Bottrop-Kirchhellen..


Die Natur zu pflegen, den Wald und seine Tiere ebenso im Blick zu haben wie den Bürger und sein Freizeiterleben – dafür steht Gerhard Klesen. Eine Generation lang führte er den heutigen Forstbereich West im RVR Ruhr Grün. Nun hat der 64-Jährige sich aus dem aktiven Dienst zurückgezogen und sein Amt an Diplom-Forstwirtin und Forstdienst-Assessorin Juliane Saebel (33) übergeben. „Ich freue mich: Eine Frau im Forst“, sagt Klesen und man spürt sein Vertrauen in diese Nachfolgerin, die er bereits während ihres Forstwissenschaftenstudiums (Dresden) als Praktikantin kennenlernte. Er verspricht ihr: In diesem Job „ist kein Tag mit dem anderen vergleichbar“. Zu den Aufgaben gehören Waldbewirtschaftung ebenso wie etwa die Pflege und Entwicklung von Naturschutzgebieten oder die Wald- und Umweltpädagogik.

Als der Saarländer Klesen 1980 bei dem Verband mit Sitz in Essen anfing, startete er als Leiter des Forstamts West mit den Revieren Kirchheller Heide, Hohe Mark und Mitte. Der Verband kaufte weitere Waldflächen, so dass Klesen seiner Nachfolgerin nun rund 11 000 Hektar „hinterlässt“. Das Gebiet reicht vom Niederrhein im Westen bis zur Grenze des Kreises Recklinghausen im Osten und zur Glörtalsperre im Süden. Der Kirchheller Heide im Zentrum bescheinigt Klesen eine interessante Vielfalt: vom Naturschutzgebiet Heidesee bis hin zum Forststützpunkt Heidhof inklusive u.a. umweltpädagogischer Station, Ausstellung, Waldspielplatz. Der Ausbau des Heidhofs gehört zu den Highlights in seinem Berufsleben, sagt Klesen. Ebenso wie etwa das Naturerlebnisgebiet Üfter Mark und der Bau der Wildbrücke über die A 31.

Einen Grundsatz hat Klesen stets beherzigt: „Man kann nur Dinge anpacken, die man finanzieren kann.“ In Zeiten von wenig Personal und Geld habe er mit seinem Team nach neuen Möglichkeiten geschaut und etwa den Weihnachtsmarkt am Heidhof sowie die Vermarktung von Kaminholz und Wildbret etabliert. Sponsoring sei ein großes Thema.

Wichtig sei ihm auch gewesen, Bürgern das Jagen auf RVR-Jagdflächen zu ermöglichen. Die Nähe zu den Bürgern suchte Klesen: „Ich gebe meiner Kollegin den Rat, das Ohr am Volk zu haben.“ Verbote allein helfen nicht. Ein Beispiel: „Die Leute haben im Wald wild gegrillt.“ Als Alternative schuf man die Grillplätze am Heidhof.

Was den Mann nicht zuletzt freut: „Wir haben den Kolkraben in Kirchhellen wieder eingebürgert.“ Und: Der Biber ist hergekommen, der Schwarzstorch ebenfalls. Bergbau-Folgelandschaften mit Wasserflächen schufen neue Lebensräume.

Der Heidhof als Vorbild

Erste Maßnahme der neuen Teamleiterin Forstbereich West ist es, jedes „ihrer“ Reviere mit den zuständigen Förstern zu bereisen. So verschafft Juliane Saebel sich einen genauen Überblick über die 11 000 Hektar, für die sie nun Sorge trägt.

Grundsätzlich vorgenommen hat sich die 33-Jährige, die Arbeit im Team noch weiter zu intensivieren. 35 Mitarbeiter sind im operativen Geschäft tätig, dazu Azubis. Den Austausch mit dem Team vom Forstbereich Ost (u.a. zuständig für die Haard) möchte sie gerne verstärken. „Außerdem möchte ich den Bereich der Umweltpädagogik ausbauen“, kündigt Saebel an. „Naturerlebnisstationen wie hier am Heidhof könnte es noch mehr geben.“ Natürlich biete der RVR rund um die Umweltpädagogik schon vieles an, „aber ich glaube, der Bedarf ist noch größer.“ Mit Blick auf 2018 sagt die Assessorin des Forstdienstes: „Auf mich zu kommt das Ende des Bergbaus. Ich mache die Nacharbeit.“

Als Frau sei sie übrigens keine Exotin im Forst mehr. „Ich bin in einer Zeit reingekommen, in der die Männer schon daran gewöhnt waren“, so Saebel. Schmunzeln müsse sie manchmal, wenn besondere Rücksicht auf sie genommen wird. Ein direkter Ton stört sie nicht. Im Gegenteil, sie kann ihre Kollegen nur loben: „Ich werde immer offen und fair behandelt.“