Bottrop. Jugendliche üben in Bottrop die deutsche Sprache in Kombination mit Sport und Spiel. Dadurch lernen sie auch Vereine kennen. Das kommt gut an.

Warum heißt es „der Tisch“ und nicht „das Tisch“? Wo ist der Zusammenhang zwischen Grammatik lernen und einem Hindernislauf über Bänke und Matten? Das klärt sich auf, wenn man eine Weile dem lebendigen Treiben beim Sport- und Sprachcamp für jugendliche Migranten in der Bottroper Dieter-Renz-Halle zuschaut.

In dieser Woche hatten bis zu 20 Jugendliche im Alter von 15 bis 22 Jahren die Möglichkeit, die deutsche Sprache spielerisch zu erlernen und anzuwenden.

Bottroper Sprachcamp: Schulen und Vereine sind eingebunden

Unterstützt wird das Camp von der Egon Bremer Stiftung und dem Jugendmigrationsdienst im Quartier der Caritas. Darüber hinaus sind vier Schulen an dem Projekt beteiligt: das Berufskolleg, das Vestische Gymnasium, das Heinrich-Heine-Gymnasium und die Sekundarschule Kirchhellen. Das abwechslungsreich Programm sieht vor, dass auch Bottroper Vereine wie der JC 66 oder der PSV Gelegenheit erhalten Schnuppertrainings anzubieten.

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„Durch die Kombination von Bewegung, Spiel und Sprachunterricht soll ein motivierendes und aktivierendes Umfeld geschaffen werden, in dem die Jugendlichen ihre Sprachfähigkeiten in realen Situationen trainieren können“, erklärt Camp-Leitung Yasemin Özbey. „Dabei geht es uns auch um Nachhaltigkeit. Wer in diesem Jahr als Teilnehmer mitmacht, entwickelt vielleicht Interesse, im Anschluss einen Übungsleiterschein zu erwerben. Eine solche Funktion stärkt zusätzlich den Integrationsprozess.“

Aus dem ersten Bottroper Sprachcamp sind acht Teilnehmer in einem Sportverein gegangen

Außerdem profitiere auch die Stadtgesellschaft davon. „Übungsleiter werden in allen Bereichen gesucht, sei es für Sport-AGs oder im Rahmen des offenen Ganztagsangebotes der Schulen“, betont Larissa Dickhaut, stellvertretende Leiterin des Referats Migration. „Daher freut es uns besonders, wenn wir die Jugendlichen dafür begeistern können, einen Übungsleiterlehrgang zu besuchen.“

Für die Beratung zur Anschlussperspektive ist Kaja Wilmsen, Fachkraft für Integration beim Bottroper Sportbund, zuständig. „Aus dem ersten Camp, das in den Sommerferien stattgefunden hat, sind insgesamt acht Teilnehmer danach in einen Sportverein gegangen“, resümiert sie.

Sport und Sprache lassen sich gut verbinden, zeigt das Sprachcamp in der Bottroper Dieter-Renz-Halle.
Sport und Sprache lassen sich gut verbinden, zeigt das Sprachcamp in der Bottroper Dieter-Renz-Halle. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Wie gut das Camp bei den Teilnehmern ankommt, bringen auch Ahmad (18) und Alaa (19) zum Ausdruck. Die beiden Berufskollegschüler sind schon zum zweiten Mal dabei. Als unbegleitete Minderjährige kamen sie nach Deutschland, inzwischen teilen sich eine kleine Wohnung. „Wir können hier nicht nur Deutsch lernen, aber auch Sportarten“, freut sich Alaa. Ihr Lieblingssport? Natürlich Fußball. Giovanna, Jelena und Marina besuchen eine integrative Förderklasse am Heinrich-Heine-Gymnasium. Sie sind 15 Jahre alt und kommen aus Bosnien. Ihr Favorit ist Volleyball.

Sogar Grammatiklektionen kommen gut an, solange alles in Spiele eingebaut ist.
Sogar Grammatiklektionen kommen gut an, solange alles in Spiele eingebaut ist. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Dass der Funke bei den Teilnehmern überspringt, ist Tristan Berghoff (24) zu verdanken. Er ist ausgebildeter Sprachlernbegleiter und seit elf Jahren Fußballtrainer. „Die Jugendlichen sind mit Begeisterung dabei. Besonders die Wortschatzübungen und sogar Grammatiklektionen kommen gut an, solange alles in Spiele eingebaut ist“, verrät er sein Motivationsgeheimnis.

An den Wänden der Sporthalle zeugen etliche Flipcharts von den Lernfortschritten der Jugendlichen. Dabei werden auch die Themenfelder sichtbar, um die es in der Woche ging: Haustiere, der menschliche Körper, Emotionen und Werkzeuge.

Wie hoch nach nur vier Tagen die Identifikation mit der gemeinsamen Sache ist, zeigt sich, als es darum geht, die Halle aufzuräumen, Matten zu verstauen und Bänke an die Ränder zu stellen. Sofort finden sich Freiwillige, die ohne große Absprache mit anpacken.

Auch das macht deutlich: Dieses Projekt hat Zukunft.