Bottrop.. Unbegleitete, minderjährige Flüchtlinge werden gemeinsam von der Fachhochschule Dortmund und der Bottroper KJH Flow gGmbH befragt.


Mit dem großen Flüchtlingsstrom im vergangenen Jahr kam auch eine große Zahl unbegleiteter, minderjähriger Flüchtlinge nach Deutschland. Die Betreuung dieser jungen Menschen stellt die Kommunen und die Träger der Einrichtungen, die sie aufnehmen, vor große Herausforderungen. Hilfe und vor allem viele neue Erkenntnisse könnte eine Studie liefern, die gerade in Angriff genommen worden ist.

„Human“ heißt das Wissenschaftsprojekt kurz – „Heimat für minderjährige Flüchtlinge, Arbeit und Neuanfang“. Zum Kernteam der Studie gehören Vertreter der Fachhochschule Dortmund und der gemeinnützigen GmbH KJH Flow, die ihren Hauptsitz seit 2001 in Bottrop hat. Die Jugendämter von Bottrop, Essen, Herten und Witten haben ihre Kooperation zugesagt.

„Wir sind eigentlich der Initiator dieser Studie“, verrät Hermann Muss, Geschäftsführer der KJH Flow gGmbh, die in Bottrop und anderen Städten Trägerin von Kinder- und Jugendhilfehäusern (KJH) ist. Mit der Fachhochschule Dortmund habe man schon häufiger zusammengearbeitet. Bereits seit Anfang vergangenen Jahres nimmt Flow in Bottrop minderjährige Flüchtlinge auf. „Das ist ein neuer Bereich der Jugendhilfe“, erklärt Hermann Muss. Bisher habe man noch keine Erfahrung damit, wie die Integration dieser jungen Menschen gelingen kann.

Ziel der Studie ist, die Lebensläufe der betroffenen Jugendlichen zu skizzieren und bei Befragungen und Interviews festzustellen, welche Folgen die Flucht und die Trennung von ihrer Familie für sie hatten und welche speziellen Bedürfnisse sich für sie daraus ergeben.

In einer zweiten Forschungsphase sollen Vertreter von Jugendämtern, Schulen, Arbeitsämtern sowie politische Akteure befragt werden, um anschließend modellhaft Perspektiven für die Integration zu entwickeln. Ergebnisse sollen im August 2018 vorgestellt werden.

Antworten erhofft sich Muss beispielsweise auf die Frage, was mit jungen Flüchtlingen passieren soll, wenn sie volljährig werden. Die Vorgehensweise in den Kommunen sei unterschiedlich. Manchmal würden Jugendliche aus Jugendhäusern herausgenommen, so bald sie volljährig werden und in Sammellagern untergebracht. Muss: „Das ist sicher die schlechteste aller möglichen Lösungen.“

Jugendliche leben auf dem Eigen

Bei Flow in Bottrop leben junge Flüchtlinge gemeinsam mit deutschen Jugendlichen in Wohngemeinschaften auf dem Eigen. Hier ist im Juli auch eine Inobhutnahme- und Clearingstelle eröffnet worden, die neuangekommene Jugendliche zunächst aufnimmt, um in Ruhe abzuklären, wie es mit ihnen weitergehen soll.