Bottrop. Die Stadt übernimmt auch im neuen Schuljahr Kosten für fast 2000 Schüler. Wer draufzahlen muss, falls demnächst der Ticketpreis steigt.
2000 Bottroper Schülerinnen und Schüler sollen auch im kommenden Schuljahr das Deutschlandticket statt des Schokotickets bekommen. Wer keinen Anspruch auf ein Schokoticket hat, bekommt das Deutschlandticket weiter für 29 statt 49 Euro im Monat. Eine entsprechende Dringlichkeitsentscheidung von Oberbürgermeister Bernd Tischler und Bastian Hirschfelder, Vorsitzender des Jugendhilfeausschusses, soll der Rat im Juli nachträglich genehmigen.
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Die Dringlichkeitsentscheidung war notwendig geworden, weil das Land per Runderlass die Spielregeln für die Finanzierung geändert hat, und zwar mit Blick auf die Debatte um eine Preiserhöhung des Deutschlandtickets.
Bisher war die Regel so: Fast 2000 Schüler, die Anspruch auf ein Schokoticket haben, konnten stattdessen ein Deutschlandticket bekommen. Die Mehrkosten dafür trägt die Stadt. Das war bisher eine überschaubare Mehrbelastung, denn die Stadt trägt bei anspruchsberechtigten Schülern auch die Kosten fürs Schokoticket. Mehrkosten der Stadt pro Schüler und Jahr: derzeit 36,89 Euro.
An Selbstzahler, also an Eltern, deren Kinder keinen Anspruch auf ein Schokoticket haben, wurde das Deutschlandticket Schüler mit 20 Euro Rabatt ausgegeben, also für 29 statt 49 Euro. Und genau hier hat das Land die Sprachregelung geändert. Im neuen Erlass ist nicht mehr der Preis von 29 Euro festgeschrieben, sondern der Rabatt von 20 Euro. Das macht keinen Unterschied, solange der Preis für das Deutschlandticket bei 49 Euro bleibt.
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Aber: Der stabile Preis ist spätestens seit November 2023 unsicher geworden, weil sich auf der Verkehrsministerkonferenz Bund und Länder nicht auf eine dauerhafte Finanzierung des Deutschlandtickets einigen konnten. Für 2024 wurde nur eine Übergangslösung gefunden. Im Oktober steht die nächste Verhandlungsrunde an. Im Gespräch ist eine Erhöhung des Ticketpreises von 49 auf 59 Euro im Monat. Preisfrage: Wer zahlt die Mehrkosten?
Bei den Schülern mit Anspruch auf ein Schokoticket ist die Sache einfach: Die Preiserhöhung bleibt bei der Stadt Bottrop hängen, und das kann ins Geld gehen. Zum Vergleich: Rund 1,1 Millionen Euro zahlt Bottrop derzeit für das Schüler-Deutschlandticket, das ist nur unwesentlich mehr als fürs Schokoticket. Wird der Preis für das Deutschlandticket auf 59 Euro angehoben, kostet das die Stadt im Jahr eine knappe Viertelmillion Euro mehr im Jahr.
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Und was bedeutet eine Preiserhöhung für Selbstzahler: Nach dem neuen Erlass bekommen sie das Ticket künftig dann nicht mehr für 29 Euro, sondern nur noch mit 20 Euro Rabatt. Heißt im Klartext: „Bei den selbst zahlenden Schülerinnen und Schülern, die nicht anspruchsberechtigt für ein Ticket sind, müssen die Eltern die Mehrkosten tragen“, sagt Stadtsprecherin Jeanette Kuhn.
Damit machen sie aber immer noch ein gutes Geschäft. Bei einer Preiserhöhung auf 59 Euro zahlen sie dann 39 Euro im Monat. Hätte die Stadt wegen des Risikos einer Preiserhöhung den Deutschlandticket-Vertrag gekündigt, hätten sie im Monat 43,10 Euro gezahlt für ein Schokoticket, das nur in Bottrop gilt und nicht bundesweit.