Bottrop. Seit 85 Jahren produziert Laru Schmalz-Spezialitäten. Warum man Erfolg hat, belgische Pommes schmecken und wie man junge Käufer ansprechen will.
Schmalz schmeckt immer – davon ist Laru seit 85 Jahren überzeugt. 1939 wird die Firma in Essen von Karl Langensiepen und Heinz Ruckebier gegründet und zieht 1993 nach Bottrop. Die ersten beiden Buchstaben ihrer Nachnamen bilden den Firmennamen. Was kaum jemand weiß, im Gewerbegebiet an der Weusterstraße sitzt der in Deutschland führende Hersteller von Schmalz-Spezialitäten. Die Produkte sind das ganze Jahr über im Supermarkt und saisonal in Discountern zu finden.
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Seit 2011 werden die Produkte auch international vertrieben. „Unser Markt ist eine Nische“, sagt Björn Zinn, Geschäftsführer von Laru. Und doch treffen sie seit Jahrzehnten den Geschmack ihrer Kunden. Schweineschmalz ist als Brotaufstrich ein Teil der deutschen und deftigen Esskultur. Man erinnere sich nur an die legendäre Schmalzstulle der Bergleute.
Braten, grillen und backen ohne Schweine- oder Gänseschmalz ist für viele undenkbar. Doch Laru ist nicht nur ein Veredler dieser tierischen Fette. Man denke nur an belgische Pommes, die zweimal in Rinderfett frittiert werden. „Deswegen schmecken die Pommes auch so gut“, sagt Werksleiter Detlef Kleine-Buckstegge.
Belgische Pommes mit Bottroper Schmalz von Laru
Laru exportiert Rinderfette, zum Beispiel in die Benelux-Länder. Wenn Bottroper demnächst in Belgien in herzhafte Pommes beißen, genießen sie sehr wahrscheinlich ein Stück Heimat. Auch Großbritannien mit frittierten Klassikern wie Fish‘n‘Chips ist für Laru ein wichtiger Absatzmarkt.
Seit Mitte August, Anfang September läuft an der Weusterstraße die Produktion auf Hochtouren. Die kalten Monate kommen, die Gerichte (Grünkohl, Rotkohl, Gänsebraten) werden deftiger – ein Fest für Schmalzliebhaber und für Laru.
Über Händler und Zulieferer werden ihre Produkte zusätzlich in Handwerksbetrieben oder in Industrien weiterverarbeitet. Traditionelle Küche erlebt zurzeit einen Aufwind. Je nach Gericht steht Schmalz im Rezept. Aber auch Kantinen größerer Betriebe oder Krankenhäuser werden kiloweise mit Fetten von Laru beliefert.
„Qualität, Tradition, Marke und eine stabile Käuferschicht“, beschreibt Björn Zinn das Erfolgsrezept. „Wer uns im Regal sucht, der findet uns.“ Junge Käufer will man aber auch erreichen. Darin sieht man noch Potenzial. Nur Klassiker wie Schweineschmalz, Zwiebelschmalz und Griebenschmalz reichen nicht aus.
Deswegen setzt Laru zusätzlich auf Saisonalität. Für die Grillsaison ist der spezielle BBQ-Booster im Sortiment, der wie eine Kräuterbutter zu Ofenkartoffeln oder Fleisch passt. Die nötige Schärfe bringt Schmalz mit Chili.
„Eine Produktentwicklung findet statt, aber mit Augenmaß“, so der Geschäftsführer. Es müsse auch immer in den Gesamtkontext des Unternehmens passen. Der Einsatz pflanzlicher Fette scheidet etwa grundsätzlich aus.
Neue Produkte sind eine Herausforderung für den Schmalz-Hersteller
Schließlich soll sich das neue Produkt auch verkaufen. Weil Laru eine Nische auf dem Markt besetzt, ist der Spielraum nach Neuheiten begrenzt. „Es ist herausfordernd, ein neues Produkt zu finden, was sich von den anderen Produkten im bestehenden Sortiment differenziert“, sagt Björn Zinn.
Einen Trend in dieser Marktnische zu setzen, ist schwierig. Denn zugleich will die treue Kundschaft die seit Jahrzehnten bestehende Qualität. Diesen schmalen Grat meistert offenbar die mittelständische Firma mit ihren circa 40 Mitarbeitern. An den Erfolgsschrauben wird nur selten gedreht.
Laru hat die Verpackungsgrößen im Laufe der Zeit angepasst
Zum Beispiel bei den Gebinden. „Jahrzehntelang hatten wir 250-Gramm-Verpackungen“, sagt Björn Zinn. Nun sind es 150 Gramm. Laru hat auf die Veränderungen in der Gesellschaft reagiert. „Kleinere Haushalte, andere Essgewohnheiten“, so der Geschäftsführer. Anders ausgedrückt: weg von einer kräftezehrenden und körperlichen Arbeit, wie einst im Bergbau, und hin zu einer Dienstleistungsgesellschaft.
Zinn betont, dass es sich um Naturprodukte handelt. An höchster Stelle steht seit 85 Jahren die Qualität. Die Zulieferbetriebe werden im Zuge des Qualitätsmanagements vor Ort besucht. Laru ist zertifiziert. Regelmäßig wird die Produktion von unabhängigen Instituten kontrolliert, die Produkte erhalten hohe Auszeichnungen. Die Sicherheits- und Hygienestandards sind hoch.
Die Tradition darf bei allem Fortschritt trotzdem nicht zu kurz kommen. Die graue Farbe der Verpackung, wie beim Grieben- oder Zwiebelschmalz, ist bewusst gewählt. Sie soll an jene Zeiten erinnern, als die Menschen ihren Schmalz in einem grauen Topf („Schmalztopf“) lagerten.
Laru vergisst nicht, wo sie herkommen. Laut Geschäftsführer fühle man sich wohl am Sitz an der Weusterstraße. „Wir haben eine sehr starke Verbundenheit an diesem Standort“, sagt er. Viele der Mitarbeiter wohnen zudem in Bottrop oder in der Umgebung und sind seit vielen Jahren in der Firma. „Wir sind sehr familiär, sehr kollegial, sehr sozial. Darauf legen wir großen Wert. Unsere Mitarbeiter sind das größte Kapital“, sagt Werksleiter Detlef Kleine-Buckstegge.
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Die Herausforderungen für Laru werden trotz Nischendasein nicht weniger. „Tradition trifft Moderne“, sagt Björn Zinn. Dazu zählt, „nach wie vor den Geschmack der Kunden zu treffen.“ In den vergangenen Jahren habe man viel in die Nachhaltigkeit am Standort, wie in Verpackungsmaschinen und in die Kühltechnik, investiert. Die langfristige und strategische Ausrichtung ist klar. Der Blick des Geschäftsführers richtet sich weiterhin auf eine nachhaltige und ressourcenschonende Produktionsplanung und Technik.