Bottrop. Die „Blackjacks“ sind im Aufwind. Doch als Randsportart ist es schwer, gegen den Fußball zu bestehen. Man wünscht sich mehr Lobby für Baseball.
„König Fußball“ dominiert traditionell die Bottroper Sportlandschaft. Aber einige Vereine kämpfen immer mehr um Mitglieder. Randsportarten haben es – auch traditionell – schwer in der öffentlichen Wahrnehmung und in der Politik. So ergeht es den Baseballern der Blackjacks. „Wir haben keine Lobby!“, sagt Sebastian Stern.
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Dabei kann der Vorsitzende einige Zahlen liefern, bei denen so mancher Fußballverein neidisch werden könnte. 2014 wird der Verein gegründet. In diesem Jahr wird der zehnte Geburtstag gefeiert. Er ist eine Abteilung des Polizeisportvereins (PSV). Inzwischen stellt der Verein (circa 55 Mitglieder) zwei Jugend- und eine Erwachsenenmannschaft und nimmt am Spielbetrieb und an verschiedenen Turnieren teil. Die Förderung des Nachwuchses steht im Vordergrund.
Jedoch hadert Sebastian Stern mit den bestehenden Strukturen. Ja, der Verein fühle sich wohl an der Spielstätte am Wienberg. „Unser Problem ist nur: Wir sind 30 Jahre zu spät dran. Wir sind nicht in den Köpfen der Leute“, sagt er.
„ Wir haben keine Lobby. Wir sind nicht in den Köpfen der Leute.“
Der Verein teilt sich den Platz mit dem SV Vonderort, der zurzeit nur eine Mannschaft stellt. Alles ist auf den Fußball ausgerichtet. Es zeigt sich, Fußball und Baseball auf einem Sportplatz, das will irgendwie nicht richtig zusammenpassen. Bei der Platznutzung muss man sich zusammenraufen und – wie im Sport üblich – gegenseitig respektieren.
Es sind kleine Dinge und Strukturen, die der Vorsitzende der Blackjacks gerne anders hätte. Die Fußballtore sind fest verankert und stehen Tag und Nacht an Ort und Stelle. Die Baseballer müssen dagegen zum Beispiel vor jedem Training und Spiel erstmal die in der Asche versenkten Halterungen für die Bases finden, um das Spielfeld festzulegen. Das kann mitunter einige Zeit dauern.
An den Seiten des Sportplatzes fehlen Orientierungspunkte, die anzeigen, wo sich die Halterungen auf dem Feld befinden. Die Asche muss also an der vermuteten Stelle auf dem Platz beiseite geschürft werden. Wenn man Glück hat, ist dort die Halterung im Boden. Dann kann die Base-Platte eingesetzt werden. Wenn nicht, dann heißt es: weitersuchen und in der Asche buddeln.
Auf Höhe einer Eckfahne beim Fußball steht am Wienberg der Schlagmann (Batter) beim Baseball. Das weite Feld hat er vor sich. Neben ihm kniet der Fänger (Catcher) der gegnerischen Mannschaft. Batter und Catcher suchen mit ihren Füßen festen Halt in der Asche. Das führt dazu, dass die Fläche des Sportplatzes an dieser Stelle nach einem Spiel beziehungsweise Training ziemlich abgenutzt aussieht.
Dann werden mithilfe von Eimern frische Asche und mit einem schweren Stampfer jene tiefen Furchen hergerichtet und der Bereich wieder verdichtet. Auch das kostet jedes Mal Zeit.
Sebastian Stern habe aufgrund dessen schon das Gespräch mit dem Sport- und Bäderbetrieb gesucht, ob dort nicht eine Schlagmatte für den Batter befestigt werden könnte.
Materialraum der Baseballer ist kaum größer als ein Abstellraum
In einem kleinen Abstellraum neben den Umkleidekabinen ist das Equipment der Base- und Softballer untergebracht. Um etwa an die Ballmaschine heranzukommen, muss sich man sich schon mal kräftig strecken. Auch verbesserungswürdig, finden die Baseballer.
