, mal einen Blick in die Küche zu werfen. Für ihn der größte Ekelfaktor? „Mich persönlich schreckt es besonders ab, wenn irgendwo Schaben sind.“