Bottrop. Erste herbstliche Erkältungswellen haben Bottrop erreicht. Die Medikamentenversorgung ist wieder knapp, für einige Arzneien gibt es Wartelisten.
Der Herbst hat begonnen und damit startet auch die Erkältungssaison. Fast jeder kennt vermutlich jemanden, der gerade eine laufende Nase oder Husten hat. Normalerweise alles kein Problem und die jährlichen Krankheitsfälle im Herbst und Winter für Ärzte und Apotheker reine Routine. Doch bereits im vergangenen Winter lief die Versorgung mit Medikamenten nicht problemlos. Die Situation ist auch in diesem Jahr angespannt.
„Es ist schwer geworden, an Medikamente zu kommen“, sagt Apothekerin Karima Ballout, die in Bottrop zwei Apotheken besitzt und Vorsitzende der Bezirksgruppe Bottrop im Apothekerverband Westfalen-Lippe ist. Besonders schwer zu erhalten seien aktuell Antibiotika. „Viele Antibiotika sind momentan gar nicht lieferbar oder nur sehr begrenzt verfügbar“, sagt die Apothekerin.
Dies sei aktuell die größte Herausforderung bei der adäquaten Medikamentenversorgung in Bottrop. Auch Medikamente, die gegen eine im Herbst und Winter vor allem bei Kindern verbreitete RSV-Infektion eingesetzt werden, sind momentan knapp.
Viele aktuelle Erkältungen könnten eine Coronainfektion sein
Bei der Versorgung mit Medikamenten wie Penicillin oder Insulin komme es ebenfalls zu Lieferengpässen, teilweise seien sie gar nicht zu bekommen. Bei der Herausgabe von Insulin gebe es aufgrund der knappen Lieferbestände sogar eine Warteliste für die Patienten. „Das ganze System kränkelt“, findet Karima Ballout klare Worte.
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„Wir machen aktuell denselben Job, wie im letzten Winter auch“, sagt sie. Es gehe Tag für Tag wieder darum zu schauen, wo sie welche Ware herbekomme. Hinzu komme, dass vor allem die Zahl der Corona-Infektionen aktuell wieder steige. „Die Menschen testen sich nicht und denken, dass sie nur eine Erkältung haben. Viele der Erkältungen, von denen Bottroper betroffen sind, sind eigentlich Corona-Infektionen.“
Daher wolle sie weiter dafür appellieren, sich gegen Corona impfen zu lassen, um sich vor Langzeitfolgen zu schützen, die es bei einer normalen Erkältung so nicht gebe.
Dieses Jahr sind es andere Medikamente, die fehlen: Besonders Antibiotika sind knapp
Anders als im letzten Winter sei die Versorgung mit Fiebermitteln in diesem Herbst kein Problem. Bis jetzt zumindest. Denn wissen, welche Medikamente wann fehlen werden, könne sie im Voraus nicht. „Es ist andere Medizin als letztes Jahr, die bis jetzt fehlt“, weiß die Apothekerin.
Damit sie die Bottroper dennoch weiterhin versorgen kann, habe sie sogar extra Personal engagiert, das sich nur um das Lager und die Bestände an Medikamenten kümmert. „Der Mehraufwand aktuell ist extrem. Mit knappem Personal wäre das kaum möglich und wir würden alle schnell auf dem Zahnfleisch gehen.“ Daher habe sie schon seit Jahren jede Stelle gut besetzt und mehr Personal als die Mindestbesetzung der Stellen. Nur so könne sie den enormen Mehraufwand durch den Medikamentenmangel und die dadurch anfallende längere Beratung der Kunden stemmen.
Bottroper Apothekerin: „Wir haben aber noch immer alle versorgt bekommen“
Ähnlich blickt Birgit Lauer, Apothekerin und Sprecherin der Bottroper Apothekerschaft, auf die Situation. Auch sie spricht von einem Medikamentenmangel. „Besonders schwer zu bekommen sind Antibiotika“, stimmt sie zu. „Oft waren Kunden schon bei vielen anderen Apotheken, die ihr Medikament nicht hatten und auch ich habe nicht mehr viel auf Lager.“ Amoxicillin beispielsweise, das bei Kindern zum Einsatz kommt, ist aktuell gar nicht mehr lieferbar. Sie habe jedoch für den Herbst und Winter gesammelt, um zumindest die nächsten Wochen auszukommen.
Aber auch Blutdrucksenker, bestimmte Kindersäfte oder banale Dinge wie spezielle Nasensprays seien für die Apothekerin momentan teilweise nur schwer zu bekommen. „Es ist immer etwas anderes, das gerade fehlt“, weiß Birgit Lauer. „Es geht einmal quer durchs Lager, das ist wirklich erschreckend.“
Ganz so schlimm wie im letzten Winter sei die Lage jedoch noch nicht. Ob das so bleibe, oder sich die Situation im Dezember wieder ähnlich wie letztes Jahr zuspitzen werde, müsse sich im Verlauf des Winters zeigen.
„Wir haben aber noch immer alle versorgt bekommen“, sagt Birgit Lauer optimistisch – auch wenn die Situation „sehr weit weg von gut“ sei. Dennoch bedeute der Medikamentenangel nicht nur für die Apothekerin und ihre Mitarbeiter einen enormen Mehraufwand, sondern sei auch für Patienten schwer. „Kunden sind mittlerweile in Sorge und fragen mich, ob ihre Medikamente auch bald Lieferengpässe haben werden. Das kann ich aber leider nicht voraussagen.“