Ihr Vorsitzender hat viele Ideen, um die Sportart in Bottrop voranzutreiben und populärer zu machen. Zum Beispiel befindet sich am oberen Rand des Sportplatzes eine zugewachsene Fläche mit zwei Toren. Hier kann sich Stern vorstellen, zwei Schlagkäfige für das Training aufzustellen.
Baseballverein möchte gerne in Trainingsmaterial investieren
Vereinsmitglieder könnten so in einem abgetrennten Bereich an ihrer Präzision beim Schlag feilen und der Ball würde nicht meterweit fliegen, sondern im Käfig bleiben. Das erleichtert und verkürzt die Zeit für das spätere Einsammeln der Bälle.
Stern nennt zwei Varianten, entweder mobile Schlagkäfige oder festinstallierte. Leidenschaftlich kämpft er für seine Vorstellungen. Die Kosten für die Käfige würden schätzungsweise im niedrigen fünfstelligen Bereich liegen. Das könnte der Verein stemmen. Das Problem, was er hat: „Lohnt sich eine solche Investition für unseren Verein?“ Er wünscht sich Planungssicherheit für den Standort am Wienberg.
Wie sieht die Zukunft des Sportplatzes am Wienberg aus?
In den Anfangsjahren nutzte der Verein auch den früheren Sportplatz des SSV 1951 in der Welheimer Mark. Dieser wurde von der Stadt zum 30. Juni 2019 aufgegeben, weil der SSV 1951 nur noch eine Mannschaft stellte, der Platz zu wenig genutzt wurde und „eine Erhaltung finanziell nicht mehr haltbar war.“
„Momentan gibt es keine anderen Planungen, als den Platz am Wienberg zu erhalten“, sagt Henning Wiegert. Der Leiter des Sport- und Bäderbetriebs lobt die „tolle Entwicklung des Vereins“ und, dass er sich weiterentwickeln möchte.
Sebastian Stein: „In der Pandemie ging es steil bergauf.“ In Zeiten von Corona schauten sich die Sportlerinnen und Sportler nach Alternativen um. Der Vorteil von Baseball: Er ist ein kontaktarmer Sport. Man muss niemanden umarmen oder anfassen. In der Pandemie konnte man den nötigen Abstand einhalten. Zugleich ist Baseball ein Mannschaftssport, man kann ihn in Gemeinschaft ausüben.
„Die Baseballer haben bei uns im Sport- und Bäderbetrieb einen hohen Stellenwert“, sagt Henning Wiegert. Er will auch weiterhin, „konstruktiv mit den Baseballern zusammenarbeiten“. Bei der Sportstättenentwicklung von Bottrop habe man mit Blick auf die neue Multifunktionsanlage in den Weywiesen gezeigt, dass man nicht mehr nur auf den Fußball schaut.
Von den Maßen und Größen eines Baseballfeldes bietet die Sportanlage in Vonderort jedoch im Grunde nicht die idealen Bedingungen. Vielleicht gibt es in Bottrop eine andere Sportstätte, die noch besser geeignet ist. Die Tür beim Sport- und Bäderbetrieb steht für die Blackjacks offen. „Ich bin gesprächsbereit“, sagt Henning Wiegert.
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Ganz großer Traum für Bottroper Baseballer wäre eigenes, kleines Stadion
Der ganz große Traum für die Baseballer insgeheim wäre ein eigenes, kleines Stadion. Aber ohne in die Glaskugel zu schauen, dürfte dies wohl für immer ein Traum bleiben. Das weiß auch Sebastian Stern.
Es gibt vonseiten der Stadt mindestens zwei offensichtliche Gründe, die gegen diesen Traum sprechen: Erstens: Bottrop hat kein Geld und zweitens: keine geeigneten Flächen.
Und dem Sport- und Bäderbetrieb geht es bei der Sportstättenentwicklung um Multifunktionalität (s. In den Weywiesen mit Feldern für Beachvolleyball, Feldhandball, Basketball usw.) und auch um Nachhaltigkeit. Zur Wahrheit gehört auch, die Bottroper Baseballer würden eine eigene Spielstätte nur im Sommer nutzen. Im Winter geht es aufgrund der Witterung in die Halle.