Bottrop. 2017 wurde an der Bahnhofstraße eine Radlerin von einem Lkw überrollt und starb. Seither wird über die Kreuzung diskutiert. Das sind neue Ideen.

Das weiße „Ghost Bike“ an der Kreuzung Friedrich-Ebert-/Devens-/Bahnhofstraße erinnert an den tödlichen Radunfall: Im August 2017 wurde dort eine Radlerin (59) von einem abbiegenden Lkw erfasst und starb. Seither wird immer wieder diskutiert: Wie können wir diese Kreuzung am Hauptbahnhof für Radler sicherer machen? Jetzt liegen drei Ideen auf dem Tisch.

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Die 59-jährige Radfahrerin hatte keine Chance am Nachmittag des 1. August 2017. Sie stand mit ihrem Fahrrad im toten Winkel des Lkw neben ihr auf der Friedrich-Ebert-Straße. Der Lastwagenfahrer übersah sie beim Rechtsabbiegen, der Laster überrollte sie.

Vorschlag der Grünen: Ampelspiegel gegen den toten Winkel

Gegen den toten Winkel helfen sollen Ampelspiegel, wie sie etwa die Stadt Münster verwendet: Beim Warten auf Grün hat der Fahrer im Spiegel den Verkehr neben sich im Blick. Deshalb haben die Bottroper Grünen der Stadt vorgeschlagen, das Münsteraner Modell zu prüfen.

Haben wir getan, werden Planungsamt, Straßenverkehrsamt und Fachbereich Tiefbau dem Verkehrsausschuss nächste Woche melden: Die Spiegel sind zu teuer (bis zu 2500 Euro), die Wirkung ist umstritten. Man behalte die Idee im Hinterkopf für den Fall, dass das Problem anders nicht gelöst ist.

Modell aus den Niederlanden: die geschützte Kreuzung

Für die Grünen wirbt Roger Köllner nicht zum ersten Mal für die „geschützte Kreuzung nach niederländischem Vorbild“, in dem Rad- und Autoverkehr getrennt geführt werden. Dazu sagt die Stadt: Experten sind sich uneins, ob das wirklich gut funktioniert. Ein Problem: Die Abbiegeassistenten für Lastwagen, wie sie auch Entsorger Best benutzt, „funktionieren bei diesem Kreuzungsdesign nicht mehr zuverlässig“.

Ein weiteres Problem: Auf einer geschützten Kreuzung kommen sich Radler und Fußgänger in die Quere. Dafür kann man zusätzlichen Raum schaffen; der stehe aber an dieser Kreuzung nicht zur Verfügung.

Trotzdem muss an dieser Kreuzung etwas passieren. Denn die Probleme werden mit Eröffnung des großen Logistikzentrums an der Knippenburg zum Jahresende dort eher noch größer, befürchten nicht nur Anwohner. Betreiber Prologis beziffert die Verkehrsbelastung nach der Eröffnung auf 150 Fahrzeugbewegungen am Tag. 75 Lkw sollen am Tag das Logistikzentrum anfahren und wieder verlassen.

Deshalb haben die Bottroper Ämter gemeinsam einen Mehrstufenplan entwickelt. Erster Schritt: Die Stadt markiert die Flächen für Radler in dem Signalrot, das auch auf Fahrradstraßen verwendet wird. Und zwar sowohl die Radfahrstreifen als auch die bereits ausgewiesenen Aufstellflächen (siehe Grafik): Radler dürfen an dieser Kreuzung an den Autos vorbei in die erste Reihe rollen, um noch besser gesehen zu werden. „Viele Autofahrer haben dieses Vorrecht noch nicht verinnerlicht“, sagt Straßenverkehrsamtsleiter Fabian Fingerlin aus Erfahrung.

Die roten Markierungen sollen als Begleitstreifen für die Radstreifen fortgeführt werden. „Wir sind ziemlich sicher, dass diese Maßnahmen zu mehr Sicherheit beitragen“, sagt Fingerlin. Und sie kosten nicht die Welt: rund 40.000 Euro. Wenn sie im Frühjahr auf die Fahrbahn gepinselt werden, könnte die Stadt auch gleich alle anderen Markierungen erneuern.

Die nächsten Schritte will sich die Verwaltung in Reserve halten. Extragrün für Radler an den Ampeln wäre eine Option, die Ampelspiegel ebenfalls. Doch veränderte Ampelschaltungen bremsen insgesamt den Verkehrsfluss. Und da die Verwaltung wegen des Logistikzentrums ohnehin mit mehr Verkehr rechnet, will sie damit erst mal warten. „Deshalb sollte zunächst die tatsächlich entstandene Verkehrsbelastung nach Inbetriebnahme des Logistikzentrums überprüft werden.“