Bottrop. Blumen, Grablampen, Pfandkarren, Statuen und zerstörte Toiletten. Diebstahl und Vandalismus gehören zum Alltag auf Bottroper Friedhöfen.
Auf Bottroper Friedhöfen wird immer mehr geklaut, was nicht niet- und nagelfest ist. Und das, was nicht niet- und nagelfest ist, wird mutwillig zerstört. „Die Leute werden immer rücksichtsloser“, meint Helmut Lüchtefeld, Sachgebietsleiter im Fachbereich Umwelt und Grün.
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Auf dem Ostfriedhof sind zuletzt rund 160 Gräber von Vandalismus heimgesucht worden. Lüchtefeld kümmert sich seit 1988 in Bottrop um die städtischen Friedhöfe. So etwas in dem Ausmaß habe er noch nicht erlebt.
„Es sind ja nicht nur Gräber“, sagt er. „Es sind Graffiti an Gebäuden oder die Zerstörung von öffentlichen Toiletten oder den Diebstahl von Rasenmähern.“ Kürzlich habe jemand seinen Abfall und sogar eine Fleischwurst in der Toilette entsorgt. Der Preis für einen neuen Rasenmäher liegt bei mehreren Tausend Euro.
Bottrop: Vandalismus an Gräbern ist mehr geworden
Letztlich sind dies alles Kosten, die die ohnehin schon klamme Stadtkasse übernehmen muss. Die Liste an Zerstörung könnte er mühelos fortführen. Ganz weit vorne liegt zurzeit der Vandalismus an Gräbern. „Im Moment ist es gefühlt mehr geworden.“ Die Täter gehen äußerst rabiat vor. Vermutlich benutzen sie Meißel, Hammer oder Brechstange. „Auf einem Grab entfernten Unbekannte sämtliche Buchstaben und sämtliche christliche Symbole.“
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Manchmal werden die Statuen oder Grablampen auch nur umgetreten und dagelassen. Auch Madonnen oder Lampen aus Metall sind die Objekte der Begierde. Plastikvasen sind nichts wert und werden nicht gestohlen.
Beim jüngsten Vorfall am Ostfriedhof sind vor allem Reihengräber betroffen. Oft bleibt eine leere Stelle auf dem Sockel zurück. Stelen bleiben in der Regel von Vandalismus verschont. „Da gibt es für die Täter nichts zu holen“, sagt Helmut Lüchtefeld.
Unfassbare Szenen: Was auf Bottroper Friedhöfen alles passiert
Wenn man ihm so zuhört, was sich auf Bottroper Friedhöfen abspielt, kann man nur den Kopf schütteln. E-Bike-Fahrer und E-Scooter fahren mit zu hoher Geschwindigkeit über die Gehwege, teilweise sogar durch Trauergruppen. Dabei ist Fahrradfahren auf den Friedhöfen verboten. Auf Friedhöfen gilt die Leinenpflicht für Hunde, doch nicht jede und jeder hält sich daran.
Blumen werden von Gräbern gestohlen und tauchen nie wieder auf. Oder sie tauchen wieder auf, dann sind sie jedoch auf einem anderen Grab eingepflanzt. Pfandkarren der Stadt werden mal eben zum Eigentum erklärt, in dem sie nicht zur Ausleihstation zurückgebracht werden. Die flachen Karren können normalerweise für zwei Euro ausgeliehen werden, um Blumen, Kränze und Gestecke zu den Gräbern zu bringen.
„Es sind ja nicht nur Gräber. Es sind Graffiti an Gebäuden oder die Zerstörung von öffentlichen Toiletten oder den Diebstahl von Rasenmähern.““
Die bekannten grünen Gießkannen an privaten Gräbern werden für die Pflege einer anderen Grabstätte „ausgeliehen“, dann landen sie aber nicht wieder am Ursprungsgrab, sondern manchmal nach getaner Arbeit in den Sträuchern.
Nachts werden die großen Tore an den Eingängen abgeschlossen. Dennoch bleibt der Zugang zu den Friedhöfen fußläufig erhalten – rund um die Uhr. Das heißt: Wer will, kann jederzeit zu Fuß auf das Gelände. Laut Lüchtefeld kommen in den Abendstunden auch Menschen, die zum Beispiel im Spätdienst arbeiten, auf den Friedhof und gehen an die Gräber oder Stelen ihrer Angehörigen, um zu trauern.
Fachbereich Umwelt und Grün: „Wie soll man eine solche Fläche kontrollieren?“
Ob ein abgeschlossener Zugang nachts vor Vandalismus schützen kann, bezweifelt Helmut Lüchtefeld. „Wenn jemand hereinkommen will, der kommt auch herein.“ Alleine der Ostfriedhof ist 14 Hektar groß. „Wie soll man eine solche Fläche kontrollieren?“, fragt er.
Alle städtischen Friedhöfe zusammengerechnet umfassen eine Fläche von 63 Hektar. Und alle Friedhöfe seien ohne Ausnahme von Vandalismus betroffen. Der Kommunale Ordnungsdienst kontrolliert, so Lüchtefeld, kann aber nicht überall gleichzeitig sein. Es sei auch keine Frage der Jahreszeit. Von Januar bis Dezember gibt es Vorfälle.
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Die Angehörigen, deren Grab betroffen ist, wenden sich zumeist an den Fachbereich Umwelt und Grün. Dieser bittet die Angehörigen, sich an die Polizei zu wenden und Anzeige zu erstatten. Die Polizei übernimmt in der Folge die Ermittlungen und die Suche nach Zeugen.
Das Metall haben im schlimmsten Fall die Diebe, die Beute wollen sie zu Geld machen. Den Schaden und die Kosten haben dagegen die Angehörigen. „Eine Grabstätte ist Privateigentum“, sagt Helmut Lüchtefeld. Es gibt Versicherungen für die Beschädigung an Grabsteinen. „Doch so etwas haben die meisten nicht“, so der Sachgebietsleiter, „weil die meisten nicht damit rechnen, dass so etwas passiert.“