Bottrop. Ein Mann aus Bottrop wird in der Silvesternacht mit elf Stichen in den Körper fast umgebracht. Jetzt stehen drei junge Männer vor Gericht.

Erst wurde geböllert, dann floss Blut: In der jüngsten Silvesternacht ist ein Mann aus Bottrop Opfer einer lebensgefährlichen Messerattacke geworden. Vor Gericht spricht der Haupttäter von Notwehr.

Es müssen dramatische Szenen gewesen sein, die sich in der Nacht auf den 1. Januar 2024 auf der Düppelstraße im Stadtteil Batenbrock abgespielt haben. Wie aus dem Nichts sind zwei Gruppen aus der Nachbarschaft plötzlich übereinander hergefallen. Dann blitzte ein Messer auf.

Opfer in der Silvesternacht erleidet elf Stiche in Hals und Körper

Das spätere Opfer hatte sich mit letzter Kraft so gerade noch in einen Hauseingang schleppen können. Die Ärzte zählten später elf Einstiche – in den Hals und in den Körper. Ein Stich ging bis kurz vor die Wirbelsäule. Die Hauptschlagader wurde nur knapp verfehlt. Außerdem wurden Brust, Bauch und Leber getroffen. In der Anklage ist von akuter Lebensgefahr die Rede.

Angeklagt sind drei Freunde – 17, 18 und 21 Jahre alt. Der 18-Jährige hatte im Getümmel zugestochen. Das hat er zum Prozessauftakt am Dienstag bereits zugegeben. „Ich weiß, was ich gemacht habe“, sagte er den Richtern der 25. Strafkammer am Essener Landgericht.

Nachbarn sind verärgert und fühlen sich angeblich bedroht

Die Angeklagten hatten gemeinsam gezockt und gefeiert. Um kurz vor Mitternacht schalteten sie den Fernseher ein und verfolgten den Countdown bis zum Beginn des neuen Jahres. „Dann sind wir runter auf die Straße.“

„ Ich habe den Strahl auf meinem Gesicht gesehen. Ich hatte Todesangst.““

Der Angeklagte (18) vor Gericht

Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass aus der Gruppe der Angeklagten auch Schreckschusswaffen mit Leuchtspurmunition abgefeuert worden sind. Das kam bei den Nachbarn offenbar nicht gut an. Sie fühlten sich angeblich bedroht, stellten die jungen Männer zur Rede. Doch die wollten sich ihre Feierlaune nicht verderben lassen.

Feuerwerk neben den Autos: Dann eskaliert die Situation an Silvester

Als später auch noch eine „Feuerwerks-Batterie“ in der Nähe der geparkten Autos gezündet wurde, eskalierte die Situation. Jetzt flogen erstmals auch Fäuste. Dabei soll auch ein Mädchen aus der Gruppe der Angeklagten getroffen worden sein. Was dann passierte, ist umstritten.

Laut Anklage haben die drei Freunde einen der Nachbarn zu Boden gestoßen, dann hat der 18-Jährige – völlig überraschend für die anderen – ein Messer gezückt und zugestochen. Er selbst präsentierte den Richtern zum Prozessauftakt allerdings eine ganz andere Version.

Angeklagter bekommt Laserpointer ins Gesicht gehalten: „Ich hatte Todesangst.“

Nach seiner Schilderung ist er selbst zu Boden gebracht und dann immer wieder brutal geschlagen worden. Der 37-Jährige habe auf ihm gesessen und nicht mehr von ihm abgelassen. Daneben habe auch noch ein Mann mit einer Pistole mit aufmontiertem Laserpointer gestanden. „Ich habe den Strahl auf meinem Gesicht gesehen“, so der 18-Jährige. „Ich hatte Todesangst.“

In dieser Situation will er schließlich sein Messer gezogen und zugestochen haben. Wortlos, wie er selbst bestätigt hat. Das Messer hat er angeblich immer dabei. Worte des Bedauerns oder der Entschuldigung fand der junge Bottroper zum Prozessauftakt nicht.

Angeklagter ist in U-Haft: Wann die Urteile gesprochen werden sollen

Der 18-Jährige war kurz nach der Bluttat festgenommen worden und sitzt noch immer in Untersuchungshaft. Die Anklage lautet auf versuchten Totschlag. Seine beiden Bekannten sind wegen gefährlicher Körperverletzung angeklagt. Sie befinden sich auf freiem Fuß.

Die Richter am Essener Landgericht haben für den Prozess zunächst noch zwei Verhandlungstage vorgesehen. Mit den Urteilen ist voraussichtlich Ende Juni zu rechnen.