Bottrop.. Der Neubau der LWL-Tagesklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie in Bottrop ist bezogen. Auf über 700 Quadratmetern können nun zwölf junge Patienten behandelt werden. Der ambulante Bereich wird ausgebaut.
Nähert sich der Besucher dem zweistöckigen Neubau der LWL-Tagesklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie von der Josef-Albers-Straße aus, mag er sich von dem halbrunden Schwung des Gemäuers glatt ein wenig umarmt fühlen. Drinnen empfangen ihn freundliche Gelb-Töne, Helligkeit und vor allem: viel Platz. Auf über 700 Quadratmetern erhalten Kinder und Jugendliche, die z.B. massive Schulprobleme haben, unter emotionalen Störungen leiden oder mit Ängsten und Depressionen kämpfen, therapeutische und pädagogische Hilfen.
Mit dem Umzug von der provisorischen Unterbringung im benachbarten Marienhospital in den Neubau im Dezember konnte auch die Zahl der Behandlungsplätze leicht erhöht werden; zwölf Patienten können sie nutzen. Über zwei Millionen Euro hat der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) in den Bau gesteckt. Die Tagesklinik ist der Haardklinik in Marl angegliedert.
„Behandelt werden bei uns Kinder von der ersten Klasse an bis zum 18. Lebensjahr“, erklärt die ärztliche Leiterin Christiane Linden. Sie haben in der Tagesklinik einen streng strukturierten Tagesablauf. Die Patienten kommen um 7.30 Uhr an, erhalten Unterricht vor Ort, nehmen ein gemeinsames Mittagessen ein. Übrigens demnächst vielleicht sogar ein selbst gekochtes: Die neue Küche neben dem freundlichen Essraum lädt geradezu dazu ein, mit den Kindern am Herd aktiv zu werden. Nachmittags stehen etwa Therapien und Familiengespräche an. „Es ist wichtig, mit den Eltern gemeinsam die Perspektive zu planen. Wir arbeiten auch eng mit den Schulen zusammen“, erläutert Linden. Jugendämter nicht zu vergessen. Um 16 Uhr kehren die jungen Patienten in ihr gewohntes Umfeld zurück. Durchschnittlich bleiben sie acht bis zwölf Wochen in der Tagesklinik, sagt Linden. Danach wird die Behandlung in der Regel bei dem niedergelassenen Facharzt fortgesetzt, bei dem der Patient schon zuvor in Behandlung war.
Nutzen können die angestellten Ärzte, Therapeuten, Pädagogen sowie Patienten im Neubau diverse Räume: Neben zwei Klassenräumen gibt’s im Erdgeschoss ein Wohnzimmer für die Jugendlichen und ein Spiel- und Bastelzimmer für die Kinder. Eine Etage höher stehen ein Snoezel-/Aktivraum zur Verfügung, ein großer Bewegungsraum inklusive Spiegel und ein Zimmer für die kreative Ergotherapie. „Wir freuen uns auch schon aufs Außengelände“, sagt Detlef Liedtke, Leiter des Pflege- und Erziehungsdienstes. Noch wühlen dort die Bagger. Geplant sind: Ballspiel-Platz, Kettcar-Parcours, Wasserspielplatz, Sitzecken, Terrasse. „Weiterhin können wir auch den Spielplatz des Marienhospitals nutzen“, so Liedtke. Die Zusammenarbeit mit dem Krankenhaus sei in allen Bereichen gut.
Ambulanz soll ausgebaut werden
Der großzügige Neubau gibt der Tagesklinik auch den Raum, die Ambulanz weiter auszubauen.
„Wir merken, dass es in Bottrop im ambulanten Bereich einen großen Bedarf gibt“, sagt Christiane Linden, ärztliche Leiterin der Tagesklinik, der die Kooperation mit den niedergelassenen Kollegen vor Ort sehr wichtig ist. Gespräche mit ihnen hätten gezeigt, dass diese oft überlaufen seien, Patienten daher teils lange Wartezeiten in Kauf nehmen müssten.
Bisher sei es noch so, dass das Klinik-Team z.B. die ambulante Nachsorge gewährleiste, wenn junge Patienten aus der Tagesklinik entlassen seien und eine gewisse Zeit bis zum nächsten Termin beim niedergelassenen Kollegen noch überbrückt werden müsse. „Oder wenn die medizinische Einstellung noch nicht abgeschlossen ist.“ Geplant ist nun, auch neue junge Patienten in der Ambulanz zu behandeln, „die noch nie irgendwo in Therapie gewesen sind“. Mit zwei ärztlichen Stellen soll der ambulante Bereich insgesamt ausgestattet werden. Räumlich liegt die neue Ambulanz mit ihren drei Räumen und dem kleinen Wartebereich gleich links vom Eingang des Neubaus. „Wir wollen im ambulanten Bereich zeitnah auch Therapiegruppen anbieten, zum Beispiel eine soziale Kompetenz-Gruppe“, erklärt Linden weiter. Geplant ist darüber hinaus eine offene Sprechstunde einmal in der Woche, die Eltern in akuten Notsituationen wahrnehmen können sollen.
Und noch ein Blick in die nahe Zukunft sei erlaubt: Einen weiteren Schwerpunkt am Standort Bottrop soll die Diagnostik im Bereich Autismus bilden.