Bottrop. Im November beginnt die hohe Zeit des Gänsebratens, die bis Weihnachten dauert. Wo man ihn bekommt und was er kostet. Eine positive Überraschung.
Das Ende vieler Gänse naht: Ab November steht das Geflügel wieder in zahlreichen Varianten auf den Speisekarten. Zunächst auf denen mancher Restaurants, von denen einige durchaus schon Gänse-Kult-Status besitzen, später aber auch bei so mancher Familie, dort vielleicht sogar nach Omas klassischem Hausrezept. Etwas rund um die Gans, wo sie noch serviert wird, was sie in diesem Jahr kostet, folgt hier:
Martinsgans und Weihnachtsgans - das war früher sogar eine konfessionelle Streitfrage. Damals, als Protestanten auf Teufel komm raus keine Heiligenfeste begingen, Katholiken dafür St. Martin, Nikolaus und Co. nicht nur mit Pomp, sondern auch mit einem gutem Mahl feierten. Geblieben ist heute überwiegend das Mahl und damit auch die Hochzeit der Gänse. Die währt recht kurz, vom Martinstag am 11. November bis zu den Weihnachtstagen. Mit dem Wegfall einiger Alt-Bottroper Traditionslokale hat sich der Gänseschwerpunkt übrigens nach Norden verlagert: nach Kirchhellen.
Die Zahl der Gasthäuser mit klassischem Gänsebraten in Bottrop ist kleiner geworden
In der Bauernstube Grafenwald (Brust oder Keule plus klassische Beilagen ab 2. November auf Vorbestellung), bei Familie Schmücker auf dem gleichnamigen Hof, an ausgewählten Tagen in Miermanns Scheune (3., 10. & 17. November) und natürlich dem weit über die Stadtgrenzen bekannten Gänse-Eldorado, dem Gasthof Berger (1. November bis 22. Dezember), kommt das Geflügel in einigen Varianten auf die Teller, bei Schmücker sonntagmittags sogar als Gänse-Büffet (ab 27. Oktober; 43,90 Euro). Martinsgänse eben.
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Der echte Heilige Martin (317 - 397), der am 11. November gefeiert wird, dürfte vielleicht Gänsehaut bekommen, wenn er wüsste, was heute in seinem Namen so auf dem Teller landet. Das sind neben den regionalen Köstlichkeiten und gut aufgezogenen Landgänsen leider zuweilen auch Industriemastgänse, zum Beispiel aus der Heimat (heute Ungarn) des römischen Soldaten, der mit etwa 17 Jahren seinen Mantel mit dem Bettler teilte. Auch die zarte, aber unter Qualen (für die Gans) entstandene Gänsestopfleber aus seiner späteren Wahlheimat Frankreich, wo er 372 Bischof von Tours wurde, nachdem er den Soldatenjob an den Nagel gehängt hatte und Priester geworden war, hätte der mitfühlende Mann möglicherweise kritisch beurteilt.
„Das Stopfen ist hierzulande verboten, eben weil es qualvoll für die Tiere ist“, weiß Thomas Overgünne. Er kennt die Irrungen und Wirrungen, denen die Gänse ausgeliefert sind, die nicht das Glück haben, auf seinem Hof an der Hackfurthstraße oder vergleichbaren regionalen Landwirtschaftsbetrieben aufzuwachsen. Zwar lautet ihr Los immer Tod – und zwar nicht im hohen Alter, sondern gewissermaßen im besten Jahr - nämlich dem ersten. Aber: „Kein Landwirt quält sein Tier beim Schlachten oder rupft eine Gans heute noch lebend“, so Overgünne gegenüber der WAZ.
Das weiß auch die Kundschaft, die nicht zuletzt auch deshalb kommt. Aber das hat seinen Preis. In diesem Fall liegt der für die 500, 600 Overgünne-Gänse bei 19 Euro pro Kilo. „Wir haben die Preise im Vergleich zum letzten Jahr nicht erhöht“, sagt Thomas Overgünne. Ein Vorteil der Direktvermarktung beim Züchter selbst. Im Online-Shop der „Dreibauernjungs“ Thomas, Michael und Christoph mit Betrieben in Kirchhellen (Hackfurthstraße 98 und Lippweg 10) sowie Gladbeck (Konrad-Adenauer-Allee 51), sind die Gänse (und Enten) ab sofort zu bestellen. „Die Puten kommen etwas später“, so der Landwirt.
Bei Erzeugern wie Händlern sind die Gänsepreise im Vergleich zum vergangenen Jahr stabil geblieben
Beim Händler, wie zum Beispiel Kevin Küsters, der auf den Wochenmärkten in der Innenstadt und Kirchhellen Premium- oder Bio-Fleisch und Geflügel anbietet, liegen die Preise für die Gans natürlich höher als direkt beim Erzeuger. Aber auch der Händler sagt: „Wir haben die Preise noch nicht endgültig festgezurrt, die Saison läuft ja gerade erst an, aber der Kilopreis wird wohl wie im vergangenen Jahr sein. Für eine Fünf-Kilo-Gans wird man schon gut 100 Euro zahlen“, so Küsters.
Beim Fachhändler gibt es noch Zubereitungstipps obendrauf
Das reiche dann aber auch für vier, fünf Personen und es handele sich um regionale Freilandhaltung, aus dem Münsterland. Zum Martinstag werde es schon Keule oder Brust geben. Ganze Tiere werde die Kundschaft aber nicht in der Auslage finden. „Die muss man schon bestellen. Denn: In der Regel wird ein so aufwändiges Essen nicht spontan gegeben, sondern vorher geplant“, sagt der Händler. Wer zu Weihnachten eine schöne Gans haben möchte, könne noch ganz entspannt Ende November, Anfang Dezember ordern, aber natürlich auch früher. „Und bei Bedarf gibt es noch Zubereitungstipps obendrauf, ein Vorteil, wen man zu Fachhändlern auf den Markt kommt.“
„Wenn der Braten trotz stabiler Einkaufspreise etwas mehr kostet, liegt das an der Erhöhung der Mehrwertsteuer in diesem Jahr: “
Und einen traditionellen guten Gänseort hat auch Alt-Bottrop noch zu bieten: Bei Große-Wilde an der Gladbecker Straße steht pünktlich zum November knuspriger Gänsebraten mit klassischen Beilagen auf der Karte. „Ja, die Einkaufspreise sind stabil geblieben im Vergleich zum letzten Jahr: Und daher drehen wir nicht an der Preisschraube“, bestätigt Inhaberin Tina Große-Wilde.
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Wenn der Braten dann doch etwas mehr kostet (36 statt zuvor 33 Euro) liege das an der von sieben auf 19 Prozent erhöhten Mehrwertsteuer, so die Gastronomin, zugleich Präsidiumsmitglied des Hotel- und Gaststättenverbandes Dehoga. Wie so viele andere setzt auch sie auf eine mögliche Wiedereröffnung von Forsthaus Specht unter euer Leitung. „Nicht nur wegen des guten Gänsebratens in früheren Jahren, sondern einfach, weil dieser Ort in diesem Stil in Bottrop fehlt.“
Und selbst auf der Gastromeile in der City gibts dieses urdeutsche Gericht: Bottrops älteste noch aktive Köchin im Hürter sorgt bald für Martins- und Vorweihnachtsfeeling an der Gladbecker Straße 19a. Die tierische Herkunft: Direkt vom Hof im Münsterland. Die Zubereitung der Gänsekeulen: klassisch-knusprig aus dem Ofen mit typischen Beilagen. Am Preis werde noch „geschraubt“, heißt es aus Bottrops Kultkneipe.