Bottrop-Kirchhellen. Der Anstieg des Grubenwassers liegt ein wenig hinter den Prognosen der Ruhrkohle AG zurück, aber im Plan. Der kritische Moment kommt wohl 2028.

Das werden viele Kirchhellener nicht gerne hören, aber: Etwas wird bleiben vom Bergbau in Kirchhellen. Die Ruhrkohle AG (RAG) wird ihrer Rückbauverpflichtung nachkommen und die Schachtanlage am Alten Postweg mit dem schon verfüllten Schacht 10 zurückbauen bis auf die Grasnarbe. Was bleiben wird, ist ein Lotungsstandort für die Grubenwasserhaltung, eine „Ewigkeitsaufgabe“ der RAG. Dafür hat die RAG einen Plan, und bisher sieht es gut aus.

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1017,80 Meter unter Normalnull. So tief stand bei der letzten Messung im Oktober das Grubenwasser unter Kirchhellen. Mit dem Ende des deutschen Steinkohlenabbaus 2018 hat die RAG das Abpumpen des Grubenwassers eingestellt. Das hat sie inzwischen auch auf dem Welterbe Zollverein nebenan in Essen getan: Die zentrale Wasserhaltung fürs mittlere Ruhrgebiet ist Geschichte, Schacht XII unter dem ikonischen Doppelbock-Förderturm verfüllt. Naja, nicht ganz. Aber davon später.

Diese Seilscheiben drehen sich nie mehr: Die zentrale Wasserhaltung auf der Essener Zeche Zollverein in Geschichte.
Diese Seilscheiben drehen sich nie mehr: Die zentrale Wasserhaltung auf der Essener Zeche Zollverein in Geschichte. © FUNKE Foto Services | Andreas Buck

Der Plan der RAG für die Grubenwasserhaltung unter dem mittleren Ruhrgebiet geht so: Das Grubenwasser in der bis nach Olfen reichenden „Wasserprovinz“ Zollverein soll weiter ansteigen bis zum Niveau der ehemaligen 5. Sohle von Prosper-Haniel in 768 Metern Tiefe. Das soll der Moment sein, wo das Grubenwasser von Zollverein über die Grubengebäude von Möller/Rheinbaben, später Mathias Stinnes in Karnap und Gladbeck und durch einen 2018 fertig gestellten Grubenwasserkanal „übertreten“ soll in die Wasserprovinz Prosper-Haniel. Das ist der kitzlige Teil.

Von da aus fließt das Grubenwasser aus Sicht der RAG vergleichsweise problemlos weiter über die Schächte 10 in Kirchhellen und Hünxe, früher Schacht Lohberg 4, bis zum neuen Pumpenstandort Lohberg, wo es hochgepumpt und in den Rhein geleitet wird. „Das Grubenwasser der Wasserprovinz Prosper-Haniel wird die Wasserprovinz Lohberg mit auffüllen“, sagt RAG-Sprecher Christof Beike.


Das ist der Plan B für das Grubenwassser: Die Reserve-Rohre im Förderberg von Prosper II vor der Verfüllung. 
 
Das ist der Plan B für das Grubenwassser: Die Reserve-Rohre im Förderberg von Prosper II vor der Verfüllung.   © RAG | Michael Sagenschneider

Der Rest ist einfach:  „Die zukünftige Wasserhaltung Lohberg wird nach einem weiteren Grubenwasseranstieg voraussichtlich nach 2030 den Pumpbetrieb aufnehmen“, sagt Beike. Stand jetzt wird das Grubenwasser rund 630 Meter Tiefe ansteigen und so einen Sicherheitsabstand halten zu den tiefen Trinkwasserquellen der Halterner Sande, aus denen das nördliche Ruhrgebiet sein Trinkwasser bekommt.

Grubenwasser steigt in Bottrop: Kritischer Punkt 2028

„Es wird erwartet, dass das Grubenwasser im Niveau der 5. Sohle Prosper-Haniel übertritt.“

Christof Beike, RAG-Sprecher

Der kritische Punkt kommt irgendwann im Jahr 2028, sagt der RAG-Sprecher. „Es wird erwartet, dass das Grubenwasser im Niveau der 5. Sohle Prosper-Haniel übertritt. Der Wasserübertritt von der Wasserprovinz Zollverein in Richtung Prosper-Haniel wird ab ca. 2028 erwartet.“

Und wenn das nicht funktioniert? Dann tritt Plan B in Kraft. In dem Betonpfropf von Schacht XII auf Zollverein ebenso wie in den verfüllten Förderberg auf Prosper-Haniel sind Leerrohre verlegt. Wenn das Grubenwasser ab 2028 nicht selbst seinen Weg findet durch die Grubengewölbe von Stoppenberg über Karnap und Gladbeck Richtung Eigen, schließt die RAG auf Zollverein gewaltige Tauchpumpen an und befördert das Grubenwasser übertage durch Rohrleitungen zum ehemaligen Bergbaustandort Prosper II. Für diesen Zweck hat die RAG in Bottrop Flächen reserviert, die derzeit noch den Planern des Megaprojektes „Freiheit Emscher“ immer mal wieder im Weg sind.