Bottrop. Zweimal innerhalb weniger Tage haben Unbekannte auf Bottroper Friedhöfen gewütet. Die Zerstörung ist immer noch zu sehen. Angehörige sind empört.

Bei strahlendem Sonnenschein ist die Stimmung auf dem Ostfriedhof an den Wochenenden eigentlich gelöst. Viele Spaziergänger mit Hunden, Mütter mit Kinderwagen und Besucher mit E-Rollis sind unterwegs. An Eimern, Gießkannen und Gartenutensilien erkennt man diejenigen, die gekommen sind, um Grabpflege zu betreiben.

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Doch wenn man ins Gespräch kommt über die jüngsten Vorfälle auf Bottroper Friedhöfen, schlägt die Stimmung um. Empörung und völlige Verständnislosigkeit werden gegenüber unserer Redaktion vor Ort spürbar.

Anfang Oktober wird der Parkfriedhof von unbekannten Tätern heimgesucht. An fast 100 Gräbern werden Lampen und Vasen aus Bronze gestohlen. In der Nacht vom 11. auf den 12. Oktober hatten dann Unbekannte auf dem Ostfriedhof massive Schäden angerichtet. Es kam zu Vandalismus und Diebstählen. Obwohl, die meisten Schäden auf den betroffenen Grabfeldern inzwischen notdürftig behoben wurden, sind noch Spuren zu erkennen.

Das Ausmaß der Zerstörung ist an vielen Stellen zu sehen

Glasscheiben oder zerbrochene Grablichter sind zwischen den Gräbern verstreut. Eine große bronzene Pflanzschale hängt quer über der Grabbegrenzung, weil es den Dieben nicht gelungen war, sie vollständig zu lösen.

Diese Zeugnisse des Vandalismus‘ machen die Angehörigen der Verstorbenen wütend und ratlos. Eine Besucherin des Friedhofs zieht die Konsequenz: Alles, was wertvoll ist, wird vom Grab abgeräumt. „Das tut einem in der Seele weh, aber man kann sich vor einer solchen Tat ja nicht schützen“, zieht sie traurig Bilanz.

Ein Angehöriger, der gerade dabei ist, die Herbstbepflanzung an einem Familiengrab vorzunehmen, stimmt ihr zu: „Mal ehrlich“, sagt er, „so viel Personal kann man gar nicht aufbringen als Stadt. Vom Ordnungsamt, oder wer da zuständig wäre. Man kann so ein großes Gelände einfach nicht kontrollieren.“

Auf einem Grabfeld sind die Diebe besonders aktiv gewesen

Ein älteres Ehepaar, das mehrere Gräber auf dem Friedhof pflegt, äußert sich ebenfalls bestürzt. „Die haben alles abgeräumt, was sich verkaufen lässt“, vermutet der Ehemann. Darauf deutet auch hin, dass ein Zeuge die Polizei auf mehrere Taschen voll Diebesgut aufmerksam gemacht hat, das auf der Böschung der alten Bahnstrecke lag. Auch Tatwerkzeuge sollen in der Nähe entdeckt worden sein.

Auf einem Feld, das von 1999 stammt und im nächsten Jahr geräumt werden soll, waren die Diebe besonders aktiv. Betonverankerungen, die zu schwer oder zu tief eingegraben waren, liegen halb umgestürzt am Boden. Auch an einem Bronzeengel mit stabilem Sockel sind die Täter gescheitert. Ein Stück weit konnten sie die schwere Statue offenbar ziehen, danach ließen sie diese halb umgekippt liegen. Ein Flügel und eine Hand sind dabei wohl zu Bruch gegangen.

Fälle von Diebstahl und Vandalismus hat es zuletzt auf dem Parkfriedhof und nun auch auf dem Ostfriedhof gegeben.
Fälle von Diebstahl und Vandalismus hat es zuletzt auf dem Parkfriedhof und nun auch auf dem Ostfriedhof gegeben. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Entsprechend groß ist die Empörung. Bei einzelnen Besuchern fällt auch schon mal die Forderung nach drastischen Strafen, die mittelalterlich anmuten. Fast täglich trifft sich eine Gruppe von Frauen in der Nähe des Friedhofseingangs an der Scharnhölzstraße an einer der Friedhofsbänke. Sie alle sind in den vergangenen zwei bis drei Jahren verwitwet und haben sich hier kennengelernt.

Beatrix Serbe ist eine von ihnen. Sie ist aktuell doppelt betroffen. Ihr Vater ist auf dem Parkfriedhof beerdigt und sein Grab ist dort beschädigt worden. Hier, auf dem Ostfriedhof, ist das Grab, um das sie sich kümmert, unversehrt, aber ihr geht der Kummer der anderen betroffenen Angehörigen nah.

Sie erinnert sich, dass es ähnliche Vorfälle auch in der Vergangenheit schon häufiger gegeben hat. „Vor ein paar Jahren ergaben Nachforschungen der Polizei zum Beispiel einen Zusammenhang mit einer Gruppe von Leuten, die schwarze Messen abhielten und den gestohlenen Grabschmuck dabei einsetzten“, berichtet sie kopfschüttelnd.

Der Besuch der WAZ am Ostfriedhof zeigt: Auch wenn jetzt nach und nach die Schäden an den Gräbern beseitigt werden können, die emotionale Erschütterung der Betroffenen ist tief und hallt noch lange nach.