Bottrop. Der Wahl-Bottroper Carsten Breuer lädt zur neuen Ausstellung im Fuhlenbrock. Mit welchen kontroversen Themen er die Bottroper konfrontieren will.
Am Freitag, 15. November, öffnet der Künstler Carsten Breuer sein Atelier Im Fuhlenbrock 168 für eine Ausstellung, mit der er die Grenzen des Gewohnten sprengen will. Sein Motto: „To hard for Bottrop?“ ist Frage und Programm zugleich. Über Themen wie Religion, Sex, Gewalt und Politik, die er verfremdet und trotz Anlehnung an den Pop-Art-Stil seiner früheren Werke auch als Kunstkritik verstanden wissen will, lädt er sein Publikum zur Auseinandersetzung ein.
Dabei will er ausdrücklich auch provozieren. „Die Gäste werden mit Ladyboys konfrontiert, und neben häuslicher Gewalt am Mann erwartet das Publikum auch eine sexualisierte Darstellung von Märchenhaftem“, erklärt Breuer. Erst auf den zweiten Blick gibt sich eine Collage aus „Politikermündern“ zu erkennen, eindeutig dagegen ein nackter pinkfarbener Putin hoch zu Ross.
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Breuer, bekannt für seine farbintensiven großformatigen Acrylarbeiten, verwendet eine Siebdrucktechnik in einem mehrschichtigen Verfahren, das faszinierende Verfremdungseffekte liefert, die ihn nicht nur im Ruhrgebiet, sondern auch international bekannt gemacht haben.
Performance eines Gastkünstlers soll die Ausstellung ergänzen
Ein weiteres Highlight wird am Freitag die Live-Performance „Wiedergänger“ des Gastkünstlers Roman Jäkel sein. Gemeinsam mit der Tänzerin und Choreografin Raffaela Naruhn wird er „Wiedergänger“ zum erstem Mal einem Publikum vorstellen. Zentrale Frage: „Ab wann wird eine Situation authentisch?“ Auf der Suche nach Antworten nutzt der Fotografie- und Medienkunststudent der Essener Hochschule der bildenden Künste eine spezielle Polaroid-Technik, um die Reaktionen des Publikums verfremdet festzuhalten. „Wichtig ist nicht das Foto selbst, sondern das, was vor der Kamera passiert“, betont Jäkel.
Obwohl die Ausstellung in ihrer Botschaft für sich steht, will Breuer am Freitag auch gerne mit seinen Gästen ins Gespräch kommen. Zum Beispiel über den Herstellungsprozess seiner Bilder. „Der ist durchaus aufwendig und nicht ohne Herausforderungen“, beschreibt der gelernte Grafik-Designer das Geschehen. „Anfangs war vor allem der Umgang mit Trocknungszeiten kompliziert. Da kam es vor, dass ich nach dem ersten Arbeitsgang mit dem verstopften Sieb zur Tankstelle fahren musste, um mit der Hochdruckdüse die angetrocknete Farbreste zu entfernen.“
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Eine weitere Schwierigkeit: Die für seine großformatigen Werke benötigten Siebe werden heute kaum noch hergestellt. Breuer reiste quer durchs Ruhrgebiet, um Altbestände in Druckereien aufzukaufen. Die Besucher dürfen sich also nicht nur auf eine spannende Ausstellung, sondern auch auf außergewöhnliche Hintergrundgeschichten freuen.
Breuer selbst freut sich vor allem auf die Reaktion des Publikums. „Mir sind alle Gäste willkommen. Und natürlich bin ich neugierig auf die Resonanz der Bottroper“, sagt er. „Es werden sicher Kunstinteressierte kommen, die auch einen provokanten Kunstansatz lesen können. Es geht ja zum einen um Gesellschaftskritik im weitesten Sinne, aber eben auch um eine durchaus kunstkritischen Haltung.“
Los geht’s im Artspace (Im Fuhlenbrock 168) ab 19 Uhr, die Ausstellung ist nur am Freitag zu sehen. Der Eintritt ist kostenlos.