Krchhellen. Seit Dezember häufen sich Beschwerden über nächtliche Rennen und Poser-Treffen. Polizei versichert: Wir haben das Problem erkannt

Das Dorf hat eine neue Raser- und Poserszene. Seit Dezember häufen sich in den Kirchhellener Gruppen in sozialen Medien Berichte und Beschwerden über nächtliche Ruhestörungen durch aufheulende Motoren und Reifenquietschen. Stadt und Polizei werden bei der Sicherheitskonferenz im Februar über Gegenmaßnahmen sprechen.

Ganz neu ist das Problem nicht. Zwischen Kirchhellener Ring und Schulze-Delitzsch-Straße sind täglich PS-starke Boliden zu sehen und zu hören, die bei jeder sich bietenden Gelegenheit die Leistungsfähigkeit ihrer Motoren zur Schau stellen, im Sommer natürlich häufiger als im Winter.

"Beschwerden, aber wenige wirkliche Beobachtungen"

2019 waren die Lärmbelästigungen durch Automotoren erstmals Thema bei einer Sicherheitskonferenz zwischen Stadt und Polizei. "Damals hat es Beschwerden gegeben, aber wenige wirkliche Beobachtungen", erinnert sich Stadt-Sprecher Ulrich Schulze. Damals hatten sich tatsächlich Gruppen mit Boliden etwa auf dem Parkplatz an der Schulze-Delizsch-Straße getroffen; aber eher, um die Autos zur Schau zu stellen oder Benzingespräche zu führen.

Jetzt hört sich das anders an an Freitag- und Samstagabenden. Ab 22 Uhr seien Autos mit lautstarken Beschleunigungsbemühungen zu hören. Ein neuer Treffpunkt und Ausgangspunkt ist nach Anwohnerangaben der Parkplatz an der Antoniusstraße/Kirchhellener Ring.

Das sind die Raserstrecken

Viele Fahrten führen über die Hauptstraße; Beschwerden gibt es aber auch aus dem Pinntal, vom Kirchhellener Ring, von der Bottroper Straße zwischen Grafenwald und Kirchhellen-Mitte sowie von der Schulstraße und der Feldhausener Straße. AfD-Ratsherr Christian Malkowski verortet die Raser-und Poserszene "besonders in der Utschlagstraße, Hauptstraße, Rentforter Straße und vielen weiteren
Gebieten". Zudem haben Autofahrer an der neuen Erschließungsstraße zum Gewerbegbiet Im Pinntal die städtischen Absperrungen abgeräumt und dort ihre Runden gedreht.

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Bezirksbürgermeister Ludger Schnieder, den der Motorenlärm  bis ins Schlafzimmer verfolgt, hat deswegen schon vor Wochen das Gespräch mit der Polizei gesucht. "Die versichert mir, das Problem sei erkannt." Er erwartet vom Straßenverkehrsamt mehr Tempokontrollen in Kirchhellen.

Stadt sieht Polizei mit im Boot

Die Stadtverwaltung spielt den Ball aber weiter. "Wir sehen da im Wesentlichen die Polizei mit im Boot", sagt Schulze, "spätestens wenn es um illegales Tuning und das Erlöschen von Betriebserlaubnissen geht". Einige der nächtlichen Raserstrecken sind aber dieselben, bei denen die Tempokontrolleure der Stadt auch tagsüber regelmäßig fündig werden. Pelsstraße: Kirchhellener Ring und Feldhausener Straße.

Polizeisprecher Andreas Wilming-Weber kündigt an: "Die Kontrollen der Raser- und illegalen Tuningszene wird für uns ein Schwerpunktthema in diesem Jahr sein." Die Polizei Recklinghausen hat Hinweise darauf, dass die massiven Kontrollen der Dortmunder Kollegen auf den Wallringen in der Innenstadt zu Absetzbewegungen führt. "Die Kontrollen verdrängen die Szene. Aber wir werden darauf achten, dass sie sich nicht bei uns festsetzen." 

Er weist aber auch darauf hin: Treffen mit legal aufgemotzten Autos "sind erstmal nicht verboten", so lange es nicht zu Verstößen gegen die Corona-Auflage oder nächtlichen Ruhestörungen kommt.

>>>Info<<<

Polizeipräsidentin Friederike Zurhausen lädt sowohl die Gerichtspräsidenten als auch die Stadtspitzen aus ihrem Zuständigkeitsbereich regelmäßig zu Sicherheitskonferenzen ein. Im Polizeipräsidium Recklinghausen geht es dann neben der allgemeinen Sicherheitslage um die Kriminalitäts- und Verkehrsunfallentwicklung in den einzelnen Kommunen. Die Polizei stellt zudem Ensatzschwerpunkte wie wie die Clankriminalität und die zu erwartenden Einsatzlagen in den kommenden Monaten vor.

Die Direktion Verkehr der Polizei arbeitet derzeit zur Vorbereitung auf die nächste Konferenz an einer Auswertung insbesondere der nächtlichen Einsätze in Kirchhellen.