Bottrop. Die Gründe für die Probleme großer Fahrzeuge an der Prosperbrücke sind wohl vielfältig. Was Lkw-Fahrschullehrer Bernhard Riesener dazu sagt.
Es ist offensichtlich: Die Bahnbrücke an der Prosperstraße macht Lkw-Fahrern Probleme, einige bleiben mitunter sogar stecken: „Das hat viele Gründe“, sagt Lkw-Fahrschullehrer Bernd Riesener. Wir wollten wissen, von wie vielen Fällen auszugehen ist und warum die Kraftfahrer dort solche Schwierigkeiten haben.
Brücke an der Bottroper Prosperstraße: Zahl der Zwischenfälle scheint schwierig zu beziffern
Eine genaue Zahl der Zwischenfälle an der Prosperbrücke zu nennen, sei schwierig, teilt ein Sprecher der Polizei Bottrop mit. Er gehe bis Anfang Oktober von „ungefähr zehn“ aus. Die Schätzung könne „nach oben und unten abweichen“ und setzt sich so zusammen: Die Polizei habe vier Verkehrsunfallfluchten – davon zwei geklärt, zwei ungeklärt – an der Bahnbrücke festgestellt.
Zudem hätten die Beamten mindestens sechs Einsätze vor Ort registriert. Möglicherweise seien Unfallfluchten jedoch nicht aufgefallen oder die Polizei für denselben Schaden mehrmals gerufen worden – daher die möglichen Abweichungen.
Google Maps in der Fahrerkabine: Kraftfahrer „folgen blind“ einem ungeeigneten Navi
Ein Problem der Lkw-Fahrer: Sie würden der Umleitungsstrecke des Navis folgen. Ihnen fehle aber meist ein Navigationsgerät, das speziell auf Lkw ausgerichtet ist und die zulässige Höhe der Lkw beachtet. Die Aktualisierung dieser Software „kostet richtig Geld“, sagt Lkw-Fahrlehrer Bernd Riesener und meint damit „500 Euro aufwärts“.
Er selbst habe in der Fahrschule ein Gerät sogar aus diesem Jahr, das bereits inaktuelle Daten habe. Deshalb würden viele auf Google Maps zurückgreifen, das die Abmessungen der Lkw nicht berücksichtige. Wenn die Fahrer dann wie viele Menschen „blind dem Navi folgen“, stranden sie schnell vor dieser Bahnbrücke und fragen sich: „Wo soll ich jetzt hin?“
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Wenn es dann nach oben hin eng werde, könnten sich einige Fahrer auch denken: „Naja, dann lege ich einfach die Luftfederung tiefer“, vermutet Riesener. Auf die Weise könne man „noch ein paar Zentimeter herausholen.“ Wenn der Lkw dann aber bereits tiefergelegt unter der Brücke steckenbleibt, werde es richtig schwierig, ihn wieder hinauszumanövrieren. Zudem sei die Toleranz an der Bahnbrücke verhältnismäßig knapp bemessen, sodass sich die Fahrer noch leichter verschätzen würden.
Orientierungslos mit Lkw in einer fremden Stadt: „Fühlen sich alleingelassen“
Als Ortskundiger wisse er, wohin ein Lkw vor der Brücke an der Prosperstraße noch abbiegen könne. Für Fremde, die auf der Prosperstraße aus der Stadt herausfahren, wirke es nicht so, als sei es eine gute Idee, links oder rechts abzubiegen. „Optisch sieht es nach einem Wohngebiet aus und das ist für einen Lkw-Fahrer immer eine unklare Situation.“
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„Die A42 ist eine Nahverteilungsautobahn. Das heißt, die meisten Lkw-Fahrer sind quasi am Ziel und am Ende ihrer Lenkzeit von acht bis neun Stunden.“ Sie stünden dann in einer fremden Stadt vor einem Hindernis und „fühlen sich alleingelassen.“ Das Resultat: Sie würden es einfach versuchen. Früher sei die Brücke ein klassisches Ziel gewesen, das man mit den Schülern einmal anfährt, um zu testen, ob sie die Schilder rechtzeitig sehen. „Das hat sicherlich nicht jeder gleich erkannt“, erinnert sich der Fahrlehrer.
Lkw und die Prosperstraße in Bottrop: Gibt es eine gute Lösung?
Eine gute Lösung zu finden, ist laut Riesener sehr schwierig. „Man kann vieles machen, aber es muss eben auch umsetzbar sein.“ Theoretisch könne man an Straßen, die zur Brücke führen, eine „starke Breitenbeschränkung“ einführen, um Lkw-Fahrer gar nicht erst bis zur Brücke zu lassen. „Aber davon wären auch Verteiler-Lkw, die Müllabfuhr oder die Feuerwehr betroffen“, erklärt er das Dilemma. Diese Fahrzeuge wären zu groß für eine Breitenbeschränkung, können aber unter der niedrigen Brücke durchfahren.
Die Banner, die die Stadt im Februar aufgehängt hat, hält er für wenig wirksam. „Wenn man professionell Lkw fährt, nimmt man Werbung nicht mehr wahr“, sagt er. Die Banner würden wie Werbeplakate einfach übersehen. „Keine Ahnung, wie man das in den Griff bekommen soll. Die Stadt hat eh schon viel in die Wege geleitet“, verteidigt Bernhard Riesener die Verwaltung.
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