Bottrop. Zwei Altersgruppen nimmt die Polizei bei der Unfallauswertung besonders in den Blick: junge Leute und Senioren. Das sind die Zahlen dazu.

Bei der Analyse der Bottroper Verkehrsunfälle nimmt die Polizei vor allem zwei Altersgruppen in den Blick: Senioren ab 65 Jahren und junge Fahrer bis 25 Jahren. Dahinter stecken Erfahrungswerte der Direktion Verkehr. Mit steigendem Alter neigen Senioren dazu, ihre Leistungsfähigkeit zu überschätzen. Junge Fahrer dagegen unterschätzen oft die Risiken im Verkehr. Die Zahl der verunglückten jungen Menschen ist 2023 stark angestiegen, von 44 auf 64. Die Zahl der verunglückten Senioren ist in Bottrop dagegen gesunken, von 56 auf 50.

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Junge Autofahrerinnen und, häufiger: Autofahrer im Alter von 17 bis 25 Jahren verursachen in NRW 22 Prozent aller schweren Verkehrsunfälle, obwohl ihr Bevölkerungsanteil nur bei acht Prozent liegt. In Bottrop hat sich im vergangenen Jahre vor allem die Zahl der Unfälle erhöht, bei denen junge Fahrer zu schnell waren. Die Zahl stieg von vier im Vorjahr auf 18.

Am Donnerstag sorgte ein schwerer Unfall auf der A44 in Dortmund für Entsetzen. Bei einem mutmaßlichen Autorennen verlor der Fahrer eines Porsche die Kontrolle über das Auto, die beiden Insassen starben, einer der beiden war 20 Jahre alt.

„Crash-Kurs“ soll junge Fahrer für Gefahren sensibilisieren

„Anders als bei den Senioren erfasst unsere Statistik bei den jungen Fahrern nicht, ob sie mit dem Auto, dem Rad oder zu Fuß einen Unfall hatten“, sagt Polizeisprecherin Ramona Hörst. „Die gestiegenen Unfallzahlen zeigen uns, dass wir weitermachen müssen mit unseren Aufklärungsmaßnahmen wie unseren Crash-Kursen.“

Diese Menschen haben schon viel Elend gesehen nach Verkehrsunfällen: Hauptkommissarin Susanne Klodt, Feuerwehrmann Maik Koch, Hauptkommissarin Judith Holländer, Notarzt Dr. Thomas Meis und die Notfallseelsorgerin Maria Aust-Andreo (von links), berichteten beim „Crash-Kurs“  im Februar am Heinrich-Heine-Gymnasium über ihre Erfahrungen an Unfallorten.
Diese Menschen haben schon viel Elend gesehen nach Verkehrsunfällen: Hauptkommissarin Susanne Klodt, Feuerwehrmann Maik Koch, Hauptkommissarin Judith Holländer, Notarzt Dr. Thomas Meis und die Notfallseelsorgerin Maria Aust-Andreo (von links), berichteten beim „Crash-Kurs“ im Februar am Heinrich-Heine-Gymnasium über ihre Erfahrungen an Unfallorten. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Im Schuljahr 2023/24 haben nach Einschätzung der Polizei 8000 Schülerinnen und Schüler ab der zehnten Jahrgangsstufe in Bottrop und dem Kreis Recklinghausen solche einen „Crash-Kurs“ besucht. Polizeibeamte, Feuerwehrleute, Rettungssanitäter, Ärzte, Notfallseelsorger und Angehörige von Unfallopfern schildern den künftigen Fahranfängern die Folgen schwerer Verkehrsunfälle.

„Es wird vermittelt, dass Verkehrsunfälle nicht einfach nur so passieren, sondern weil Verkehrsteilnehmende Regeln missachtet haben“, sagt Polizeidirektor Martin Kirchner, Leiter der Direktion Verkehr. „Nur, wenn wir uns im Straßenverkehr an die Regeln halten, schützen wir Leben – unser eigenes und das Leben anderer.“ 

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Polizei: „Fortschreitendes Lebensalter führt in der Regel zu Einschränkungen“

Den Senioren stellt die Polizei Recklinghausen als Verkehrsteilnehmern grundsätzlich ein gutes Zeugnis aus. „Senioren legen aufgrund ihrer Erfahrung als Autofahrende positive Verhaltensmuster an den Tag: gelassene Fahrweise, kein Imponiergehabe oder aggressives Verhalten, wenig Risikobereitschaft, kaum Alkohol- oder Drogenprobleme.“

Aber: „Fortschreitendes Lebensalter führt in den meisten Fällen zu Einschränkungen: Die Wahrnehmung lässt nach, die Reaktionszeit wird länger, die Beweglichkeit ist eingeschränkt. Liegt eine allgemeine Schwächung des Herz-Kreislaufsystems und der Muskelkraft vor, kann dies zu Schwierigkeiten beim Bewältigen komplexer Verkehrssituationen führen.“

Mehr Bottroper Senioren verunglücken auf dem E-Bike

Von den 50 in Bottrop verunglückten Senioren waren 18 in einem Kraftfahrzeug unterwegs. „Die Statistik macht da allerdings keinen Unterschied, ob sie am Steuer ihres Autos gesessen haben oder in einem Linienbus“, sagt die Polizeisprecherin. 13 Senioren waren zu Fuß unterwegs, elf auf dem Fahrrad und 8 auf dem Pedelec oder E-Bike. Die wachsende Beliebtheit der Fahrräder mit Elektromotor spiegelt sich in der Bottroper Unfallstatistik. Seit 2019 ist die Zahl der damit Verunglückten gestiegen, von 13 auf 36.

Deshalb bietet die Polizei schon seit Jahren ein Pedelec-Training an, das aus einem Theorie- und Praxisteil besteht. „Hier werden die wichtigsten Besonderheiten des Pedelec-Fahrens erläutert und auch in der Praxis auf einem Parcours geübt“, sagt die Polizeisprecherin.