Bottrop. Bauarbeiten auf der Armelerstraße schränken den Busverkehr ein. Es gibt aber auch Probleme an Haltestellen, die noch angefahren werden.

„Es gibt ja nix in Vonderort“, beklagt Brigitte Bredendiek und meint damit, dass der Stadtteil bis auf ein paar Buden keine Einkaufsmöglichkeiten biete. Um sich zu versorgen, ist sie darauf angewiesen, dass regelmäßig ein Bus kommt. Eigentlich ist die Verkehrsanbindung ganz gut: Die Rentnerin lebt in einer der Seniorenwohnungen nahe dem Malteserstift St. Suitbert. Von ihrer Wohnungstür bis zur Haltestelle „Am Freitagshof“ braucht sie auch in gemütlichem Tempo kaum fünf Minuten.

Bauarbeiten auf der Armeler Straße: Die Busverbindungen leiden

Die Haltestelle, die sie nutzt, ist indirekt von den Bauarbeiten auf der Armeler Straße betroffen, die erst im Herbst 2025 enden sollen. Die Linie 291 verkehrt nur noch zwischen Bottrop ZOB und Vonderort Bahnhof und hält nicht mehr am Hauptbahnhof, wo die Rentnerin bisher im Südringcenter eingekauft hat. Insgesamt fallen auf der Linie 291 acht Haltestellen aus, sodass die Linie stark verkürzt ist:

  • Haus-Hove-Straße
  • Im Brahmkamp
  • Wissmannstraße
  • Armeler Hof
  • Unterberg
  • Bottrop Hauptbahnhof
  • Lehmkuhler Straße
  • Hauptbahnhof Südeingang

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Die Bauarbeiten an der Armeler Straße laufen bereits seit Monaten. Die Straße ist erst im Herbst 2025 fertig.
Die Bauarbeiten an der Armeler Straße laufen bereits seit Monaten. Die Straße ist erst im Herbst 2025 fertig. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Ersatzverkehr Taxibus in Bottrop: Für Bredendiek keine Alternative

Als Ersatz für den Teilausfall der Linie stellt die Vestische einen Taxibus zur Verfügung. Jan Große-Geldermann, Pressesprecher des Busunternehmens, sagt: „Wir sind froh, dass wir zusammen mit der Stadt Bottrop schnell und unkompliziert eine Lösung für die Fahrgäste gefunden haben.“

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Sich einen Taxibus zu bestellen, sei für Brigitte Bredendiek bisher nicht infrage gekommen. Sie und ihre Tochter Heike finden, dass der Ersatzverkehr zu undurchsichtig und unpraktisch ist. Sie sind überrascht, dass man mit Monatsticket nicht zusätzlich für den Taxibus zahlen muss, und haben weitere Fragen: „Wie läuft das, wenn ich mir ohne Ticket einen Taxibus rufe? Wie groß sind die Taxis?“ Das Fazit der beiden Frauen: Das Angebot werde nicht gut genug kommuniziert.

Der Sprecher der Vestischen entgegnet: „Um die Fahrgäste zu informieren, hat man die Öffentlichkeit über eine Medieninformation in Kenntnis gesetzt und 1000 Flyer im Einzugsgebiet der Taxibusstrecke in die Briefkästen geworfen. Die Flyer enthalten sämtliche Informationen zu Fahrzeiten und Buchung des Taxibusses. Sie liegen in den Kundencentern aus und stehen auf der Homepage des Unternehmens zum Download bereit.“ In diesem Einzugsgebiet wohnt Brigitte Bredendiek allerdings nicht.

Einen Taxibus zum ersten Mal zu rufen, kann abschrecken. Tipps und wie Sie einen Taxibus der Vestischen rufen, lesen Sie hier.
Einen Taxibus zum ersten Mal zu rufen, kann abschrecken. Tipps und wie Sie einen Taxibus der Vestischen rufen, lesen Sie hier. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Ich will einen Taxibus rufen: Wie geht das?

Wer mit einem Taxibus fahren will, muss je nach Hinweis am Fahrplan 30 bis 45 Minuten vor der Fahrt unter der Telefonnummer 02366 186186 anrufen oder die Website der elektronischen Fahrplanauskunft aufrufen. Online müssen Fahrgäste ein Kundenkonto erstellen, um den Ersatz anzufordern. In beiden Fällen muss man den Namen, die Abfahrtshaltestelle und -zeit, das Fahrtziel, die Personenanzahl (auch kleine Kinder!) und Extras wie Rollstühle, Kinderwagen oder größere Gepäckstücke angeben. Für Kinder stellt das Taxiunternehmen auf Nachfrage einen Kindersitz.

