Bottrop. Derzeit läuft die Eltern-Befragung zur Errichtung einer neuen Gesamtschule in Bottrop. Warum Kirchhellen dabei nicht als Standort zur Wahl steht.

Stadt und Politik sind sich einig: Bottrop soll zum Schuljahr 2027/28 eine dritte Gesamtschule bekommen. Der Elternwille spielt bei der Entscheidung eine wichtige Rolle, nicht zuletzt, was den Standort angeht. Zur Wahl stehen ein Neubau auf dem Sportplatz an der Paßstraße oder das Gebäude der 2026 schließenden Hauptschule Welheim. Warum kommt Kirchhellen nicht in Frage? Das unter anderem wollten Eltern nun auf städtischen Info-Veranstaltungen wissen.

Zum Hintergrund: Die Zahl der Bottroper Schülerinnen und Schüler weist einen signifikanten Anstieg auf. In den nächsten drei Jahren wird ein Zuwachs um knapp 600 Kinder erwartet, der sich zunächst auf die Grundschulen und in der Folge auf die weiterführenden Schulen auswirkt.

Geplante Schul-Neugründung in Bottrop: Schulgesetz fordert Beteiligung der Eltern

Bei einer Schul-Neugründung ist die Beteiligung der Eltern per Schulgesetz vorgesehen. In den letzten Tagen erhielten die Erziehungsberechtigten der Erst- und Zweitklässler ein Anschreiben mit einem Fragebogen, denn ihre Kinder werden die ersten sein, die die neue Schule besuchen könnten. Der Fragebogen soll bis zum 9. Oktober, also noch vor Beginn der Herbstferien, über die Grundschulen zurückgegeben werden.

Die anonyme Befragung umfasst eine Seite und ist über einen QR-Code außer in Deutsch in acht weiteren Sprachen abzurufen. Die Eltern werden um Auskunft gebeten, welche weiterführende Schulform sie grundsätzlich für ihr Kind bevorzugen. Sie können darüber hinaus ankreuzen, welchen von den beiden möglichen Standorten sie für die neue Gesamtschule priorisieren.

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Um die Eltern umfassend über die Hintergründe und die Chancen der geplanten Maßnahme zu informieren, hat die Stadt zwei Infoveranstaltungen angeboten. Das erste Meeting fand online statt. Von den angemeldeten 67 Eltern nahmen 40 teil. Zudem hatten Eltern Gelegenheit, eine Präsenzveranstaltung zu besuchen. Mit sechs Teilnehmern war die Resonanz hier deutlich geringer.

Beide Male nutzen die Eltern die Chance, Fragen zu stellen und zu diskutieren. Ein Vater wollte beispielsweise wissen, welchen Einfluss die zu erwartenden Kosten auf die Standortentscheidung habe.

Bottrops Schul- und Sozialdezernentin Karen Alexius-Eifert: „Der Elternwille fließt zu 55 Prozent in die Standortentscheidung ein.“
Bottrops Schul- und Sozialdezernentin Karen Alexius-Eifert: „Der Elternwille fließt zu 55 Prozent in die Standortentscheidung ein.“ © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Schul- und Sozialdezernentin Karen Alexius-Eifert beantwortet die Frage ausführlich. Zusammenfassend stellt sie fest: „Der Elternwille fließt zu 55 Prozent in die Standortentscheidung ein. Kostenüberlegungen oder andere Kriterien wie die Infrastruktur vor Ort oder mögliche Synergieeffekte spielen im Vergleich dazu eine untergeordnete Rolle.“

Dritte Gesamtschule für Bottrop: Mindestens 108 Erziehungsberechtigte müssen sie befürworten

Bekräftigt wird die Bedeutung des Elternvotums noch dadurch, dass das gesamte Vorhaben nur dann realisiert wird, wenn mindestens 108 Erziehungsberechtigte die neue Schule befürworten. Denn nur dann ist eine vierzügige Schule mit einer stabilen Platzzahlsicherung für eine einzurichtende Oberstufe realisierbar.

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„Kleinere drei- oder gar zweizügige Schulen sind nicht genehmigungsfähig“, begründet Fachbereichsleiterin Nadine Granow-Keysers die Anzahl der nötigen Stimmen für das Vorhaben. Und Stadt-Pressesprecherin Jeanette Kuhn, die beide Infoveranstaltungen begleitet, ergänzt: „Es ist also von größter Bedeutung, dass möglichst viele Eltern sich beteiligen und die Fragebögen bis zum 9. Oktober zurückgeben.“

Als die Frage nach einem alternativen Standort in Kirchhellen aufkommt, erklärt Nadine Granow-Keysers, dass der Bedarf dort durch bestehende Schulen gedeckt sei und eine zweite Schule mit einer Oberstufe nicht genehmigungsfähig wäre.

Ergebnisse der Elternbefragung werden Ende November im Schulausschuss präsentiert

Die Ergebnisse der Elternbefragung werden Mitte Oktober ausgewertet und am 27. November im Schulausschuss präsentiert. Die Stadt Bottrop setze mit diesen Maßnahmen auf Transparenz und aktive Beteiligung der Eltern, um eine zukunftsfähige Lösung für die Bildung ihrer Kinder anzubieten.

Abschließend unterstreicht Karen Alexius-Eifert das Ziel, allen Schülerinnen und Schülern bestmögliche Bildungschancen zu bieten. „Wenn wir die erforderlichen 108 Stimmen für die neue Gesamtschule nicht erreichen, müssen die bestehenden Schulen erweitert werden. Dem sind aber bauliche Grenzen gesetzt und dann müssten größere Klassen gebildet werden, um alle Anmeldungen aufzufangen.“

Vor allem in der Präsenzveranstaltung wird deutlich, dass diese Aussicht bei den Eltern auf wenig Gegenliebe stößt. Einer der Väter hat sich offensichtlich intensiv mit den Chancen einer Schulneugründung auseinandergesetzt. Den größten Vorteil der Gesamtschule sieht er darin, dass alle Abschlüsse vom Hauptschulabschluss bis zum Abitur in dieser Schulform erworben werden können. Zudem erhofft er sich innovative pädagogische Konzepte, die die Schule nicht nur als Lern- sondern auch als Lebensraum für die Kinder und Jugendlichen verstehen.

Hinzu komme, dass die Aufbruchstimmung und vielleicht auch eine gute Ausstattung an einem neuen Standort attraktiv für Lehrkräfte seien und sie motivieren könnten, nach Bottrop zu kommen.