Der Ersatz für den Linienbus ist aber immer noch an die Abfahrtszeiten des ursprünglichen Linienbusses gebunden. Der Taxibus fährt den Linienweg ab und berechnet dem Fahrgast den normalen Busfahrpreis als Einzelticket. Fahrgäste mit einer Monatskarte oder dem Deutschlandticket müssen nichts zuzahlen. Das Taxiunternehmen rechnet dann mit der Vestischen ab. Wer regelmäßig die gleiche Strecke fährt, kann diesen Abschnitt abonnieren: So müssten zum Beispiel Pendler oder Schüler nicht jeden Morgen anrufen.

Ob sich Brigitte Bredendiek vorstellen kann, einen Taxibus zu nehmen? Da kommt ein klares „Nein, da geh‘ ich lieber zu Fuß. Mich macht das raschelig.“ Einkauf und Rollator müsste die Rentnerin hin- und herräumen statt wie früher mit dem Bus bis zum Südringcenter durchzufahren. Die Seniorin findet den Umstieg vom Taxibus zum Bus umständlich. Tochter Heike ergänzt: „Man müsste ja ständig anrufen.“ Hinzu kommt, dass ihre Mutter gerne spontan loszieht.

Das größere Problem: Seit Beginn der Baustelle kommen die Busse stark verspätet

Nutzer beschwerten sich seit der Übernahme durch die Bahn-Tochter im Sommer 2018 darüber, dass einzelne Verbindungen zu spät kommen oder ausfallen, der Senioren erging es auch so. In den letzten zwei Jahren habe sich das gebessert und die Busse wären „einigermaßen pünktlich“ gewesen, betont Bredendiek aber.

Brigitte Bredendiek aus Vonderort muss an ihrer Bushaltestelle Am Freitagshof in oft länger warten, seit an der Armeler Straße gebaut wird.
Brigitte Bredendiek aus Vonderort muss an ihrer Bushaltestelle Am Freitagshof in oft länger warten, seit an der Armeler Straße gebaut wird. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Aber: Seit an der Armeler Straße gebaut wird, kämen sie immer wieder eine halbe Stunde zu spät. „Man steht und steht und er kommt nicht“, erzählt die 84-Jährige. Sie habe auch schon mal eine dreiviertel Stunde gewartet. Heike Lazar ergänzt: „Und wenn der Bus immer so spät kommt, dann ist er schneller voll.“ Mit ein paar Rollatoren oder Kinderwagen sei es oft eng.

„Wenn man sich darauf verlassen könnte, dass der Bus kommt, wäre das in Ordnung“, erklärt die 84-Jährige. Sie sagt, als Rentnerin habe sie nicht so viele Verpflichtungen wie manch anderer. „Aber wenn ich einen Termin in der Stadt habe, zum Beispiel beim Arzt, dann muss ich immer einen Bus früher nehmen.“ Sie fügt frustriert hinzu: „Ich komme so ungern zu spät.“ Ihre Tochter Heike Lazar fragt: „Wieso kommt der so spät? Der kann doch nicht im Stau stehen.“ Die Deutsche Bahn, die diese Linie über das Tochterunternehmen „Busverkehr Rheinland“ betreibt, äußerte sich auf Anfrage bisher nicht.

Langes Warten auf den Bus: „Was ist denn im Winter?“

Bredendiek ist noch fit. Sie läuft mit ihrem babypinken Rollator gerne zur nächsten Haltestelle, damit sie „schon mal unterwegs“ ist. „Ich stehe grundsätzlich“, erklärt sie und meint damit auch die langen Wartezeiten auf den Bus. „Solange das Wetter schön ist, geht das noch. Aber was ist denn im Winter?“, fragt Heike Lazar mit Blick auf den Jahreswechsel.

Die Rentnerin Brigitte Bredendiek ist gut zu Fuß. Wenn sie warten muss oder schon mal zur nächsten Haltestelle gehen will, funktioniert das. Aber was ist im Winter?
Die Rentnerin Brigitte Bredendiek ist gut zu Fuß. Wenn sie warten muss oder schon mal zur nächsten Haltestelle gehen will, funktioniert das. Aber was ist im Winter? © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

„Das ist ja auch blöd für die Schulkinder“, fährt die Tochter fort. „Die Busse kommen nicht oder die Kinder verpassen die Anschlussbusse.“ Von vielen Kindern aus Vonderort wisse sie allerdings auch, dass mit dem Fahrrad zur Schule fahren. „In Vonderort ist man ohne Auto aufgeschmissen“, fasst Tochter Heike die Situation für die Bewohner der Seniorenwohnungen zusammen.